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Tagespflegestellen Kinderbetreuung in Bremen-Nord: Freie Plätze trotz Platzmangel

Obwohl es im Bremer Norden an Kitaplätzen mangelt, sind Tageseltern nicht ausgelastet. Das gilt auch für die Burglesumerin Gabriela Bliefernich, die so eine Situation in 16 Berufsjahren noch nicht erlebt hat.
27.05.2024, 18:00 Uhr
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Kinderbetreuung in Bremen-Nord: Freie Plätze trotz Platzmangel
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Gabriela Bliefernich arbeitet seit 16 Jahren als Kindertagespflegeperson. Doch so etwas wie jetzt hat die Burglesumerin noch nie erlebt: Trotz der Tatsache, dass es nach wie vor zu wenig Kitaplätze im Bremer Norden gibt, sind ihre Betreuungskapazitäten bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Und damit ist sie kein Einzelfall.

"In diesem Jahr muss ich mir zum ersten Mal Sorgen machen, dass ich nicht alle Betreuungsplätze vergeben kann", sagt Bliefernich. Als Kindertagespflegeperson darf sie fünf Mädchen und Jungen zur gleichen Zeit betreuen. "Da ich für Eltern, die im Schichtdienst arbeiten, auch Nachtplätze anbiete, kann ich insgesamt acht Verträge abschließen", schildert sie. Für das Kindergartenjahr 2024/2025 kommt sie – Stand jetzt – aber erst auf die Hälfte.

Dass Nordbremer Kindertagespflegepersonen noch Kapazitäten haben, bestätigt Patricia Brandt. "Die derzeitigen Anmeldezahlen für den Start des neuen Kita-Jahres am 1. August zeigen, dass es aktuell noch 65 freie Plätze in Bremen-Nord gibt", sagt die Sprecherin von Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD). Ungewöhnlich sei das aber nicht. "Die Anmeldezahlen in der Kindertagesbetreuung sind hochdynamisch", so Brandt. "Zum Beginn des Kita-Jahres sind die Belegungszahlen in der Kindertagespflege erfahrungsgemäß immer am geringsten." Die Plätze würden erst im Laufe des Jahres vergeben werden, sodass auch Tageseltern dann keine freien Kapazitäten mehr hätten.

Kita erste Wahl

"Oft entscheiden sich Eltern erst einmal für eine Einrichtung, weil sie über die Kindertagespflege nicht so gut informiert sind und deswegen möglicherweise skeptisch sind, und wählen dann erst später diese Betreuung für ihr Kind", erklärt die Behördensprecherin. Erst kürzlich habe der Senat aber beschlossen, das Gesetz zur Kindertagespflege zu ändern. Dem müsse nun noch die Bürgerschaft zustimmen. "Durch diese Änderung wird die Kindertagespflege zum Beispiel im Hinblick auf Krankheits- und Urlaubsvertretungen attraktiver, wenn sich mehrere Kindertagespflegekräfte zusammenschließen, um Kinder gemeinsam als externe oder Großtagespflegestelle zu betreuen", sagt Brandt.

Die Anmeldung für einen Platz bei einer Tagesmutter beziehungsweise bei einem Tagesvater funktioniere übrigens genauso wie die für einen Kindergarten, betont die Behördensprecherin. "Kindertagespflegestellen sind gleichberechtigt mit den Einrichtungen im Kita-Planer aufgelistet." Zudem könnten Eltern bei der Anmeldung ihres Kindes für eine bestimmte Kita angeben, dass sie im Falle eines negativen Bescheids entweder an einen anderen Kindergarten oder an eine Pflegestelle vermittelt werden wollen. Dieser Prozess werde von den Kita-Leitungen sowie den Fachberatungen der gemeinnützigen Gesellschaft Pflegekinder in Bremen, die die Tagespflege in der Hansestadt organisiert, gemeinsam koordiniert.

Erklärungsansätze, warum die Nachfrage nach ihrem Betreuungsangebot zurückgegangen ist, hat Gabriela Bliefernich gleich mehrere. "Zum einen dürfte das daran liegen, dass in den vergangenen Jahren gleich mehrere neue Kitas eröffnet wurden", sagt die Kindertagespflegeperson. "Zum anderen sehe ich einen Zusammenhang mit der angespannten Wirtschaftslage: Viele Eltern haben ihren Job verloren und sind damit nicht mehr auf einen Betreuungsplatz angewiesen." Mit Blick auf Pandemie und Inflation geht Bliefernich zudem davon aus, dass zuletzt schlichtweg weniger Kinder geboren wurden als noch vor ein paar Jahren.

Vermittlung an Kollegen

Um trotzdem alle Plätze vergeben zu können, macht die Nordbremerin auf sich und ihr Angebot aufmerksam. Dazu gehören etwa Aushänge bei Ärzten und Sportvereinen sowie Anzeigen im Internet. "Darauf gibt es zwar eine Resonanz, doch die meisten Eltern suchen eine Betreuung für 20 bis 30 Stunden in der Woche", erklärt sie. "Da ich von dem Job leben muss, kann ich nur Vollzeitplätze anbieten." Deshalb vermittelt sie Familien, die sie aus diesem Grund nicht aufnehmen kann, an ihren Kollegen.

Schließlich haben auch die noch freie Kapazitäten. "Es gibt regelmäßig Treffen von Nordbremer Tageseltern", erzählt Bliefernich. An der letzten Zusammenkunft vor gut zwei Wochen hätten acht Kindertagespflegepersonen teilgenommen. Davon hätte lediglich eine Kollegin alle Plätze belegt. Die übrigen lägen bei ein bis zwei Anmeldungen.

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