Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Carsharing in Bremen-Nord 500 Menschen teilen sich zwölf Autos

Das Carsharing-Angebot in Bremen-Nord ist bisher überschaubar. Cambio ist der einzige Anbieter in Bremen-Nord. Im Lesum-Park hat er jetzt die vierte Station eröffnet. Weitere Standorte sind bereits in Planung.
13.02.2022, 15:15 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
500 Menschen teilen sich zwölf Autos
Von Julia Assmann
Inhaltsverzeichnis

Das Wohnungsunternehmen Gewoba und der Carsharing-Anbieter Cambio haben jetzt eine gemeinsame Carsharing-Station im Lesum-Park eingeweiht. Ganz neu ist der Standort auf dem Parkplatz an der Charlotte-Wolff-Allee nicht. Bisher hatte dort das Unternehmen Move About ein Elektroauto stationiert. Anfang des Jahres war jedoch die Kooperation zwischen der Gewoba und dem früheren Carsharing-Partner ausgelaufen. Nun können Interessierte dort stunden- oder tageweise zwei Kleinwagen von Cambio nutzen. Einer davon, ein Renault Zoe, wird elektrisch mit zertifiziertem Ökostrom angetrieben. Für weite Strecken steht ein Ford Fiesta mit Verbrennungsmotor zur Verfügung.

Derzeit ist Cambio der einzige Anbieter, der in Bremen-Nord Carsharing-Stationen betreibt. Nach Angaben des Unternehmens nutzen derzeit insgesamt 500 Menschen in Bremen-Nord zwölf Autos. Die Zahl der Betreiber in Bremen ist insgesamt überschaubar. Neben Cambio sind die Deutsche Bahn mit ihrem Angebot Flinkster sowie das Personal Mobility Center (PMC) in der Stadt aktiv.

Zwei Stationen in Burglesum

In Burglesum betreibt Cambio jetzt zwei Stationen: neben der im Lesum-Park eine weitere auf dem Parkplatz des ehemaligen Ortsamtes an der Straße Lesumer Brink. Während an der Charlotte-Wolff-Allee zwei Wagen stationiert sind, stehen im Lesumer Ortskern inzwischen drei Autos. "Die Station wurde 2018 eingerichtet und konnte recht schnell von zwei auf drei Autos aufgestockt werden", erläutert Jutta Kirsch, die in der Unternehmenskommunikation von Cambio arbeitet. Die Fahrzeuge seien inzwischen gut ausgelastet, "sodass eine neue Station vor Ort ansteht."

Zwei Stationen in Vegesack

In Vegesack gibt es ebenfalls zwei Stationen. Eine befindet sich im Parkhaus der Brepark an der Alten Hafenstraße. Stationiert sind dort drei Fiesta, ein Aygo und ein VW-Caddy. "Die Station gibt es schon seit 2006, sie ist über die Jahre entsprechend der Nachfrage von zwei auf fünf Autos angewachsen", so Kirsch. Die zweite Station liegt recht versteckt auf dem Parkplatz hinter dem Bürgercenter am Sedanplatz. Dort stehen zwei Fiesta zum Ausleihen zur Verfügung. Der Standort sei 2013 auf Wunsch des Bauamts Bremen-Nord eingerichtet worden. Die Autos werden seither regelmäßig von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern genutzt, erläutert die Sprecherin.

Erste Station ab Sommer in Blumenthal

In Blumenthal soll laut Kirsch im Sommer die erste Cambio-Station am Bahnhof entstehen. Aus Blumenthal habe das Unternehmen in jüngster Zeit verschiedene Anfragen, unter anderem von Bauherren und von einer Kirchengemeinde bekommen, die sich ein Carsharing-Angebot wünschen. "Wenn die erste Station gut angenommen wird, wird dort absehbar sicherlich noch mehr passieren", prognostiziert die Unternehmenssprecherin.

Lesen Sie auch

Stefan Stahl, Geschäftsbereichsleiter der Gewoba für Bremen-Nord, erläuterte bei der Einweihung das Engagement des Wohnungsunternehmens für Carsharing: „Die Themen Wohnen und Mobilität gehören eng zusammen. Gerade bei Neubauprojekten wie dem Lesum-Park bieten wir unseren Mieterinnen und Mietern neben der neuen Wohnung möglichst gleich auch neue Mobilitätsformen an. Das reduziert den Bedarf an Stellflächen für private Autos. Platz, der in unseren verdichteten Städten sinnvoller genutzt werden kann.“

Anbieter prüft Standorte genau

Bei der Entscheidung, wo das Unternehmen neue Stationen einrichtet, zieht Cambio mehrere Faktoren in Betracht. So wird laut Kirsch darauf geschaut, ob der neue Standort bereits im vorhandenen Cambio-Netz liegt oder es sich für das Unternehmen um einen ganz neuen Stadtteil handelt. Dann überprüft Cambio, wie die Nachfrage an angrenzenden Stationen oder in benachbarten Quartieren ist und ob die Autos dort gut oder eher selten bewegt werden. Auch ob der Standort gut wahrnehmbar und zugänglich ist, spielt laut Kirsch eine wichtige Rolle. "Eine versteckte Hinterhof-Station wird in jedem Fall schlechter oder viel langsamer angenommen als ein Parkplatz direkt am Straßenrand."

Je weniger Parkraum es gibt, desto eher sind die Menschen bereit, vom eigenen Auto auf Carsharing umzusteigen.
Cambio-Sprecherin Jutta Kirsch

Ebenfalls größere Akzeptanz haben nach Worten der Sprecherin Standorte, die in gut durchmischten Quartieren liegen, in denen Menschen nicht nur wohnen, sondern auch arbeiten. Wenn die Alltagswege der Anwohner an der Carsharing-Station vorbeiführen, werde sie auch besser angenommen. Wichtig sei außerdem, wie "dicht" ein Quartier ist. "Je enger und kürzer die Wege, je weniger Parkraum es gibt und je besser der ÖPNV ausgebaut ist, desto eher sind die Menschen bereit, vom eigenen Auto auf Carsharing umzusteigen." Diese Voraussetzungen seien eher in Stadtzentrum-Nähe gegeben. Eine wichtiger Faktor sei auch, dass die Parkplätze rund um die Uhr zugänglich sein müssen.

Mindestens 90 bis 100 Nutzer für zwei Autos

"Je höher wir die Chancen einer absehbar ausreichenden Nachfrage einschätzen, desto eher setzen wir eine neue Station um", erläutert Kirsch. In aller Regel gehe Cambio nur an Orte, von denen das Unternehmen erwarte, dass die Station sich absehbar wirtschaftlich trägt. "Wir wollen auf keinen Fall einen Standort wieder schließen müssen, das wäre kontraproduktiv. Deshalb prüfen wir vorab sorgfältig und expandieren umsichtig. Jeder Schritt soll auf alle Fälle nachhaltig sein."

Zahlen zur Auslastung und Rentabilität macht Cambio nicht. "Diese Zahlen gehören tatsächlich zu unserem Betriebsgeheimnis. Ganz grob kann man aber sagen, dass eine Station mit zwei Autos 90 bis 100 Nutzer braucht, unter denen sich auch einige befinden müssen, die die Autos regelmäßig fahren. Auch müssen ein paar gewerbliche Kunden darunter sein, die die Autos tagsüber unter der Woche nutzen."

Zur Sache

Für wen lohnt sich Carsharing?

Wer im Jahr weniger als 10.000 Kilometer mit dem Privatwagen zurücklegt, sollte sich mit der Option "Carsharing" befassen, rät Cambio-Sprecherin Jutta Kirsch. Das sei die Grenze, ab der sich normalerweise ein eigenes Auto lohne. Wer täglich mit dem Auto zur Arbeit fährt, für den sei Carsharing jedoch in aller Regal zu teuer. "Wenn man nur zwei oder drei Tage ins Büro muss und ansonsten im Homeoffice arbeitet, kann es sich schon wieder rechnen."

Beim Carsharing gibt es für verschiedene Bedarfe unterschiedliche Tarife, ähnlich wie beim Mobilfunk: Ein Tarif mit niedrigen Grundkosten hat höhere Fahrtpreise, bei niedrigeren Fahrpreisen sind die monatlichen Grundkosten höher. Nutzer zahlen eine einmalige Anmeldegebühr und monatliche Grundgebühren. Hinzu kommen Zeit- und Kilometerpreise, die je nach Zeit, Nutzungsdauer und Größe des Fahrzeugs variieren. Jutta Kirsch nennt eine Beispiel: "Wenn Sie mit unserem am häufigsten genutzten Auto, dem Ford Fiesta, im mittleren Tarif fünf Stunden unterwegs sind und 30 Kilometer zurücklegen, zahlen Sie 16,55 Euro."

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)