Das Vorhaben von Bremens Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD), Kita-Kinder von der Quarantäne als sogenannte Kontaktpersonen auszunehmen, stößt auf Kritik. Für die Gewerkschaft Verdi und den Personalrat von Kita Bremen sind die Schritte "nicht nachvollziehbar". Tanja Latimer, Leiterin des Nordbremer Vereins Kindertagesstätten Nord, ist der Meinung, dass die Belange der Fachkräfte nicht berücksichtigt werden. Viele hätten Angst, sich mit Corona zu infizieren. Was die Situation mit ihnen macht, werde nur selten beleuchtet.
Die Pläne führten zu großer Verunsicherung und Verärgerung der Kita-Beschäftigten, betont Verdi-Geschäftsführer Markus Westermann. Er fragt: "Wo bleibt die Fürsorgepflicht für die Beschäftigten?" Der Arbeitsschutz werde mit Füßen getreten und auf Angehörige von Kindern und Mitarbeitern aus vulnerablen Gruppen keine Rücksicht mehr genommen. Grit Wetjen, Personalratsvorsitzende von Kita Bremen, bezeichnet das Vorhaben als "Schlag ins Gesicht derer, die seit Beginn der Pandemie alles dafür tun, dass es den Kindern gut geht". Das Wohl der Kinder werde gegen das Wohl der Beschäftigten ausgespielt.
Positives Testergebnis erwartet
Tanja Latimer, berichtet von einer Kollegin, die bei den regelmäßigen Corona-Tests inzwischen regelrecht auf den zweiten roten Strich – also auf ein positives Ergebnis – warte. "Viele Fachkräfte haben Angst sich zu infizieren und arbeiten trotzdem jeden Tag mit vollem Einsatz", betont die Leiterin des Vereins, der in Bremen-Nord mehrere Kitas betreibt. Jeder Tag beginne und ende mit Corona: "Mit Listen für das Gesundheitsamt, mit vielen Überlegungen, wie die nächste Vertretung organisiert und wie die Gruppe offen gehalten werden kann – unter Beachtung der Kohortenregelungen."
Gleichzeitig sei es wichtig, den Alltag unter pädagogischen Gesichtspunkten zu organisieren und zu gestalten, damit die Kinder vom Besuch der Kitas auch profitieren. "Und jeder Tag beginnt mit dem frommen Wunsch: Bitte, lass nicht noch mehr Kollegen an Corona erkranken." Latimer betont, dass die Zahl der Infektionen bei den Fachkräften seit Wochen steil nach oben gehe, "auch bei den vollständig geimpften und geboosterten. Kinder infizieren sich eben doch und sind auch ansteckend – und Fachkräfte verbringen den Tag nicht mit einem oder zwei, sondern mit bis zu zwanzig Kindern in einer Gruppe." Es räche sich nun, "dass die Kitas ohne Testpflicht für Kinder so lange offen gehalten wurden".
Wunsch nach mehr Sicherheit
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten seit Beginn der Pandemie ihre persönlichen Kontakte eingeschränkt, um sich und andere zu schützen. "In unseren Einrichtungen achten wir strikt auf die Einhaltung der Hygienevorschriften. Aber gerade in den Einrichtungen für Kinder unter sechs Jahren gibt es jeden Tag viele enge Kontakte. Sie lassen sich nicht vermeiden, denn Pädagogik baut auf Beziehungen auf und im Umgang mit den ganz Kleinen sind Masken keine Option."
Besonders Erzieherinnen und Erziehern sei klar, dass Kinder soziale Kontakte brauchen, um sich gut zu entwickeln. Dafür hätten sich alle Fachkräfte in den vergangenen zwei Jahren eingesetzt, "oft unter hohem persönlichem Einsatz". Seit Beginn der Pandemie habe es jedoch immer erst einen "massiven Protest der pädagogischen Fachkräfte" erfordert, bis deren Belange berücksichtigt wurden. Sie verweist auf den Zugang zu Impfungen für Erzieher und Lehrkräfte sowie die Testpflicht für Kita-Kinder. "Das ist schade, denn inzwischen fühlen sich viele Fachkräfte ausgelaugt und als würden sie mit ihrem Wunsch nach mehr Sicherheit für ihre Gesundheit nicht wahrgenommen."