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Marode Schulen Massive Baumängel an Schulen in Burglesum

Der Bildungsausschuss des Beirats Burglesum hatte von der Bildungsbehörde einen Bericht über den Stand der Aus- und Umbauplanungen für die Schulen gefordert. Die Mitteilung war knapp und ernüchternd.
03.04.2019, 19:01 Uhr
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Massive Baumängel an Schulen in Burglesum
Von Julia Ladebeck

Es sind erschreckende Zustände, die Waltraud Struß, Schulleiterin der Oberschule Lesum, im Burglesumer Beiratsausschuss für Bildung und Kindertagesbetreuung schilderte: Schüler müssen in muffigen Klassenräumen lernen, weil Lüften nicht möglich ist. Die Fenster am Schulstandort Steinkamp sind so marode, dass sie sich nicht mehr öffnen lassen.

Den Sicherheitsbestimmungen entsprechen die Fenster ebenfalls schon lange nicht mehr. Die Aula wiederum ist so schlecht isoliert, dass sie sich im Winter nicht mehr vernünftig beheizen lässt. Dazu ist die Beleuchtung in den Fluren mangelhaft; eine Sicherheitsbeleuchtung fehlt vollständig. Und schließlich ist auch noch das Schuldach undicht. Bei Regen müssen betroffene Räume gesperrt werden.

Oberschule Lesum/Steinkamp

Einen konkreten Zeitplan für den Um- und Ausbau gibt es offenbar noch nicht. „Ich kenne ihn auf jeden Fall nicht und kann mir auch nicht vorstellen, dass es schnell gehen wird“, so Waltraud Struß. Ihrer Meinung nach müssen die Mängel, die schon lange bekannt sind, sofort beseitigt werden.

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Dieser Ansicht ist auch der Bildungsausschuss des Burglesumer Beirats. Die Mitglieder stimmten einem Dringlichkeitsantrag zu, den die CDU-Fraktion formuliert hatte. Darin werden die Senatorin für Kinder und Bildung und Immobilien Bremen aufgefordert, „umgehend die baulichen – teils gesundheitsgefährdenden, teils sicherheitsrelevanten Mängel an der Oberschule Lesum, Standort Am Steinkamp, zu beseitigen“. Ein weiteres Hinauszögern bis zu einer geplanten Gesamtsanierung beziehungsweise einem Neubau akzeptiere der Bildungsausschuss nicht, heißt es im Beschluss.

Investitionen sind notwendig

Waltraud Struß betonte, es wäre ihrer Meinung nach eine „überschaubare Summe“, die für Reparaturen zur Verfügung gestellt werden müsste. „Eventuell 300 000 Euro“, vermutete sie. Die Investition sei aber notwendig, „sonst wird die Schule noch maroder und das wirkt sich dann auch finanziell auf den geplanten Umbau aus“. Die Schulleiterin betonte: „Die Schüler haben ein Recht auf anständige Räume, in denen sie sich wohlfühlen. Wir verlangen ja keinen Luxus, nur den Mindeststandard und gute Bedingungen für Schüler und Lehrer.“

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Der Beiratsausschuss fordert in seinem Beschluss auch eine konkrete Zeitschiene für den Ausbau der Oberschule Lesum und der Grundschule Am Heisterbusch, die neu entstehen soll. Ebenso möchte der Ausschuss informiert werden, welche Interimslösung die Bildungsbehörde während der Planungs- und Bauphase vorsieht – und erwartet diese Informationen vor Dezember 2019.

Eigentlich hatte der Ausschuss sich bereits für seine jüngste Sitzung nähere Informationen erhofft. Nicht nur zum Stand der Aus- und Umbaupläne für die Oberschule Lesum und für die geplante Grundschule Am Heisterbusch, sondern auch für die Grundschulen Landskronastraße und Burgdamm sowie die Oberschule Helsinkistraße.

Bildungs- und Betreuungsangebote

Die Behörde war vorab um Informationen gebeten worden. Statt einen Vertreter zu schicken, sendete das Bildungsressort jedoch lediglich einen Bericht, der wenig Neues enthielt und zum Teil ernüchternd war.

Die Oberschule Lesum soll, wie berichtet, am Standort Steinkamp zu einer sogenannten teilgebundenen Ganztagsschule ausgebaut und sechszügig werden. Teilgebundener Ganztag bedeutet für die Schüler zusätzlich zu den Unterrichtszeiten verpflichtende und nicht verpflichtende Bildungs- und Betreuungsangebote am Nachmittag. Pro Jahrgang soll außerdem ein Klassenzug im Bereich Wahrnehmung und Entwicklung eingerichtet werden.

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Die Schulleitung hat der Bildungsbehörde bereits ein pädagogisches Konzept vorgelegt. Die Umbaupläne für die Oberschule Lesum seien in das „Maßnahmenpaket der vordringlichsten Projekte der Schulstandortplanung“ aufgenommen worden, über das die Bildungsdeputation am Mittwoch abgestimmt hat, heißt es dazu

Schule Am Heisterbusch

Der Schulstandort Am Heisterbusch soll künftig zu einer dreizügigen offenen Ganztagsgrundschule werden. Dieses Projekt werde in einen Masterplan aufgenommen, der allerdings frühestens in vier bis fünf Monaten vorliegen wird. „Die Planung für die Oberschule Lesum hat derzeit aber deutlich Vorrang“, schreibt die Bildungsbehörde, da dies „das Schlüsselprojekt“ und der erste „Dominostein“ in der Planung sei. Waltraud Struß hofft darauf, bald konkretere Informationen von der Bildungsbehörde zu bekommen: „Wir brauchen verbindliche Aussagen. Wir haben überpünktlich das pädagogische Konzept geliefert. Nun erwarte ich auch Aus- und Zusagen von der Behörde.“

Grundschule Burgdamm

Der Sachstandsbericht zum Ausbau der Grundschule Burgdamm fiel ebenfalls knapp aus. Die Schule soll durchgehend dreizügig werden. Dafür müssen Räume geschaffen werden. Umbauten seien bereits in Planung und beauftragt, hieß es seitens der Behörde.

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„Die Situation ist mit Einschränkungen verbunden, aber darstellbar.“ Wie die Einschränkungen konkret aussehen, beschrieb Schulleiterin Sabrina Aksen in der Ausschusssitzung: „Wir mussten unter anderem unseren Leseklub schließen. Alle Bücher werden eingelagert.“

Der Idee der Schulleitung, die leer stehende Hausmeisterwohnung umzubauen und für den Schulbetrieb, eventuell für den Leseklub zu nutzen, erteilte die Behörde eine Absage. Die Wohnung könne wegen „bauordnungs- und brandschutzrechtlichen Vorgaben“ nicht genutzt werden.

Daher sei ein weiterer Mobilbau erforderlich. Die Planungen dafür seien bereits angelaufen, „dieser soll so zügig wie möglich erstellt werden“. Die Aufnahme der Planungen für die Mensa erfolge nach Bereitstellung der Mobilbauten, so die Bildungsbehörde.

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Grundschule Landskronastraße

Die Grundschule Landskronastraße wird zur dreizügigen gebundenen Ganztagsschule ausgebaut. Wie berichtet, ist die Schule im vergangenen Jahr übergangsweise von einer gebundenen wieder zur offenen Ganztagsschule geworden. Hintergrund war Personalmangel: Es fehlten Lehrkräfte. Die vorübergehende Veränderung brachte eine Entlastung, weil in offenen Ganztagsschulen nicht alle Schüler das Ganztagsangebot wahrnehmen müssen. Die Teilnahme ist freiwillig. Immobilien Bremen plant laut Bildungsbehörde aktuell den Umbau; die Bau-Entscheidungsunterlage für Küche, Mensa und Ausbau des Pavillon III wurde bereits vorgestellt.

Der erste Bauabschnitt der Mensa soll laut Bericht der Bildungsbehörde bis 2022 fertig sein.Zum Abschluss ging es um die Oberschule Helsinkistraße, die sechszügig werden soll. Schulleiterin Nicole Schöllhammer zeigte sich in der Ausschusssitzung ohne Illusionen. „Perspektivisch wird in den nächsten fünf bis sechs Jahren an unserer Schule nichts passieren.

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Das ist auch die Einschätzung von Immobilien Bremen“, sagte sie. Im Bericht der Bildungsbehörde heißt es, eine „Bedarfsmeldung“ sei an IB übergeben worden. Diese umfasse den Mobilbaubedarf, die geplante Kapazitätserweiterung, den erforderlichen Mensaausbau und die Befassung mit der Sporthallensituation. Ein „Startgespräch“ bei IB zu den Planungen sei für den 10. April angesetzt.

Die Sporthalle der Oberschule wurde von der Liegenschaftsverwaltung bereits untersucht. Das Urteil fiel vernichtend aus: Es sei wirtschaftlicher, die Halle zu ersetzen, als sie im Bestand zu sanieren. „Die entsprechenden Planungen werden bei dem Gesamtprojekt mitberücksichtigt“, so die Bildungsbehörde.

Info

Zur Sache

Rüge für die Bildungsbehörde

Der Beirat Burglesum ärgert sich nicht zum ersten Mal über das Verhalten von Behörden. Mit einer Rüge der Bildungsbehörde hat der Ausschuss für Bildung und Kindertagesbetreuung des Beirats jetzt auf die späte Zusendung eines schriftlichen Berichts zum Schulausbau in Burglesum reagiert. Die Ausschussmitglieder sehen darin eine Verletzung des Informationsrechts und eine Einschränkung des Beirats.

Zum Hintergrund: Gemäß Paragraf sieben des Ortsgesetzes über Beiräte und Ortsämter sind die zuständigen Stellen verpflichtet, mit einem Vertreter an Sitzungen des Beirats teilzunehmen. Die Einladung an die Behörden muss das Ortsamt mindestens drei Wochen vor der jeweiligen Sitzung versenden.

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Darüber hinaus sind die Behörden verpflichtet, fachliche Auskünfte innerhalb eines Monats zu erteilen. Im aktuellen Fall hatte der Ausschuss über das Ortsamt am 5. Februar um eine Übersicht über die Schulausbauplanung im Stadtteil Burglesum gebeten. „Das heißt, dass der Ausschuss erwartet hat, dass jemand in die Sitzung kommt, wenn es etwas Neues zu berichten gibt“, heißt es im Beschluss der Ausschussmitglieder.

Weil es offenbar nichts wesentlich Neues gab, akzeptierte der Ausschuss nach Absprache, dass kein Behördenvertreter geschickt wird. Als Alternative sei ein schriftlicher Bericht zugesagt worden. Den gab es auch. Allerdings erst, und das rügt der Beiratsausschuss, am 29. März – drei Tage vor der Sitzung.

Das habe eine inhaltliche Vorbereitung der Ausschussmitglieder erschwert. „In Anlehnung an die Frist für Anfragen hätte eine schriftliche Stellungnahme im Idealfall bereits am 5. März vorliegen müssen“, heißt es im Beschluss. Zukünftig erwarte der Ausschuss die Einhaltung des Beiratsrechts.

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