Im Ausstellungsraum gibt es unendlich viel zu entdecken. Küchenutensilien und Wäsche von anno dazumal stapeln sich in historischen Schränken, bestickte Tücher zieren die Wände. Das Hauswirtschafts- und Mitmachtmuseum Köksch un Qualm ist klein. Im Prinzip besteht es nur aus einem Raum. Genau das reizt Stefan Scheel. Seit November 2021 leitet er die Einrichtung des Beschäftigungsträgers „Bras – Arbeiten für Bremen“. Bis mindestens 2024 vertritt er Annika Kelm, die in Elternzeit ist. Der 39-Jährige ist nach den ersten Wochen begeistert von seinem neuen Job, er sieht "unendlich viel Potenzial" und plant – trotz Corona – das Programm und neue Angebote.
Scheel sieht in seiner neuen Aufgabe die optimale Verbindung seiner bisherigen Tätigkeiten. Er hat Religionswissenschaften und Geschichte studiert und schon als Student an diversen Museumsprojekten mitgearbeitet. Auch eigene Ausstellungen hat er bereits kuratiert, unter anderem im Nordwolle-Museum in Delmenhorst. Beim Beschäftigungsträger Bras ist Scheel seit 2018 beschäftigt. Der gebürtige Lübecker, der seit 2003 in Bremen-Walle lebt, hat dort unter anderem ein arbeitsmarktpolitisches Projekt geleitet. "Als es um die Besetzung der Vertretungsstelle ging, wurde ich direkt angesprochen", erzählt Scheel. Beim Beschäftigungsträger sah man seine Erfahrungen in beiden Arbeitsbereichen als gute Voraussetzung für den Job als Leiter des Köksch un Qualm.
Die ersten Wochen hat er genutzt, um das Haus und alle Mitarbeiter kennenzulernen. Acht Festangestellte arbeiten im Museum, darunter die Theaterpädagogin Monika Bernsdorf, weitere pädagogische Kräfte sowie Angestellte in der Verwaltung und Hausreinigung. Dazu kommen die Frauen und Männer, die im Museum als Langzeitarbeitslose eine sogenannte Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung (AGH-MAE) ausüben, umgangssprachlich Ein-Euro-Job genannt. "Wir haben hier sieben Plätze", sagt Scheel. Er zeigt sich begeistert von der Qualität der Führungen und szenischen Aufführungen, die von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die Museumsgäste angeboten werden. Dabei dreht sich alles um die Zeit vor gut 120 Jahren, als in dem Haus an der Stader Landstraße noch die Familie des Tabakfabrikanten Richtering lebte.
Nicht alle machen bei den Theaterprojekten mit. "Da wird niemand zu gezwungen", betont Scheel. Einige der arbeitslosen Frauen und Männer betreuen auch Veranstaltungen, sitzen an der Kasse oder verköstigen die Besucher. Besonders gefällt ihm, dass das Team viele Vorschläge, beispielsweise zur Programmgestaltung, einbringt. Er selbst hat aber auch jede Menge Ideen. "Wir haben hier eine begeisterte und solide Stammkundschaft, die unsere Veranstaltungen am Donnerstag zum Teil seit Jahren regelmäßig besucht." Die bewährten Angebote für diese treuen Gäste will er auf jeden Fall weiterführen und einige, die in den vergangenen Jahren zum Teil durch die Corona-Pandemie eingeschlafen sind, wieder aufleben lassen.
So soll das Frühstück an jedem ersten Mittwoch im Monat ab Februar wieder stattfinden. Immer von 10 bis 12 Uhr haben Besucher nach Anmeldung die Gelegenheit, das Köksch un Qualm am Frühstückstisch kennenzulernen. Eine szenische Führung kann im Anschluss hinzu gebucht werden. Stefan Scheel kann sich aber auch vorstellen, durch eine Erweiterung des Programms neues Publikum zu gewinnen. Er möchte wissenschaftliche Vorträge zu lokalhistorischen Themen organisieren und künftig enger mit anderen Akteuren im Stadtteil wie Heimatverein und Stadtbibliothek kooperieren. Und er denkt über zusätzliche Öffnungszeiten nach. "Uns wurde schon häufiger gesagt, dass die Zeit unserer Veranstaltungen für Berufstätige nicht geeignet ist. Deshalb wäre es sicher interessant, sie auch mal abends oder am Wochenende anzubieten."
Damit soll es im Sommer losgehen. Bis Ende Januar ist das Köksch un Qualm noch geschlossen. Im Februar startet das neue Programm und im Mai wird das Team die Räume in Burgdamm anlässlich des Vegesacker Hafengeburtstags verlassen. Zusammen mit den Akteuren vom Geschichtenhaus Vegesack sind szenische Aufführungen vor Ort geplant.