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Gröpelinger Kinder stellen aus Klingende Kleider und Mode für den Trip zum Mond

Wie funktionieren Kleider, die klingen und wie könnte die Mode aussehen, wenn Flüge zum Mond ganz normal sind? Gröpelinger Kinder haben darüber kreativ nachgedacht – und fanden sehenswerte Antworten.
14.07.2025, 05:10 Uhr
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Klingende Kleider und Mode für den Trip zum Mond
Von Sigrid Schuer

Überdimensionale Schmetterlingskleider baumeln in voller Farbenpracht im Ausstellungsraum des Kinder- und Jugend-Ateliers Roter Hahn an Bügeln von der Decke. Doch damit nicht genug: In großen Blüten-Kleidern wird der Sommer spürbar. Dazu kommen die Entwürfe musikalischer Kleider, die ein Schmuck für jede Opernbühne wären. Die jungen Künstler des Ateliers haben die Interpretation verschiedener Musikinstrumente in ihre Mode-Entwürfe einfließen lassen. Verziert sind sie mit Notenpapier, per Stempel aufgedruckten Noten, mit schwarzem Tüll und weißen Perlenketten. Volontärin Rafiga aus Aserbaidschan hat die kleinen Künstlerinnen und Künstler fotografiert und die Porträts am oberen Ende der Kleiderbügel befestigt. Und auch ganz futuristisch wird's: So setzt fantasievoll mit vielen Details gestaltete Zukunftsmode zusätzliche Akzente. Noch bis zum 22. August ist die Ausstellung "Wir setzen Trends" im Atelierhaus Roter Hahn zu sehen. Ein optischer Genuss und ein Gute-Laune-Garant. Jedes der 58 Kinder, die an dem Kunstprojekt zum Thema Mode und individuellem Ausdruck der eigenen Persönlichkeit beteiligt war, konnte sich ein Thema aussuchen.

Der Traum von Paris

Die Wahl von Thalia fiel auf Zukunftsmode, sie bastelte ein Weltraumkleid. Weshalb? "Ich finde den Weltraum einfach cool!", sagt die Siebenjährige. Ob sie selbst einmal als Astronautin zum Mond fliegen möchte? Kurz überlegt sie und sagt dann: "Na klar, das wäre doch was!" Aber Thalia hat auch Träume, die nicht ganz so weit in der Zukunft liegen. "Ab der fünften Klasse können wir ja eine zweite Fremdsprache wählen", sagt sie. Dass das bei ihr Französisch sein wird, liegt für die Schülerin auf der Hand. "Dann machen wir bestimmt eine Klassenfahrt nach Paris, in die Stadt der Liebe und der Mode", strahlt sie. Inspirationen für neue Mode-Kreationen inklusive.

Thalia ist eines der Klecks-Kinder, die in der zweiten Klasse über die Grundschule an der Fischerhuder Straße in die Kinderkunstwerkstatt gekommen sind. Für sie und ihre Mitstreiterinnen, die zehnjährige Bella und die siebenjährige Selena, ist Mode schon ein wichtiges Thema, sagen sie. Bella und Selena haben zwei der wunderschönen Blumenkleider aus Transparentpapier entworfen. "Ich bin über meinen großen Bruder hierher gekommen", erzählt Selena, die die Grundschule am Halmer Weg besucht. Klar, dass sie ab und an auch die 20. Ausgabe der Castingshow "Germany's next Topmodel" geguckt haben. "Mode ist einfach ein großes Thema, und ich hatte auch selbst Lust, mit den Kindern dieses Thema in unserem Atelier umzusetzen. Wir haben gemeinsam überlegt, ab wann Mode zu Kunst werden kann", sagt Kerstin Holst, die seit sechs Jahren das Atelier des Vereins "Kultur vor Ort" leitet. Die Kunstpädagogin und freischaffende Künstlerin hat ihr eigenes Atelier im Fedelhören.

Kooperation mit dem Gerhard-Marcks-Haus

Generell werde im Elternhaus sehr genau darauf geachtet, dass sie nicht zu viel auf dem Handy unterwegs sei, erzählt Bella. Dann gebe es auch schon mal verordnete Sendepausen. Sie komme sowieso lieber in die Kinderkunstwerkstatt, um hier ihre künstlerische Ader auszuleben und andere Kinder zu treffen, sagt die Zehnjährige, die noch die Grundschule am Pastorenweg besucht und bald an die Oberschule am Waller Ring wechseln wird. "Kunst ist meine Lieblingsbeschäftigung", betont Bella. Das Engagement und das Können der Kids wird von größeren Museen durchaus wahrgenommen. Nicht von ungefähr wurden die Mitglieder der Gröpelinger Kinderkunstwerkstatt vor knapp zwei Jahren eingeladen, ihre Kunstwerke im Gerhard-Marcks-Haus auszustellen. Direktor Arie Hartog war und ist es ein besonderes Anliegen, die Kooperation mit dem Atelierhaus voranzutreiben. Zuletzt gemeinsam mit dem Wilhelm Wagenfeld Haus im Rahmen der interaktiven Galerie "Auf den Tisch".

Feinmotorik wird gefördert

Noch etwas Wichtiges komme hinzu sagt Kerstin Holst: "Die Kinder und Jugendlichen sind oft nur noch digital unterwegs, da bleibt die Feinmotorik auf der Strecke. Die Folge: Es fehlt die Kopf-Hand-Verbindung". Hier im Atelier werde mit ganz traditionellen Techniken gearbeitet, beispielsweise mit Scherenschnitt oder Papierflechtkunst. Indem sie versuchten, mit Kunst Lösungen zu finden und auch mal daran scheiterten, reagierten sie flexibel auf diese Herausforderung, würden umdenken, um doch noch ihr Ziel zu erreichen, sagt Holst. Das nütze ihnen auch im Alltag.

Das Interesse der Eltern an ihren Kindern, die zu den Ausstellungseröffnungen ins Galeriehaus Roter Hahn kommen, nimmt Kerstin Holst sehr genau wahr: "So eine Vernissage ist für sie echt ein Ereignis, sie sind sehr stolz auf ihre Kinder und feiern sie". Bei selbst gebackenem Kuchen kämen Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturen, die in Gröpelingen leben, miteinander ins Gespräch. Viele Kinder und auch Jugendliche wollten eigentlich gar nicht mehr weg aus dem Atelierhaus Roter Hahn. "Uns fällt es natürlich schwer, da nein zu sagen", sagt Holst. Auf der anderen Seite gebe es eine lange Warteliste von Kindern und Jugendlichen aus Gröpelingen, die unbedingt einen Platz in der Kinderkunstwerkstatt ergattern möchten. Das dürfte in Zukunft noch schwieriger sein, denn ab dem Sommer wird die Anzahl der Werkstätten von drei auf zwei reduziert. Begründung der Politik: Bremen müsse sparen.

Den Kunstwerken ist anzusehen, wie viel Liebe zum Detail, Sorgfalt und Kreativität in ihnen steckt. Rund ein halbes Jahr hätten die Kinder an dem Projekt gearbeitet, ein Mal pro Woche für zweieinhalb Stunden, erzählt Kerstin Holst.

Info

Die Ausstellung "Wir setzen Trends" im Atelierhaus Roter Hahn, Gröpelinger Heerstraße 226, ist bis Freitag, 22. August, von Montag bis Freitag zu den Öffnungszeiten des angegliederten Café Brand (10 bis 15 Uhr) zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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