Mit einem kleinen, vorweihnachtlichen Fest und einer kleinen Ausstellung klang das letzte Netzwerktreffen des Jahres im Begegnungszentrum St. Michaelis/St. Stephani aus. Die Anwohnerschaft hatte eigens ein Büffet vorbereitet. Die Ansage von Iris Wensing, der Quartiersbeauftragten für die Bahnhofsvorstadt: "Das muss alles aufgegessen werden". Das Beste kommt zum Schluss, heißt es ja immer so schön und das traf in diesem Fall sogar zu.
Wie geht es 2024 weiter?
Iris Wensing darf nach zwei Jahren als Quartiersbeauftragte für die Bahnhofsvorstadt West bleiben. Ihre bisherige 25-Stunden-Stelle wird auf eine Vollzeit-Stelle aufgestockt. Dafür gab es von der erschienenen Anwohnerschaft und den Institutionen Applaus. Denn seitdem Wensing als Ansprechpartnerin, Problemlöserin und Impulsgeberin durch das Quartier wirbelt, hat sich doch einiges an der Situation des benachteiligten Stadtteiles, der sich lange im Dornröschenschlaf befand, verbessert. Dementsprechend groß waren die Befürchtungen, dass im Falle einer Nichtverlängerung von Wensings Vertrag das Quartier erneut abrutschen könnte. Zuletzt hatten Anschreiben der Brebau und Flyer der Polizei, in denen vor vermehrten Einbrüchen und Diebstählen gewarnt wurde, für Aufsehen gesorgt. Für die Quartiersbeauftragte soll jetzt auch ein eigenes Büro angemietet werden.
Noch eine gute Nachricht: Der Einzugsbereich der Quartiersbeauftragten soll auf die Bahnhofsvorstadt Ost erweitert werden, also bis hin zum Rembertiring. Das Quartier wird wie vier andere Kleinst- und Sondergebiete im Rahmen des Q5-Projektes auch vom Sozialressort gefördert. Wensing und Projektleiter Stefan Kunold von der Hans-Wendt-Stiftung hatten beim Ressort im Frühjahr drei verschiedene Szenarien zu den notwendigen Bedarfen vorgelegt. Ein Großteil des von ihnen als Mindestmaß notwendig skizzierten Bedarfes wurde bewilligt. Betriebs- und Lohnkosten-Steigerungen machten sich bei den Kalkulationen nun bemerkbar, bilanzierte Kunold. Die Bahnhofsvorstadt ist mit ihrem integrierten Entwicklungsprojekt Teil des für 2026/2027 anvisierten Stadtumbaus.
Welche Termine stehen im Stadtteil an?
Bis Ende des Jahres wird der bisher unwirtliche Durchgang zum Wendeplatz Steinhäuserstraße von einem Künstler und einem Stadtteil-Team künstlerisch und farbenfroh gestaltet. Das Nachbarschaftsprojekt Urban Gardening auf dem Gelände der Brebau wird im neuen Jahr in anderer Besetzung fortgeführt. Auch die AGs, unter anderem die AG Müll sollen weiter fortgeführt werden. Die Vermüllung ist nach wie vor ein ganz heißes Thema im Stadtteil, das gilt auch für die Gehwege vor den Brebau-Blocks in der Falkenstraße. Vonseiten der Wohnungsbaugesellschaft wird beteuert, dass Müllsammler eingesetzt werden. Am Sonnabend, 23. Dezember, wird in dem kubanischen Tanzstudio "Casa Cultural", Bürgermeister-Smidt-Straße 55 bis 61, von 12 bis 17 Uhr ein Bauchtanz-Workshop veranstaltet.
Was gibt es sonst noch Neues aus dem Viertel?
Zwischen Präsident-Kennedy-Platz und dem Haus des Reiches sind laut Auskunft von Christian Modder, Koordinator der Sicherheitspartnerschaft Hauptbahnhof, vom Umweltbetrieb Bremen fünf Bänke abgebaut und eingelagert worden, weil sich dort vermehrt Drogenkranke niedergelassen hatten. Nun habe sich die Situation, auch in puncto Vermüllung verbessert, sagte Wensing. Die Bänke werden nun allerdings von Spaziergängern schmerzlich vermisst. Deshalb hatte Modder um eine Entscheidung des Netzwerktreffens gebeten, ob die Bänke nun wieder aufgestellt werden sollen. Die Mehrheit der Anwesenden stimmte dafür. Noch eine Information zu den Rundbänken am Wall, Ecke Fedelhören: Auch diese werden im kommenden Jahr abgebaut, restauriert und wieder aufgebaut.
Das Übergangswohnheim am Breitenweg 51, gegenüber dem a&o-Hostel, das eigentlich schon im vergangenen Jahr eröffnet werden sollte, macht jetzt am 9. Januar auf und wird ab dem 17. Januar bezogen.
Gibt es mehr Kultur im Quartier?
Ja, gibt es. Seitdem der Verleger Madjid Mohit mit seinem Sujet-Verlag vom Breitenweg in die Bornstraße 19 umgezogen ist, existiert dort nun ein weiterer Kulturort, in dem Lesungen, Konzerte und Ausstellungen veranstaltet werden. Die nächste Vernissage wird am 26. Januar, um 18.30 Uhr mit einer Lesung und Musik veranstaltet. Eine Gedenkveranstaltung für einen syrisch-kurdischen Künstler, der vor einem Jahr gestorben ist. Mohit betonte, das er sehr gern mit den Akteuren im Stadtteil kooperieren möchte.
Und noch eines: Das Nachbarschaftsprojekt des Übersee-Museums wird bis Ende Februar fortgesetzt. Der Clou: Die Anwohnerschaft in der Bahnhofsvorstadt, von der Nikolaistraße bis zum Rembertiring, hat weiterhin freien Eintritt in dem Museum am Bahnhof. Ein offizielles Dokument am Eingang vorzuzeigen, aus dem die Anschrift hervorgeht, ist ausreichend. Noch bis Ende April wird die große Sonderschau zum "Buddhismus" im Übersee-Museum gezeigt. Projektleiterin Susanne Hamacher vom Übersee-Museum wies darauf hin, dass weiterhin Sprachcafés sowie Vorlese- und Spiele-Formate angeboten werden. Sie stellte gleich für die ersten beiden Monate des Jahres weitere Aktionen in Aussicht.
Welche Institutionen haben sich vorgestellt?
Hausherrin und Pastorin Annette Quade stellte das Begegnungszentrum St. Michaelis/St. Stephani vor. "Wir sind seit 2009 eine Gemeinde. 2016 wurde das Begegnungszentrum eingeweiht", berichtete sie. Bei der Fusion sei damals der Entschluss gefasst worden, sich auf die St. Michaelis-Gemeinde zu konzentrieren. Dort gibt es viele Angebote wie den Sonntagstreff für Menschen, die nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Aber auch für Jugendliche und Senioren.
Doch damit ist die Fusionierungswelle in der Bremischen Evangelischen Kirche noch nicht abgeschlossen, zum 1. Januar 2025 steht eine weitere Fusion mit der Waller Gemeinde und der Immanuel-Gemeinde an, unter dem Motto von Walle bis zum Brill. Auch Cornelia Barth vom Verein "Comeback" stellte die Arbeit der Drogenberatungsstelle vor. Deren Arbeit ist im Stadtteil-Kurier schon mehrfach detailliert beschrieben worden.