Das Schmuckstück am Bischofstor erstrahlt nun wieder in frischer weißer Farbe: "Wir freuen uns darüber, auch alle Kunden", sagt Petra Thorenz aus dem Bäckerladen in den Wallanlagen. Vielen Passanten geht das genauso, von denen einige mit den fleißigen Kräften ins Gespräch gekommen sind, die Graffiti-Schmierereien am Torhaus entfernt und für den neuen Anstrich gesorgt haben. Die drei am Hoppenbank-Projekt "Frische Wände fürs Quartier" beteiligten Parteien schauen deshalb nicht ohne Stolz auf ihr gelungenes Gemeinschaftswerk.
Bis zu sechs aus der Haft entlassene oder von Haft bedrohte Personen zwischen Ende 30 und Mitte 40 hat der Verein Hoppenbank als freier Träger der Straffälligenhilfe im zweiten Durchlauf dieses niedrigschwelligen Projekts eine Möglichkeit zur Integration auf dem Arbeitsmarkt eröffnet. Es wurde 2023 gestartet, wird vom Innensenator unterstützt, und läuft Ende 2024 aus.
Lars, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat diese Chance ergriffen. Gerade hat er die letzten Farbbahnen aufgetragen. "Ich mache das gern", sagt der 46-Jährige und betrachtet zufrieden das Ergebnis, für das er 40 Stunden geschuftet hat und dabei als Kollege behandelt worden ist. "Ich mache im Oktober eine Fortbildung in dem Bereich", schiebt der Bremer hinterher, der für den Verein Hoppenbank für das Projekt Housing First und im Werkraum Sonne arbeitet.
"Was ich früher gemacht habe, bringt mir heute nichts mehr", sagt Lars, der im Lager oder als Schweißer gejobbt hat. Da er schon häufiger Wände gestrichen, tapeziert und diese Arbeiten jüngst bei der Renovierung von Housing-First-Wohnungen erledigt hat, würde er gern als Maler arbeiten.
Seine Engelsgeduld loben zwei Fachkräfte von den Graffiticleanern Bremen, ebenso die beiden der Maler- und Bausanierungsfirma "B & O" aus Hambergen. Unter deren fachkundiger Anleitung haben an fünf Einsatztagen zwischen zwei und sechs Projektteilnehmer die Schmierereien an der Brücke über den Wallgraben, der Sandstein-Stele und am Torhaus in Absprache mit der Denkmalpflege beseitigt.
"Sie können sich hier ausprobieren", erklärt Hoppenbank-Projektkoordinatorin Alina Oldenburg. "An diesem Mega-Spot mit viel Durchlauf kommen unsere Teilnehmenden auch mit Passanten und Anwohnern ins Gespräch", freut sie sich über schöne Begegnungen, die es sonst nicht gegeben hätte.
Außer Lars zeigt auch ein Klient aus dem "Step by step"-Projekt für Arbeits- und Ergotherapie ihrer Kollegin Susanne Haslop ernstes Interesse am Malerberuf. Er wird in dieser Woche entlassen. Mit ihm habe "B & O" ein Vorstellungsgespräch in der JVA geführt, berichtet sie. Ob es mit der Ausbildung klappt? Haslop ist wegen der großen Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsort und des fehlenden Autos skeptisch.
Maler- wie Fassadenreinigungsbetrieb sehen in der Zusammenarbeit mit dem Verein eine Möglichkeit, ein soziales Projekt zu fördern und in Zeiten des Personalmangels eventuell neue Kräfte zu generieren. "Auch unseren Mitarbeitenden macht es Spaß", versichern "B & O"-Geschäftsführer Hassan Omar und Graffiticleaner Tayyar Altinay.