Keine große Lösung, um die Bremer Innenstadt attraktiver zu machen, sondern viele kleine Projekte. Keine Verlegung der Straßenbahn von der Obernstraße in die Martinistraße, wie seit fast 30 Jahren diskutiert, sondern Investitionen in die Ränder der Haupteinkaufsmeile. So der Plan, den am Dienstag in einem Pressegespräch das Bau- und Verkehrsressort vorgestellt hat.
Der WESER-KURIER hatte am Tag zuvor bereits berichtet, dass die Verlegung der Straßenbahn keine Option mehr ist. Die Gründe: zu teurer und eine Bauzeit von so vielen Jahren, dass die Bremer City zu einem Teil lahmgelegt gewesen wäre. Auf Grundlage dieses Ergebnisses einer Machbarkeitsstudie schlägt die Baubehörde dem Senat nun vor, den Dauerbrenner Bahnverlegung endgültig zu löschen.
Bremen hätte Kosten allein tragen müssen
"Wichtig ist, dass wir jetzt die Basis haben und uns nicht weiter mit einer Grundsatzentscheidung befassen müssen", sagte Bau-Staatsrat Ralph Baumheier. Er vertrat bei dem Termin die erkrankte Bau- und Verkehrssenatorin Özlem Ünsal (SPD). Die Kosten für eine Verlegung, geschätzt wurden sie in der Studie mit weit mehr als 100 Millionen Euro, hätte Bremen allein tragen müssen – keine Förderung vom Bund, weil sich der ÖPNV mit den Gleisen in der Martinistraße nicht verbessert hätte. Angesichts der prekären Haushaltslage wäre das kaum leistbar gewesen, meinte Baumheier. Vorsichtig als "nicht zuträglich" bezeichnete er die von den Gutachtern vorhergesagte Planungs- und Bauzeit von mehr als zehn Jahren.
Was entlang der Obernstraße nun stattdessen passiert, konnte der Staatsrat bis auf den Punkt, dass für die Umgestaltung des Ansgarikirchhofs 400.000 Euro bereitgestellt worden seien, noch nicht präzisieren. Klar ist seit Langem, dass die Achse zwischen Wall und Weser, hier insbesondere der Strang Papenstraße/Pieperstraße, verstärkt werden soll. Ob dafür die gläsernen Marktpavillons in der Papenstraße entfernt werden, wie die Behörden überlegen, ließ Baumheier offen.
Die CDU-Bürgerschaftsfraktion begrüßt die Entscheidung zur Straßenbahn: "Der Streit zwischen Rot-Rot-Grün über die Zukunft der Obernstraße hat Bremen viel Zeit gekostet. Nun gibt es endlich Klarheit", erklärt Michael Jonitz, Fraktionssprecher für Mobilität. Dadurch herrsche Planungssicherheit für die dringenden baulichen und strukturellen Projekte in der City – allen voran für die Umgestaltung der Domsheide als Verkehrsknotenpunkt. "Die Schienenführung ist klar gesetzt, die Neukonzipierung des Areals mit dem Konzerthaus Glocke und dem erst kürzlich von der Stadt angekauften Postgebäude kann losgehen", so Jonitz.
Endlich Klarheit! So kommentiert in dieser Frage auch die Grünen-Fraktion. "Europaweit sehen wir, dass viele Städte ihre Zentren und den dortigen Einzelhandel stärken, indem sie die Erreichbarkeit mit der Straßenbahn fördern und ausbauen – wir haben diesen Vorteil in Bremen bereits", betont Emanuel Herold, wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion. Einer schnellen Entscheidung zum Umbau der Domsheide sollte nun nichts mehr im Wege stehen.
Die Linken freuen sich nach eigenen Angaben über das Ende einer "langjährigen Hängepartie". Eine Straßenbahnverlegung in die Martinistraße wäre von zweifelhaftem Nutzen und passe nicht in die Zeit, meint Fraktionsvorsitzende Sofia Leonidakis. Der Trend gehe bundesweit zur Straßenbahn in der Innenstadt. Beim Umbau der Domsheide müsse ein möglichst sicheres und barrierearmes Umsteigen berücksichtigt werden.
"Wir von Bündnis Deutschland kritisieren, dass in der Diskussion um die Straßenbahnverlegung nur zwei Varianten in Betracht gezogen werden", erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Piet Leidreiter. Es hätte keiner teuren Machbarkeitsstudie bedurft, um zu erkennen, dass eine Verlegung der Gleise in die Martinistraße alle Budgets sprengt.