- Warum klappt die Sanierung nicht?
- Was ist der Gegenvorschlag der Fachleute?
- Was sollten Radfahrerinnen und Radfahrer wissen?
- Welche Bedenken gibt es?
- Ist ein Asphaltstreifen in weiteren Straßen denkbar?
- Wie ist der Zeitplan?
Im Bremer Flüsseviertel verläuft der "räudigste Radweg der Neustadt". So bezeichnet jedenfalls der Neustädter Beiratssprecher Johannes Osterkamp (Grüne) den Weg auf der Südseite der Erlenstraße. Woran sich viele Radfahrer stören, ist das ständige Geholper zwischen Pflastersteinen, Asphalt und Schotter vor den Bäumen. Denn das ist alles andere als angenehm. Ob das wohl auch komfortabler geht?
Warum klappt die Sanierung nicht?
Der Neustädter Beirat hat schon vor Monaten eine Sanierung des Radwegs gefordert. Mit einem Verfahren, das die Bäume schützt und trotzdem das Fahren über ihren Wurzeln angenehmer macht. Doch daraus wird nun nichts, das ist kurz vor den Sommerferien die Auskunft des Amtes für Straßen und Verkehr (ASV) an den Beirat gewesen.
Zum einen, weil das vom Stadtteilparlament gewünschte Verfahren, einen speziellen wurzelschonenden Belag einzubauen, technisch nicht so einfach ist. Und zum anderen, weil der Radweg ohnehin viel schmaler ist als heutzutage üblich, und die Wurzeln der Bäume immer wieder Schäden am Weg anrichten. Ihn einfach breiter zu bauen, ist aufgrund der Bäume aber nicht möglich. Zu schmale Radwege sollen außerdem "nach Möglichkeit nicht saniert, sondern durch Alternativen ersetzt werden", heißt es aus dem ASV.
Was ist der Gegenvorschlag der Fachleute?
Nun haben die Fachleute des ASV dem Beirat einen alternativen Lösungsvorschlag unterbreitet. Und nach einer kurzen Diskussion hat das Stadtteilparlament inzwischen auch zugestimmt. 150.000 Euro gibt der Beirat aus seinem Stadtteilbudget Verkehr dafür aus. Derselbe Betrag kommt vom ASV hinzu.
Die Idee: Etwa auf der Fahrbahnmitte zwischen Langemarckstraße und Friedrich-Ebert-Straße wird das Kopfsteinpflaster von der Straße entfernt. Die entstandene Lücke wird dann mit Asphalt aufgefüllt. Circa 1,60 Meter breit soll der Asphaltstreifen werden, "der von Radfahrenden genutzt werden kann und sicherlich mehr Komfort bieten wird als das vorliegende Kopfsteinpflaster", so eine Sprecherin des ASV.
Was sollten Radfahrerinnen und Radfahrer wissen?
Wichtig zu wissen: Die Radwege entlang der Erlenstraße gelten trotz der Unebenheiten als verkehrssicher. Aus Sicht der Fachleute können sie also in beiden Richtungen weiterhin befahren werden. "Die Straße bleibt eine Fahrbahn für Autos, die aber von Radfahrerinnen und Radfahrern mitgenutzt werden kann", erklärt Ortsamtsleiter Uwe Martin.
Wer künftig auf dem Asphaltstreifen mit dem Rad unterwegs ist, hat keineswegs Vorrechte gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern. Kommt ein Auto entgegen, muss die Person auf dem Rad an den rechten Fahrbahnrand ausweichen. Ganz prinzipiell gilt – wie immer im Straßenverkehr – das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme.
Welche Bedenken gibt es?
Ronald Gotthelf vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Bremen hat da so seine Bedenken. "Ich halte das für nicht sicher genug, weil der Streifen ja auch relativ schmal angelegt ist." Würden sich zwei Menschen auf dem Fahrrad dort begegnen, könnte es schnell zu eng werden. "Besonders, wenn es Lastenräder sind", so Gotthelf. Außerdem würden die Fahrbahnverengungen, die beiderseits der Straße den Verkehr beruhigen sollen, die Lage noch verkomplizieren. "Aus meiner Sicht wäre es besser, die komplette Straße zu asphaltieren."
"Der Asphaltstreifen soll kein Fahrradweg sein, sondern ein Angebot für Menschen, die dort komfortabler Rad fahren wollen", widerspricht Uwe Martin. Glücklicherweise sei nicht allzu viel Autoverkehr in der Straße unterwegs "und der Streifen wird definitiv eine Verbesserung zum jetzigen Zustand sein", so der Ortsamtsleiter. "Der Begegnungsverkehr auf engstem Raum ist in Neustädter Einbahnstraßen bereits geübte Praxis, das wir auch in der Erlenstraße funktionieren", zeigt sich Beiratssprecher Johannes Osterkamp überzeugt.
Ist ein Asphaltstreifen in weiteren Straßen denkbar?
Prinzipiell teilt der Neustädter Beirat den Wunsch, das Kopfsteinpflaster auf einigen Straßen im Stadtteil durch Asphalt zu ersetzen. Er will damit den Radverkehr und die Barrierefreiheit fördern und viel genutzte Routen wie die Pappelstraße entlasten. Doch dafür hat die Stadt – wie berichtet – kein Geld.
"Es ist in der Erlenstraße ein erster Versuch, diesen Mittelstreifen für den Radverkehr einmal auszuprobieren", ordnet Martin die Baumaßnahme ein. Sollte das Angebot von Radfahrern gut und ohne nennenswerte Konflikte genutzt werden, sei denkbar, auch in anderen Straßen so vorzugehen.
Wie ist der Zeitplan?
Dass der neue Asphaltstreifen recht schnell angelegt werden kann, hat auch mit den laufenden Kanalarbeiten unter der Erlenstraße zu tun. Denn das ASV wird nun die Baustelleneinrichtung der Hansewasser nutzen und direkt im Nachgang den Straßenbelag verändern.

Die Erlenstraße ist momentan auf einem Teilstück für Autos komplett gesperrt, Fahrrad- und Fußverkehr kann die Straße weiterhin nutzen.
Momentan ist der Straßenabschnitt zwischen Langemarckstraße und Donaustraße voraussichtlich bis Ende Juli komplett gesperrt. Hansewasser repariert im Abwasserkanal Risse und erneuert einige Hausanschlüsse an den Kanal. In einem zweiten Bauabschnitt ist dann der Bereich zwischen Donaustraße und Friedrich-Ebert-Straße dran. Bis spätestens Mitte Dezember sollen die Kanalarbeiten laut Plan beendet sein.
Das ASV arbeitet dann Stück für Stück am jeweils frei gewordenen Straßenabschnitt. Die Fertigstellung des Asphaltstreifens hängt also davon ab, wie zügig die Kanalarbeiten voranschreiten.