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Kinderkulturprojekt Neustadt: Nachwuchs bringt in der Weserburg die Kunst auf den Punkt

In mehr als zehn Jahren haben Kinder und Jugendliche aus Schulen in ganz Bremen große Ausstellungen in der Weserburg präsentiert. Nun wird das Museum für moderne Kunst erstmals zur Produktionsstätte.
21.11.2024, 05:00 Uhr
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Von Sigrid Schuer

Viel Leben in der Weserburg – Museum für moderne Kunst: Auf den einzelnen Etagen wird in kleineren Gruppen Kunst vermittelt. Dazwischen beschäftigen sich 13-Jährige von der Oberschule an der Helgolander Straße ernsthaft mit den Werken zeitgenössischer Künstler und lassen sich zu eigenen Kunstwerken inspirieren.

Da ist beispielsweise Marc, der unter Anleitung des Profi-Künstlers Thomas Falk einen eigenen Schattenriss zu Papier bringt und dazu einen kleinen Text erfindet: "Der Himmel ist blau". Ein Kontrapunkt zum Novembergrau draußen. Sonia und ihre Freundin Olessia leben seit Juli in der Hansestadt und besuchen die Schule in Walle. Gut hätten sie sich inzwischen in Bremen eingelebt, sagen die beiden jungen Ukrainerinnen. Sie sind wie ihr Klassenkamerad Marc das erste Mal in der Weserburg. Sonia findet das Gebäude cool, an die Kunst habe sie sich erst einmal herantasten müssen, sagt sie. Und, nein, in ihrer Heimatstadt Kiew gebe es kein vergleichbares Museum für moderne Kunst, fügt sie hinzu.

Dass die Schülerinnen und Schüler sich erst einmal an die Kunstwerke herantasten müssen, hat auch Dorothee Wunder beobachtet. Sie ist Kunstlehrerin an der Oberschule an der Helgolander Straße und hat sich nach eigenen Angaben sehr dafür eingesetzt, dass ihre Schülerinnen und Schüler an dem Projekt "Auf den Punkt gebracht" der Quartier Ggmbh teilnehmen können. Nach einer Aufwärmphase sind sie nun voll und ganz dabei.

"Mittlerweile verbringen sie sogar ihre Pausen im Museum", erzählt Wunder und ist sichtlich angetan von der Begeisterungsfähigkeit ihrer Schützlinge. Als Inspirationsquelle dienen Werke, die in der Weserburg zu sehen sind, in diesem Fall aus der Ausstellung "So wie wir sind".

100 Kinder und Jugendliche aus ganz Bremen

Die Schülerinnen und Schüler von der Helgolander Straße haben seit dem Beginn des Projektes am 24. Oktober gemeinsam mit insgesamt 100 Kindern und Jugendlichen ab der fünften Klasse bis hin zum Teenager-Alter, von vier weiteren Schulen und aus dem gesamten Stadtgebiet, eifrig kleine Kunstwerke geschaffen. Diese sind bereits jetzt im Erdgeschoss-Raum zu besichtigen.

Dafür verwendet haben Sirma Kekec und ihre Künstlerkollegen Reiner Will, Thomas Falk und Navi Carolay Ugarte Limachi vorzugsweise nachhaltige Materialien. Auf das Holz gesammelter Käseschachteln sind etwa Variationen des Kosmos gemalt worden. In kleine, zuvor eingefettete Schälchen wurden Farben gegossen und einem Trocknungsprozess ausgesetzt. Die poppig bunten Kunstwerke, die dabei entstanden sind, zieren nun die Wände des Ausstellungsraumes. Von der Decke baumeln bunte Papierkugeln. In anderen Ecken wurden die kreisrunden Kunstwerke direkt auf die Wand gedruckt.

Esskunst als ein Schwerpunkt

Die Neustädter Künsterlin Sirma Kekec, die in der Weserburg auch als Kunstvermittlerin arbeitet, hat einen Schwerpunkt auf die Eat-Art, die "Ess-Kunst" gelegt, die einst von dem Schweizer Künstler Daniel Spoerri erfunden wurde. An einer Wand hängen aus Brot gefertigte Kunstwerke, beispielsweise in Form einer Sonne oder eines lachenden Gesichtes. Das sei für die Schülerinnen und Schüler zunächst gewöhnungsbedürftig gewesen, räumt Kunstlehrerin Dorothee Wunder ein. Seien sie doch mit der Ansage aufgewachsen, dass Lebensmittel kein Spielzeug seien. Doch Kekec verfolgt einen anderen, sozialkritischen Ansatz aus politischer Perspektive, wie sie betont: "Ich möchte die ungerechte Verteilung und Verschwendung von Lebensmitteln in den Mittelpunkt rücken".

Auf einem mit Farbklecksen übersäten Arbeitstisch liegen einige Pampelmusen feinsäuberlich aufgereiht. Zitrusfrüchte würden von angehenden Tätowierern gern zum Üben benutzt, erläutert die Künstlerin. Diese hier sollen von den jungen Nachwuchskünstlern zum Punktieren genutzt werden. Als Vorlage dienen verschiedene Frisuren, als Ausdruck individueller Identität.

Die Weserburg wird erstmals zur Produktionsstätte

Für die Weserburg ist es in dieser Form ein neuartiges Projekt. "Denn das Museum wird erstmals zur Produktionsstätte", erläutert Kurator Ingo Clauß. Das künstlerische Team der Weserburg habe zwar seit mehr als zehn Jahren mit großen Ausstellungsprojekten Erfahrungen mit Kinderkulturprojekten von Quartier gesammelt und die Werke von kleinen Nachwuchskünstlern in jeweils einer großen Ausstellung pro Jahr in den Museumsräumen gezeigt, fügt er hinzu. Auf diese Weise stürmten pro Vernissage gleich mehrere hundert Kinder in die Weserburg. Die Schülerschaft kam immer zu Führungen in die Weserburg, danach entstanden die Kunstwerke extern.

Erstmalig hat sich das Museum für moderne Kunst für den Projektzeitraum vom 24. Oktober bis 13. Dezember nun als Werkstatt und Ausstellungsraum gleichermaßen geöffnet. Mit dieser wachsenden Ausstellung ist auch für die Projektleiterinnen von Quartier, Nadine Scheffler und Louisa May, ein Traum in Erfüllung gegangen, wie sie betonen.

Kostenloser Druck-Workshop für alle

In dem Raum im Erdgeschoss dürfen auch Besucherinnen und Besucher tätig werden. Das ist beispielsweise am Sonntag, 24. November, der Fall. Dabei sollen unter dem Motto "CD ade" alte CDs, die auch gerne mitgebracht werden dürfen, als Druckplatte eingesetzt und bearbeitet werden. Die Werke sollen Teil der wachsenden Ausstellung werden.

An dem offenen Druck-Workshop, den der Künstler Thomas Falk ebenfalls am Sonntag, 24. November, um 14 Uhr in der Weserburg anbietet, können Familien mit Kindern ab fünf Jahren sowie Jugendliche und Erwachsene kostenlos teilnehmen. Um Anmeldung per E-Mail an info@weserburg oder unter Telefon 59 83 90 wird gebeten. Am Freitag, 13. Dezember, um 12 Uhr wird der finale Zustand des Raumes der Öffentlichkeit präsentiert. Die Ausstellung wird bis 5. Januar gezeigt und kann zu den regulären Öffnungszeiten, von Dienstag bis Sonntag, von 11 bis 18 Uhr besichtigt werden.

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