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Bauland Große Nachfrage nach kleinen Grundstücken

Bauwillige haben in Bremen-Nord die Qual der Wahl: Knapp 1400 Baulücken sind nördlich der Lesum gelistet. Einige davon in 1a-Lage direkt am Wasser. Wo der Haken ist...
26.05.2023, 06:00 Uhr
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Große Nachfrage nach kleinen Grundstücken
Von Patricia Brandt

Sie wollen im Bremer Norden ein Häuschen bauen und es fehlt nur das passende Grundstück? Möglicherweise lohnt sich ein Blick ins Baulückenkataster. Zwischen Farge und Vegesack weist die Verwaltung Hunderte von Grundstücken aus, darunter einige Freiflächen in Sahnelage zum Beispiel direkt am Grohner Jachthafen. Wo die meisten Baulücken zu finden sind, wie das Kataster funktioniert und wo der Haken bei der Sache ist. Ein Überblick.   

Wie viele Baulücken gibt es in Bremen-Nord?

Die Baulücken-Arbeitsgruppe des Bremer Bauressorts führt für den Bremer Norden exakt 1383 Baulücken (Stand Mai). Die größte Anzahl bebaubarer Grundstücke findet sich mit 703 Baulücken in Blumenthal. Für Vegesack weist die Behörde aktuell 413 und für Burglesum 267 Plätze aus. Darunter 1000-Quadratmeter-Grundstücke mitten im Grünen in Farge, an der Alten Straße in der Nähe des Dillener Parks, Kleinode in der Bremer Schweiz wie an der Straße Birkenhof/Lesumer Heerstraße in St. Magnus und auch ein 10.000-Grundratmeter-Grundstück an der Straße Am Wasser direkt an der Lesum gelegen. Dabei fällt auf, dass in einigen Quartieren wie am Bockhorner Weg in Lüssum-Bockhorn viele Baulücken nebeneinanderliegen. Das hat mit der alten Siedlungsstruktur zu tun: In zweiter Reihe findet sich oft Platz für ein zweites Haus. 

Wie funktioniert das Kataster?

Seit 2017 ist das Baulückenkataster Bremen unter www.bauluecken.bremen.de für Bürger öffentlich im Netz einzusehen. „Vorher gab es Papierkataloge von den einzelnen Stadtteilen, die 1990/1991 erhoben worden. Diese Kataloge konnten bei uns ausgeliehen werden, wurden aber nicht aktualisiert. Deshalb war der Schritt zum Online-Kataster ein wichtiger Baustein für unsere Arbeit“, berichtet Anja Lemke von der Arbeitsgruppe Baulücken des Bauressorts. Die Seite ermöglicht es Nutzern, den jeweils geltenden Bebauungsplan zuzuschalten und somit zu sehen, was auf dem Areal gebaut werden darf. Das Kataster werde laufend aktualisiert: Sobald ein neuer Bauantrag vorliegt, würden die Listen überarbeitet. Der Bestand ändere sich damit mitunter sogar täglich.  

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Ab wann ist es eine Baulücke?

Es gibt keine Ober- oder Untergrenze bei der Flächengröße. „Wir entscheiden im Einzelfall“, sagt Anja Lemke aus der Baubehörde. Für ein Tiny House auf Rädern zum Beispiel würden rund 20 Quadratmeter Stellfläche benötigt. Wie groß die Grundstücksgröße sein sollte, hänge von mehreren Faktoren ab, zum Beispiel vom Abstand zum Nachbargrundstück. Anja Lemke: „Es gibt sicherlich noch kleinere Häuser, die ihre Fläche suchen, doch ist die Nachfrage sehr gering. Trotzdem möchte ich nicht ausschließen, dass unter bestimmten Voraussetzungen solch eine Fläche in unserem Baulückenkataster gezeigt wird, denn selbst das kleinste Haus braucht seinen Platz.“ Seit Neuestem weist das Kataster 14 Mini-Baulücken in Bremen-Nord mit dem Zusatz Tiny Houses aus, beispielsweise an der Sinaistraße in Burglesum. Diese kleinste Baulücke in der Region misst 191 Quadratmeter. 

Gibt es Bedarf an Mini-Grundstücken?

Die Nachfrage nach Grundstücken im Miniaturformat ist nach Auskunft der Baubehörde zurzeit ausgesprochen groß. Auf das in diesem Monat gestartete Angebot, sich unter dem Begriff Tiny Houses auch kleinste Baulücken anzeigen zu lassen, hat es demnach eine „wahnsinnige Resonanz“ gegeben. Anja Lemke spricht von zahlreichen Mails und Anrufen von Bauwilligen. 

Vorteile der Lückenbebauung?

Wer sein Häuschen in eine Lücke setzt, hilft, Neubauprojekte auf der grünen Wiese zu vermeiden. Und erhält damit im Rahmen des Bremer Baulückenprogramms finanzielle Vorteile. Zum Beispiel vergibt die Bremer Aufbau-Bank eine Mietwohnungsförderung und einen Eigenheimzuschuss. Außerdem beteiligen sich die NordLB und die Bremische Volksbank mit ermäßigten Hypothekenzinsen am Baulückenprogramm und die ÖVB Versicherungen mit einem Prämiennachlass bei der Wohngebäudeversicherung. Erforderlich ist jeweils ein Baulücken-Testat, erhältlich bei der Arbeitsgruppe Baulücken.  

Wer hilft Bauwilligen weiter?

Häuslebauer finden im Baulückenkataster weder Preise noch Ansprechpartner für einen Ankauf der Grundstücke. „Es handelt sich hierbei nicht um ein Verkaufsportal“, betont Anja Lemke aus der Baubehörde. Der Grund: Ein Großteil der Grundstücke befinde sich in Privatbesitz. Die Verwaltung dürfe die Lücken zwar laut Baugesetzbuch öffentlich machen, nur: „Die Eigentümer sind nicht verpflichtet, verkaufen zu wollen.“ So steht beispielsweise nach Recherchen unserer Zeitung das private Refugium gegenüber des Grohner Jachthafens nicht zum Verkauf – selbst, wenn es als Baulücke ausgewiesen ist. Namen der Eigentümer lassen sich im Kataster übrigens auch nicht finden – aus Gründen des Datenschutzes. Bei der Suche nach dem Eigentümer könnten möglicherweise die Nachbarn helfen, heißt es dazu aus der Behörde.  

Bekommen Eigentümer viele Anfragen?

Das wird nicht ermittelt. Ein Beispiel: Obwohl das Kataster mehr als ein Dutzend Baulücken an der Wohnstraße Alhardstraße in Schönebeck aufzeigt, die alle auf den rückwärtigen Teilen der Grundstücke liegen, berichtet eine Eigentümerin, dass sie noch nie von einem potenziellen Kaufinteressenten angesprochen worden sei. Gleichzeitig habe sie selbst aber bereits daran gedacht, ein Doppelhaus im Garten aufzustellen. Erlaubt seien an der Stelle jedoch nur Einzelhäuser. „Es ist schon erstaunlich: Einerseits wird Fläche gesucht und in einigen Gegenden wohnt man wie die Sardinen und andererseits dürfen wir hier, wo viel Platz ist, nicht mal ein Doppelhaus aufstellen, obwohl dann immer noch viel Platz drum rum ist.“

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