Im vergangenen Jahr einigten sich die Stadt sowie die Jacobs University (heute Constructor University) darauf, dass sie den Campus sowie den angrenzenden Science Park gemeinsam weiterentwickeln wollen. Basis dafür wird ein Masterplan sein, der eigentlich bis Ende Mai vorliegen sollte. Doch dieser Zeitplan lässt sich nicht halten.
"Bei der gemeinsamen Festlegung des Zeitplans fand die Bürgerschaftswahl und die parallel erfolgende Wahl der Ortsbeiräte keine Berücksichtigung", heißt es in der Sitzungsvorlage, mit der sich die städtische Deputation für Mobilität, Bau und Stadtentwicklung am Donnerstag, 13. April, sowie die städtische Deputation für Wirtschaft und Arbeit am Freitag, 14. April, befassen wird. Vor diesem Hintergrund sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass sich zunächst Bürgerschaft und Senat konstituieren müssten, ehe das Thema diskutiert werden könne. Frühester Termin dafür sei nach den Sommerferien, also im August oder September. Gleiches gelte für den Beirat Vegesack, der sich ebenfalls erst nach seiner Konstituierung mit dem Masterplan befassen solle.
Deshalb soll der Zeitplan im sogenannten Memorandum of Understanding (zu deutsch Absichtserklärung), das als Grundlage für den Masterplan dient, angepasst werden. Anstatt bis zum 31. Mai soll der Masterplan nun bis zum 30. September unter Beteiligung der Ortspolitik sowie der Öffentlichkeit erarbeitet werden. Spätestens bis zum 30. November soll der Masterplan durch die beteiligten Parteien beschlossen sein. Doch zunächst müssen die Deputationen dem Nachtrag zustimmen. Erst dann gilt der geänderte Zeitplan.
Die zwölfseitige Absichtserklärung bringt unter anderem ein Quantenzentrum ins Spiel, das auf dem Areal entstehen könnte. Vorgeschlagen wird ein Zentrum für Spitzenforschung im Bereich neuer Materialien und Quantentechnologien. Quanten spielen für die digitale Wirtschaft, unter anderem für künstliche Intelligenz, eine entscheidende Rolle. "Das Zentrum soll mit den digitalen Innovationszentren der EU und Innovationsnetzen von Unternehmen in ganz Europa verbunden werden", heißt es in der Vorlage. "Das Zentrum wird vor allem für kleine und mittlere Unternehmen nützlich sein, um ihre Forschung mithilfe von Experten aus aller Welt zu entwickeln."
Ein weiteres Thema der Absichtserklärung ist eine mögliche Erweiterung der Hochschule. Bauamtschef René Kotte informierte die Deputation für Mobilität, Bau und Stadtentwicklung im vergangenen Juni darüber, dass die Universität beabsichtige, jedes Jahr 1000 Studierende zuzulassen. Damit die auch auf dem Campus wohnen können, müssten entweder die bestehenden Wohnheime aufgestockt oder ein neues College gebaut werden. Zudem müsste gegebenenfalls die Infrastruktur, wie etwa Mensen, entsprechend angepasst werden.
Darüber hinaus ist von einem innovativen Verkehrskonzept die Rede. "Die Fuß- und Radverkehrsinfrastruktur soll im Areal sowie in den umliegenden Quartieren betrachtet und verbessert werden, um qualifizierte und für die Öffentlichkeit nutzbare Vernetzungen und Durchlässigkeit unter Berücksichtigung des Sicherheitskonzepts der Constructor University zu ermöglichen", heißt es in der Vereinbarung. Außerdem solle die Anbindung des Fuß- und Fahrradverkehrs an den öffentlichen Personennahverkehr gestärkt werden. "Dies betrifft einerseits den Bahnhof Schönebeck mit Zugang zur Regio-S-Bahn und der nördlichen Achse der BSAG auf dem Heerstraßenzug sowie andererseits die südliche Achse der BSAG entlang der Friedrich-Humbert-Straße", ist der Absichtserklärung zu entnehmen. Besonders im Fokus stünde hierbei die Haltestelle Taunusstraße.