Seit Monaten wird ausgelotet, ob sich das frühere Bootshaus der Vegesacker Ruderer in den Plan fürs neue Strandlust-Quartier integrieren lässt – und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen. Dass es immer noch keine Entscheidung gibt, hat nicht nur damit zu tun, dass Projektentwickler Max Zeitz mit mehreren Behörden zugleich verhandelt. Sondern auch mit dem Zustand des denkmalgeschützten Gebäudes an der Maritimen Meile. Er ist so schlecht, dass es Millionen kosten würde, das Haus im Bauhausstil eins zu eins zu erhalten und umzubauen.
Risse in den Wänden, Feuchtigkeit in so gut wie allen Bauelementen, Schimmel auf sämtlichen Etagen – Zeitz zählt auf, was der Gutachter festgestellt hat. Der Sachverständige hat seine Expertise bereits Ende vergangenen Jahres allen mitgeteilt, die beim ehemaligen Ruderhaus mitreden. Zum Beispiel die Denkmalpflege. Zum Beispiel der städtische Gebäudeverwalter Immobilien Bremen. Zum Beispiel die Baubehörde. Und alle wissen seither, wie viel Geld investiert werden müsste, um das zweigeschossige Gebäude herzurichten.
Der Gutachter hat nämlich mehr getan, als alle Mängel aufzulisten. Er hat auch kalkuliert, wie viel es kosten würde, sie zu beseitigen: zwei Millionen Euro. Jedenfalls, wenn das Gebäude so erhalten werden soll, wie es jetzt ist – mit einem Anbau links und einem Anbau hinten. Werden beide Erweiterungen abgerissen, käme nach seiner Rechnung eine Sanierung halb so teuer. Zeitz sagt, was vor ihm auch schon andere gesagt haben: Dass es dem Haus nicht gutgetan hat, so lange leer zu stehen. Richtig genutzt, wurde es seit Jahren nicht mehr.
Er war es, der den Sachverständigen eingeschaltet hat. Und damit die Expertise auch eine unabhängige Expertise ist, wurde nicht nur jemand beauftragt, mit dem die Denkmalpflege einverstanden ist, sondern den sie bei anderen Projekten selbst schon bestellt hat. Das Gutachten ist, wenn man so will, das erste richtige. Davor haben Architekten mal geschätzt, wie viel eine Sanierung kosten würde. Damals hieß der Auftraggeber noch Norbert Lange-Kroning. Der Vegesacker wollte eine Stiftung gründen, die das frühere Vereinshaus zu einem öffentlichen Haus macht.
Auch Lange-Kroning sprach damals von einem schlechten Zustand des Gebäudes. Auch er ging von hohen Summen für eine Sanierung aus – erst von 300.000 Euro, später von doppelt so viel Geld. Mindestens. Und weil die Kosten stiegen und er mit seinem Konzept für das Gebäude nicht weiterkam, hat der Stiftungsplaner das Vorhaben im Vorjahr quasi abgetreten: Zeitz soll es übernehmen. Wenn der Projektentwickler schon die Strandlust kauft, argumentierte Lange-Kroning, dann könnte er doch auch gleich das benachbarte Ruderhaus übernehmen.
Doch ob er das tatsächlich kann, weiß Zeitz nach eigenem Bekunden eben noch nicht. Er sagt, sich so manches im Bootshaus vorstellen zu können, was Lange-Kroning ähnlich geplant hat. Etwa einen Teil der Etagen für Ausstellungen herrichten zu lassen und einen anderen für Feiern, Veranstaltungen und Tafelrunden – sozusagen als Ergänzung der Gastronomie, die nebenan entstehen soll. Der Projektentwickler glaubt, dass es für Nordbremer reizvoll sein könnte, nicht nur Räume in der neuen Strandlust mieten zu können, sondern auch im Ruderhaus.
Nur kann er momentan nicht sagen, wie aus dem Millionenprojekt, dass Gebäude umzubauen, auch ein wirtschaftliches Projekt für dessen spätere Nutzung werden soll. Ihm zufolge sind seine Planer und Kalkulatoren noch am Rechnen. Der Projektentwickler geht davon aus, dass im nächsten, spätestens im übernächsten Monat ihr Ergebnis feststehen wird. Und er auf dieser Grundlage dann entscheidet, ob das frühere Bootshaus nun zu einem zusätzlichen Baustein für das geplante Strandlust-Quartier wird oder nicht.
Die Frist ist nicht zufällig gewählt. Nach den Osterferien soll der Architektenwettbewerb für den Umbau der Hotelanlage am Vegesacker Fähranleger starten – und Zeitz muss den Büros, die an dem Ideenwettstreit teilnehmen sollen, sagen können, wie sie planen sollen: mit oder ohne Bootshaus.