An der Hindenburgstraße in Lesum zeichnet sich mittelfristig der Leerstand eines weiteren historischen Hauses ab. Die Polizei wird das Gebäude, in dem sich seit mehr als 80 Jahren das Revier Lesum befindet, perspektivisch aufgeben, wie Karen Stroink aus dem Pressereferat der Innenbehörde auf Nachfrage mitteilt. Der Grund: Das jetzige Reviergebäude, das Mitte des 19. Jahrhunderts als Sitz des Verwaltungsamtes und Amtsgerichts Lesum gebaut wurde, ist stark sanierungsbedürftig und perspektivisch viel zu groß. Anders als für das Polizeirevier Blumenthal hat die Suche nach einem neuen Standort für die Polizei in Lesum jedoch noch nicht begonnen.
Mit der Fertigstellung des Neubaus für das Polizeikommissariat Nord im neuen Stadtquartier am Vegesacker Hafen, werden wie berichtet wesentliche Bereiche und Personal, darunter der Einsatzdienst der Polizei, dorthin umziehen. Die Kräfte des Notruf- und Soforteinsatzes werden am neuen Standort gebündelt. Die Innenbehörde rechnet damit, dass das Gebäude Anfang 2024 bezugsfertig ist. Das neue Domizil in Vegesack wird 24 Stunden am Tag an 365 Tagen im Jahr durchgehend geöffnet sein und die zentrale Anzeigenaufnahme, die sogenannten Schwerpunktkräfte, regionale Kriminalkommissariate und weitere Referate beherbergen. Die Reviere in Lesum und Blumenthal werden dann nicht mehr 24 Stunden besetzt sein.
Durch den Umzug des Einsatzdienstes Lesum reduziert sich die Zahl der Beamtinnen und Beamten am Standort Lesum. Vor Ort sind dann als Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil noch die Kontaktpolizistinnen und Kontaktpolizisten sowie die Verkehrssachbearbeitung. "Der Kontaktdienst bleibt zahlenmäßig unverändert als Ansprechpartner im Polizeirevier Lesum vor Ort." Das Revier, von dem aus weiterhin die Präventions- und Netzwerkarbeit erfolgen soll, werde "mindestens zu den Kernzeiten, Montag bis Freitag von 7.30 bis 16 Uhr, besetzt sein".
Wo das Revier Lesum seinen Standort in der Zukunft haben wird, ist derzeit allerdings noch unklar. Derzeit gebe es keine Umzugsprüfungen. "Aus Kapazitätsgründen und vor dem Hintergrund des Zeitpunkts der Realisierung des neuen Polizeikommisariats Nord", so Stroink, habe die Suche nach einem neuen Standort noch nicht begonnen. Die Polizei benötige passende Flächen, "ob in einem privaten oder öffentlichen Neubau oder in einem Bestandsgebäude ist hierbei im Augenblick offen".
Eine Sanierung des jetzigen Polizeigebäudes an der Hindenburgstraße wäre indes sehr aufwendig und entsprechend kostenintensiv, so Stroink. Vor dem Hintergrund der Polizeireform und dem anstehenden Umzug haben sich Immobilien Bremen, Polizei und das Innenressort ihren Worten nach darauf geeinigt, dort über die laufende Bauunterhaltung hinaus keine Baumaßnahmen durchzuführen. Erforderlich wäre streng genommen auch nicht nur eine Sanierung, sondern ein Umbau und eine Modernisierung des denkmalgeschützten Gebäudes, "wovon das Innenressort mit erheblichen Eigenmitteln betroffen wäre".
Sorgen darüber, dass die Polizei im Notfall künftig weniger schnell vor Ort ist, weil die Streifenwagen eine längere Anfahrt haben, müssen sich die Burglesumer nicht machen, betont Stroink. "Die Zielerreichungsgrade für die verschiedenen Einsatzanlässe bleiben natürlich unberührt, unterliegen einem regelmäßigen Controlling und haben weiterhin Bestand." Mit dem sogenannten Zielerreichungsgrad ist die prozentuale Häufigkeit gemeint, in der ein Streifenwagen innerhalb von acht Minuten am Ort des Geschehens eintrifft.
Die Leitstelle der Polizei setze alle Einsatzmittel flexibel im Stadtgebiet ein und stelle dadurch eine "best- und schnellstmögliche Verfügbarkeit" in allen Stadtteilen sicher, auch in Bremen-Nord. Dabei ermögliche der Einsatz von Digital- und Ortungstechnik der Leitstelle eine "taktische Disposition". So könne die Polizei künftig sogar schneller an den Einsatzorten eintreffen. Stroink: "Die Einsatzdienstkräfte werden durch den flexiblen Einsatz im Stadtgebiet jedoch auch schon heute in allen Stadtteilen der Abteilung Nord-West nach identischen Standards, abhängig vom Einsatzaufkommen und gegebenenfalls auch losgelöst von der eigentlichen Revierzuweisung eingesetzt." Der tatsächliche Einsatzbereich sei somit grundsätzlich unabhängig davon, wo die Streifenfahrt beginnt.