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Gespräch mit Vegesacker Beiratssprecher „Das Stadtquartier bietet eine große Chance“

Ob die geplante Bebauung am Vegesacker Hafen oder das Bauamt Bremen-Nord: Im vergangen Jahr gab es viele Themen, die den Stadtteil beschäftigt haben. Welche das noch sind, erzählt Torsten Bullmahn im Interview.
06.01.2021, 06:00 Uhr
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„Das Stadtquartier bietet eine große Chance“
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Herr Bullmahn, welche Themen haben Vegesack im vergangenen Jahr besonders beschäftigt?

Torsten Bullmahn: Zum einen das Stadtquartier am alten Hafen, also der Bauplan 1218. Das ist ein Quartier, das immens wichtig ist für Vegesack und auch zu vielen Diskussionen geführt hat, was die Gesamtplanung mit dem Hochhaus und dem Liegeplatz des „Schulschiffs Deutschland“ angeht.

Der Beirat hat für das Hochhaus gestimmt, was einige Bürger dem Gremium ankreiden.

Der Beirat ist ein begleitendes Organ, der sich mehrheitlich für die Überplanung und Neubebauung des Geländes ausgesprochen und diesen Standpunkt auch deutlich gemacht hat. Das Hochhaus ist natürlich ein markanter Punkt in dieser Neubeplanung. Ich sehe die Beplanung aber als einen großen Vorteil für Vegesack, da sie die Chance bietet, den Stadtteil wieder zu beleben.

Und deshalb halten Sie es auch für richtig, dass der Beirat für das Hochhaus gestimmt hat?

Ich halte es für richtig, dass man das als Gesamtplanung sieht. Da ist ein Investor, der einen zweistelligen Millionenbetrag in die Hand nimmt, und baut ein Hotel, das wir dringend brauchen. Er baut auch eine neue Polizeiwache, die wir noch dringender brauchen, damit es in Vegesack wieder ein Revier gibt, das 24 Stunden besetzt ist.

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Gibt es noch weitere Themen, die den Stadtteil 2020 bewegt haben?

Auf jeden Fall, zum Beispiel der Umbau des Hartmannstifts. Das ist ein weiteres Quartier, das im Rahmen der Zukunftsplanung in Vegesack entsteht. Wir sind froh, dass die Planungen jetzt so weit fortgeschritten sind, dass der Neubau und die Neugestaltung dieser Fläche, die schon – zwar mit Zwischennutzung – lange brachliegt, endlich beginnen kann. Dadurch kommt wieder mehr Leben ins Quartier und es wird neuer Wohnraum sowie eine Kita geschaffen.

Gleich zwei Mal hat der Vegesacker Beirat im vergangenen Jahr seine Verärgerung über die Verkehrsbehörde zum Ausdruck gebracht: Zum einen ging es um die Verkehrsführung während der Bauarbeiten an der Eisenbahnbrücke über die Hermann-Fortmann-Straße, zum anderen um die bereits seit Jahren geforderte Ampelanlage an der Hammersbecker Straße. Was macht das mit Ihnen, wenn die Behörde auf Beschlüsse des Beirates nicht eingeht?

Es löst bei den Beiratsmitgliedern Unzufriedenheit aus, man fühlt sich nicht ernst genommen. Wir sitzen da und beschließen etwas und die Verkehrsbehörde kommt mit anderen Ideen um die Ecke. Allerdings konnten wir, was die Ampel an der Hammersbecker Straße angeht, einen Erfolg erzielen. Nach unserem Gespräch mit dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) kann die Ampel nach langem Hin und Her nun endlich mit Mitteln aus dem Stadtteilbudget aufgestellt werden. Das heißt, wir haben eine Lichtzeichenanlage in der Blumenhorster Straße und bekommen eine an der Kreuzung Hammersbecker Straße Ecke Löhstraße. Trotzdem ist das ASV immer noch eine Behörde, mit der wir uns eine bessere Zusammenarbeit wünschen. Ich habe aber die Hoffnung, dass es mit dem neuen Behördenleiter nun dazu kommt.

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Das heißt, Sie haben die Hoffnung auch noch nicht aufgegeben, dass die Behörde dem Beirat in Sachen Verkehrsführung Hermann-Fortmann-Straße folgt?

Wenn ich meine Hoffnung aufgeben würde, müsste ich meine Arbeit einstellen. Ich möchte natürlich, dass unsere Planung und unsere Konzeptvorschläge berücksichtigt werden, insbesondere die Einbeziehung der Sagerstraße. Es kommen viele Baustellen auf uns zu, und die müssen wir mit einem vernünftigen Verkehrskonzept begleiten. Und natürlich erwarten wir als Beirat, dass unsere Beschlüsse berücksichtigt werden.

Ein Thema, das nicht nur Vegesack, sondern die ganze Welt beschäftigt, ist das Coronavirus. Dadurch hat sich der Leerstand in der Fußgängerzone noch einmal erhöht. Was kann der Beirat tun, um dem entgegenzuwirken?

Um dieses Problem zu lösen, müssen sich verschiedene Gremien gemeinsam um Vegesack kümmern. Das sind das Bauressort, das Vegesack Marketing und der Beirat. Wir müssen sehen, dass wir die Fußgängerzone vom Sedanplatz bis zur Reeder-Bischoff-Straße wieder attraktiver gestalten. Der Online-Handel hat die Geschäftsleute im Stadtteil schon vor Probleme gestellt und nun kommen die Lockdowns noch dazu, unter denen auch die Gastronomie extrem leidet. Unsere Aufgabe als Beirat ist es, den Prozess zu begleiten und Vegesack wieder auf vernünftige zu Beine stellen. Und das ist nicht so einfach. Wir reden hier sicherlich von einer Aufgabe, die uns die nächsten fünf bis zehn Jahre beschäftigen wird.

Welche Ideen haben Sie, um die Fußgängerzone wieder attraktiver zu gestalten?

Wir müssen klein beginnen. Man muss versuchen, eine Mischung zwischen Einkauf, Erlebnis und Gastronomie herzustellen. Alle Läden, die bisher durchgehalten haben, wollen wir natürlich halten. Mit Leffers haben wir in Vegesack einen Anker, an den ich da besonders denke. Schließlich betreibt das Unternehmen mittlerweile drei Geschäfte in der Fußgängerzone. Zusätzlich müssen wir versuchen, attraktive Geschäfte nach Vegesack zu bekommen. Ich bin aber guter Dinge, dass wir das mit dem neuen Geschäftsführer des Vegesack Marketing schaffen. Dazu gehört aber auch die Umgestaltung des Sedanplatzes als Mittelpunkt der Meile. Das sind ganz viele Bausteine, die wir jetzt zusammenfügen müssen.

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Aber wie wollen Sie wieder mehr Menschen in die Fußgängerzone bekommen?

Unter anderem auch dadurch, dass wir attraktive Parkmöglichkeiten schaffen. Die einen wollen eine autofreie Innenstadt, die Bürger wollen aber auch mit ihrem Wagen möglichst dicht an den Geschäften parken. Das sehen wir zum Beispiel an der Waterfront oder dem Weserpark, die sehr beliebt sind. Dort gibt es kostenfreie Parkplätze. Denkbar wäre deshalb für Vegesack etwa, dass das Parkhaus während des Grünmarktes kostenlos genutzt werden kann.

Pandemiebedingt musste auch der Vegesacker Beirat von Präsenzsitzungen auf digitale Zusammenkünfte umstellen. Wie empfinden Sie diese Entwicklung?

Digitale Sitzungen bieten einige Vorteile, zum Beispiel, dass man das Haus nicht verlassen muss. Wenn ich etwa zur Beirätekonferenz nach Arsten fahre, dann ist das schon eine ganz schöne Strecke. Ich favorisiere aber trotzdem Präsenzsitzungen. Wenn man diskutiert und sich dabei gegenübersitzt, ist das einfach besser.

Während in Burglesum bereits im Juni Beiratssitzungen im Internet gezeigt wurden, ist man in Vegesack damit erst im Oktober gestartet. Woran liegt das?

Es lag daran, dass wir der erste Beirat in Bremen waren, der nach dem ersten Lockdown überhaupt wieder eine Präsenzsitzung abgehalten hat. Zudem haben wir die Zusammenkünfte vor Ort so lange aufrechterhalten, wie es möglich war. Erst als es vom Infektionsgeschehen her nicht mehr zu vertreten war, sind wir auf virtuelle Sitzungen umgestiegen.

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Welche Themen werden den Stadtteil in diesem Jahr bewegen?

Ein großes Thema wird die Sanierung des Fritz-Piaskowski-Bades sein. Vermutlich werden wir uns damit schon in der Januar-Sitzung beschäftigen. Was mir auch persönlich am Herzen liegt, ist der Oeversberg. Hier würde ich mir wünschen, dass wir das Thema endlich abschließen und die Sportler langfristig planen können. Aber auch die Zukunft und Ausstattung des Bauamtes Bremen-Nord wird ganz wichtig sein. Alle drei Nordbremer Beiräte haben dazu Beschlüsse gefasst. Wir wollen, dass die Stelle des Bauamtsleiters nach dem Weggang von Maximilian Donaubauer wieder besetzt wird. Das Bauamt Bremen-Nord muss zukunftsweisend aufgestellt werden, damit wir die Bauaktivitäten, die wir in den kommenden fünf bis zehn Jahren auf der Agenda haben, vernünftig begleiten können.

Gibt es noch weitere Themen?

Die Strandlust wird uns unter anderem beschäftigen. Nachdem das Haus geschlossen wurde, muss es einen neuen Plan dafür geben. Und das natürlich in Verbindung mit der gesamten Maritimen Meile, inklusive dem „Schulschiff Deutschland“.

Das Interview führte Aljoscha-Marcello Dohme.

Zur Person

Zur Person

Torsten Bullmahn ist seit 2019 Sprecher des Vegesacker Beirates, dem er bereits seit 2015 angehört. Der Christdemokrat ist darüber hinaus unter anderem Mitglied im Regionalausschuss Bremen-Nord.

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