Nachdem Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt und Beiratssprecher Torsten Bullmahn Ende April in Vegesacks Partnergemeinde Marzabotto zu Gast waren, fand nun der Gegenbesuch der italienischen Delegation im Bremer Norden statt. Wie schon bei der ersten Begegnung im Frühjahr stand auch jetzt das Erinnern im Vordergrund.
Für Heiko Dornstedt waren die Tage mit den Italienern sehr beeindruckend. "Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir die Herzlichkeit unserer Gäste aus Marzabotto", sagt er. "Schon jetzt, nach dem zweiten Treffen, kann man von einer richtigen Freundschaft sprechen." Zu diesem Ergebnis kommen auch die Vertreter aus Italien, wie eine E-Mail von Bruno Spadoni an den Vegesacker Behördenchef deutlich macht. Darin bedankt sich der Vizebürgermeister von Marzabotto nicht nur für die Gastfreundschaft, sondern spricht auch von einer starken Bindung zwischen den beiden Orten.
Während des viertägigen Besuchs war die Delegation unter anderem am Denkort Bunker Valentin, in der Baracke Wilhelmine sowie auf dem Festival Maritim. "Vergangenheitsbewältigung ist wichtig, aber man muss auch in die Zukunft blicken", sagt Dornstedt. "Dafür ist es nötig, dass man Gemeinsamkeiten sucht und findet, zusammen fröhlich ist und feiert."
Der Austausch wurde gemeinsam von der Internationalen Friedensschule Bremen und der Deutsch-Italienischen Gesellschaft organisiert. "Besonders hat mich gefreut, dass wir von allen Seiten unterstützt wurden", sagt Ekkehard Bohne von der Friedensschule. Dazu zählt er etwa die Senatskanzlei, die den Gästen aus Italien eine Rathausführung ermöglicht hat, und die Crew der Vegebüddel. "Wir wurden in der Stadt abgeholt und sind dann auf der Weser zurück nach Vegesack gefahren", berichtet er. "Das war schon ein i-Tüpfelchen der Reise."
Auch wenn sowohl die italienische Delegation in Bremen als auch die Vegesacker in Marzabotto ausschließlich aus offiziellen Vertretern bestand, steht das Projekt grundsätzlich jedem offen. "Wir, die Internationale Friedenschule Bremen, treffen uns jeden Donnerstag um 11 Uhr im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus", berichtet Bohne. "Wer Interesse an unserer Arbeit hat, kann gerne dazukommen."
Jüngere Menschen sind willkommen
"Uns ist vor allem daran gelegen, dass sich jüngere Menschen beteiligen", sagt Heiko Dornstedt. Derzeit stamme das Gros der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Generation 60 plus. "Doch gerade jetzt ist fast nichts wichtiger, als Friedensarbeit zu machen und jungen Menschen zu vermitteln, was es bedeutet, friedlich miteinander umzugehen", sagt er mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, der Auseinandersetzung zwischen Israel und den Palästinensern sowie dem Konflikt zwischen China und Taiwan. Es sei wichtig, die Menschen dafür zu sensibilisieren, dass so etwas wie vor 80 Jahren nicht noch einmal passieren darf.
Auch Ekkehard Bohne legt Wert darauf, junge Menschen für das Projekt zu begeistern. Deshalb hat er bereits Kontakt zum Lidice-Haus aufgenommen. "Der Plan sieht vor, dass es dort in Zukunft spezielle Seminare gibt", erzählt er. Daran könnten dann auch Jugendliche aus Marzabotto teilnehmen. Derzeit ist angedacht, dass im Mai 2023 die nächste Gruppe aus Italien nach Vegesack kommt. Insgesamt 30 Vertreter aus Marzabotto werden dann Gedenkstätten in Norddeutschland besuchen. Darunter werden aller Voraussicht nach auch mehrere Jugendliche sein. "Meine Idee ist im Moment, das Lidice-Haus in diesen Besuch einzubinden", sagt Ekkehard Bohne. Wie das genau aussehen kann, steht aber noch nicht fest.