Der Bremer Fotograf Hans Brockmöller hat Tausende Fotos gemacht, insbesondere von den Häfen. Sein Hauptauftraggeber war die Logistikfirma BLG. Nach seinem Tod 1977 geriet die Sammlung allerdings in Vergessenheit. Doch Wilfried Brandes-Ebert wollte die Fotos wiederbeschaffen und recherchierte deshalb. Dabei stieß der Mitarbeiter des Hafenarchivs, das zum Geschichtskontor des Kulturhauses Walle gehört, auf ein Haus in der Bremer Neustadt. Hier lagerte die Sammlung mehrere Jahre. Nachdem die Bilder gesichtet und katalogisiert wurden, werden einige Motive aus dem Bremer Norden ab Freitag in der Galerie des Vegesacker Geschichtenhauses gezeigt.
Dass Wilfried Brandes-Ebert nach der Sammlung gesucht hat, liegt an seiner Tätigkeit für die BLG. Hier bearbeitet er das Fotoarchiv. Und dabei ist er auch immer wieder auf den Namen Hans Brockmöller gestoßen. Hinzu kommt, dass auch das Kulturhaus Walle bereits einige Fotos von ihm in seiner Sammlung hatte. "Wir bekommen regelmäßig Schenkungen", erzählt Angela Piplak, Leiterin des Geschichtskontors. "Darunter waren auch einige Aufnahmen von Brockmöller."
Bereits im vergangenen Jahr hat das Kulturhaus Walle zwei Ausstellungen mit Fotos von Hans Brockmöller organisiert. Im Hafenmuseum Speicher XI lag der Schwerpunkt auf der Hafenarbeit in den stadtbremischen Häfen, im Kulturhaus Walle auf dem Wiederaufbau im Bremer Westen. "Als wir die Sammlung für die beiden Ausstellungen gesichtet haben, stellten wir fest, dass Hans Brockmöller auch unglaublich viele Fotos in Bremen-Nord gemacht hat", erzählt Piplak. "So kam die Idee auf, eine Ausstellung in Vegesack zu organisieren."
Einige der Fotos, die nun im Geschichtenhaus gezeigt werden, sind auf einer Fahrt von Bremen nach Bremerhaven entstanden. "Hans Brockmöller war mit einem Schwimmkran weserabwärts unterwegs", sagt sie. "Das war etwas ganz Typisches für ihn, da er sehr gerne Bilder von oben aus der Vogelperspektive gemacht hat." Diese Fotos sind im Vorbeifahren entstanden, ergänzt Brandes-Ebert. Und wenn Brockmöller kein Schwimmkran zur Verfügung stand, hat er sich einfach auf Schuppendächer oder Hochhäuser gestellt.
All diese Erkenntnisse haben Angela Piplak und Wilfried Brandes-Ebert von Zeitzeugen. Von ihnen wissen sie auch, wie Hans Brockmöller in Kollegenkreisen deshalb genannt wurde: der Artist. Aktiv war Brockmöller vor allem in den 1950er- bis 1970er-Jahren. Im Bremer Norden hat er unter anderem das Gelände der Bremer Woll-Kämmerei, den Vegesacker Hafen und die Vulkan-Werft fotografiert.
Verwaltet wird diese Sammlung vom Kulturhaus Walle. Wie viele Fotos sie umfasst, können Angela Piplak und Wilfried Brandes-Ebert noch nicht genau sagen. "Unser Katalog weist zwischen 8000 und 9000 Bilder aus", sagt sie. "Bisher sind allerdings noch nicht alle Fotos bearbeitet", ergänzt Brandes-Ebert. "Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, kommen wir vielleicht auf 13.000 Bilder."
Die Fotos müssen sowohl inventarisiert als auch in die Datenbank aufgenommen werden. Außerdem werden sämtliche Negative gescannt. "Negative lösen sich irgendwann auf", erklärt Frank Scheffka. Der Fotograf kümmert sich im Auftrag des Kulturhauses Walle um die Digitalisierung der Sammlung. Nach seinen Worten haben die Negative eine Haltbarkeit von etwa 100 Jahren. Die Abzüge haben eine noch kürzere Lebensdauer. "Durch das Scannen der Negative machen wir die Aufnahmen haltbar", sagt er. "Außerdem können wir die Bilder so in einer deutlich besseren Qualität zeigen", ergänzt Piplak.