Gut zwei Jahre ist es her, dass Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD) über die sogenannte Kindertagespflegeoffensive informierte und bei der Gelegenheit auch das Konzept der Großtagespflege vorstellte. Angeboten werden diese Einrichtungen unter anderem vom Familienservice Weser-Ems, einer Genossenschaft aus dem ostfriesischen Leer. Der betrieb damals 28 Häuser in Niedersachsen. Im Oktober 2023 kam eine neue Einrichtung dazu: die Weser-Ems-Krabben im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus. Weitere Kitas – so der Plan des Familienservices – sollten bremenweit folgen. Doch daraus wurde nichts. Und mittlerweile ist auch die erste Großtagespflege in Vegesack Geschichte.
Nach den Worten von Patricia Brandt wurden die Weser-Ems-Krabben bereits zum 1. April geschlossen. "Der Träger, der Familienservice Weser-Ems, hat sich dazu entschlossen, das Angebot zu beenden", sagt die Sprecherin von Senatorin Aulepp. Aus welchem Grund diese Entscheidung getroffen wurde, ließ der Vorstand der Genossenschaft auf Nachfrage der NORDDEUTSCHEN offen.
Trotz der Tatsache, dass die Einrichtung geschlossen wurde, hat sich die Zahl der Kinder in Vegesack, die ohne Kitaplatz sind, nicht erhöht. "Die Senatorin für Kinder und Bildung konnte allen Familien einen neuen Platz in der Nähe, entweder in einer Kindertagespflegestelle oder einer Kindertageseinrichtung, kurzfristig anbieten", betont Brandt.
Die Schließung der Weser-Ems-Krabben bedeutet auch, dass der Bereich im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus vorerst leer steht. "Im Moment gibt es keine Initiative, die kurzfristig in die Räume einziehen möchte", sagt sie. Dabei beheimatete die Kulturstätte über viele Jahre hinweg einen Kindergarten. Vor dem Familienservice Weser-Ems war dort eine Einrichtung der Hans-Wendt-Stiftung zu finden. Die ist aber mit den Vege-Kids, wie die Kita hieß, vor gut zwei Jahren an die Arend-Klauke-Straße gezogen und seitdem Teil des Kinderhauses Blumen-Kids.
Eine Großtagespflegestelle unterscheidet sich deutlich von anderen Einrichtungen. In der Regel werden dort acht Kinder unter drei Jahren von zwei Tagesmüttern betreut. Damit finden in den Häusern mehr Mädchen und Jungen Platz als in einer klassischen Kindertagespflege. Aber weniger als in einer Krippe. Die Gruppengröße trage dazu bei, dass die Betreuung besonders familiennah sei, sagte ein Vertreter der Genossenschaft vor gut zwei Jahren gegenüber der NORDDEUTSCHEN.
Auch wenn der Familienservice Weser-Ems nun nicht mehr in Bremen aktiv ist, kann sich die Stadt durchaus vorstellen, in Zukunft wieder gemeinsame Projekte zu initiieren. "Die Zusammenarbeit mit dem Träger war grundsätzlich geprägt von einer positiven und konstruktiven Kooperation", sagt die Behördensprecherin. "Die Senatorin für Kinder und Bildung steht einer zukünftigen Zusammenarbeit grundsätzlich offen gegenüber, aktuell ist jedoch keine weitere Zusammenarbeit geplant."
Dabei waren die Pläne einmal andere. Insbesondere im Bremer Norden wollte der Träger leer stehende Geschäfte und Restaurants mieten und sie zu Orten für Kinder machen. Gleiches wäre auch für Hemelingen eine Option gewesen. All diese Häuser sollten zunächst von Leer aus verwaltet werden. Je nachdem, wie viele Einrichtungen in Bremen entstehen, war sogar eine Dependance in der Hansestadt denkbar.
Nach der Schließung der Weser-Ems-Krabben gibt es in Bremen nur noch eine Großtagespflegestelle. Brandt zufolge befindet die sich im ehemaligen Postamt An der Weide in der Nähe des Hauptbahnhofes. Dort ist sie allerdings nur temporär untergebracht. Voraussichtlich im Frühjahr kommenden Jahres wird das Angebot in das ehemalige Bundeswehrhochhaus an der Falkenstraße umziehen, das die Gewoba unter dem Namen Q45 entwickelt.