Durch den Umzug des Deutschen Schulschiff-Vereins nach Bremerhaven ist das Schulschiffhaus an der Lesummündung vollends verwaist. Doch die Wirtschaftsförderung hat bereits einen Interessenten, der die Immobilie übergangsweise nutzen will.
"Wir haben das Schulschiffhaus zum 30. April vom Deutschen Schulschiffverein übernommen", informierte Bernd Haustein den Vegesacker Beirat am Montagabend. Nach den Worten des Vertreters der Wirtschaftsförderung ist die Gesellschaft seitdem als Verwalter für die Immobilie zuständig. "Das Gebäude gehört in das Sondervermögen 'Gewerbe' der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa", so der Abteilungsleiter für Immobilien und Bau.
Nach der Übernahme hat die Wirtschaftsförderung eine Begehung des Gebäudes organisiert. Hierbei stellten die Mitarbeiter verschiedene Beschädigungen fest. "In letzter Zeit gab es dort wieder Vandalismus", erläuterte Haustein. Deshalb solle das Haus nun wieder hergerichtet werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist allerdings keine dauerhafte Lösung vorgesehen, sondern eine Zwischennutzung.
In Absprache mit der senatorischen Behörde beabsichtigt die Wirtschaftsförderung, das Gebäude an Max Zeitz zu vermieten. Der Investor realisiert in den kommenden Jahren das Speicher-Quartier auf dem Gelände des ehemaligen Haven Höövt. Außerdem verantwortet er den Bau von Wohnungen und einer Gastronomie auf dem Areal der Strandlust. Der einstige Vereinssitz soll nach den Worten von Bernd Haustein als Büro für Bauleiter, Ingenieure und Poliere genutzt werden. Derzeit würden die Verhandlungen zwischen der Wirtschaftsförderung und dem Investor noch laufen. Haustein geht allerdings davon aus, dass die Gespräche in den kommenden Wochen abgeschlossen werden können.
"Wir haben jetzt mehrere Jahre eine Großbaustelle vor der Brust", sagte er. "Vor diesem Hintergrund schien es uns nicht sinnvoll, dort eine neue Gastronomie zu implementieren und langfristige Pachtverträge abzuschließen." Schließlich verhindere die Baustelle etwa Außengastronomie.
Dem widersprach Karl Brönnle (Linke). "Die Außengastronomie ist zur Lesum hin ausgerichtet und damit nicht zur Baustelle", sagte er. "Durch die Baustelle wird es zu Lärm kommen, der auch auf der Terrasse des Restaurants zu hören sein wird", entgegnete Günter Kiener (parteilos). Hinzu käme die Staubentwicklung, die von der jeweiligen Windrichtung abhängig wäre. "Aus diesen Gründen wird sich ein Gastronomiebetrieb während der Bauzeit nicht wirtschaftlich führen lassen", prognostizierte Kiener.
Wie es nach der Mietdauer mit dem Schulschiffhaus weitergeht, konnte Bernd Haustein am Montagabend noch nicht sagen. Klar sei allerdings, dass es jetzt erst einmal nicht zum Verkauf steht. Zu einem späteren Zeitpunkt werde es ein Bieterverfahren geben, an dem sich Interessenten beteiligen könnten, so der Abteilungsleiter.
Schon jetzt gibt es mehrere Anfragen für das Objekt. "Potenzielle Restaurantbetreiber aus anderen Städten haben sich zum Beispiel bei uns gemeldet", sagte Haustein. Wer auch immer das Schulschiffhaus am Ende übernimmt: Für die Wirtschaftsförderung stehe im Vordergrund, dass sie mitbestimmen kann, was aus dem einstigen Sitz des Deutschen Schulschiff-Vereins wird.