Stuhr. Das Stuhrer Jazzfest hat sich in den vergangenen Jahren etabliert. "Wir haben schon seit 20 Jahren ein Stammpublikum. Das Jazzfest steht fest im Terminkalender bei Jazzfans", sagt Jens Schöwing, musikalischer Leiter der Veranstaltung. Vom 26. bis 29. Januar steht bereits die 23. Auflage des kleinen Festivals im Stuhrer Rathaus an der Blockener Straße 6 an. Nach dem Ausfall im Jahr 2021 und der Verlegung in den Mai des vergangenen Jahres wollen die Organisatoren nun wieder den angestammten Termin Ende Januar in den Fokus nehmen.
"Das letzte ist noch gar nicht so weit weg", schmunzelt Schöwing und verspricht: "Der organisatorische Rahmen bleibt gleich. Nur der Inhalt ändert und aktualisiert sich." So konnte der musikalische Leiter wieder mehr als fünf Gruppen für das Jazzfest gewinnen. "Es ist das jüngste Stuhrer Jazzfest aller Zeiten", betont Schöwing auch den Fördergedanken für junge Musiker bei dem Festival, das manchmal sogar Gäste aus Hamburg oder Hannover anzieht.
Den traditionellen Auftakt macht am Donnerstag, 26. Januar, ein Forumskonzert der Kreismusikschule des Landkreises Diepholz. Ab 19 Uhr zeigen dann verschiedene Ensembles ihr Können auf der Bühne im Rathaus. "Der Ensemble-Bereich lag während Corona ziemlich brach", erzählt Schöwing. Trotzdem sei auch der Einzelunterricht immer mit dem Ziel verbunden, zusammen mit anderen aufzutreten.
Den Jazzfest-Freitag, 27. Januar, ab 20 Uhr im Stuhrer Rathaus gestalten dann zwei Gruppen aus dem Umfeld der Bremer Hochschule für Künste (HFK). Mit dabei seien aktuelle Studierende, aber auch schon Musiker, die bereits ihren Abschluss gemacht haben, berichtet Jens Schöwing. Den Auftakt machen Chris Olesch und Erik Konertz. Das Duo aus Hamburg, das sich 2020 in Bremen gegründet hat, kommt in der recht "seltenen Besetzung" mit Posaune (Konertz) und Vibrafon (Olesch) daher. Der gebürtige Delmenhorster Konertz lebt mittlerweile in Hamburg und spielt regelmäßig als Aushilfe bei der NDR-Bigband. Außerdem hat er gerade sein Master-Studium in der Hansestadt beendet. Das Duo spiele "Stücke, die durch
den hohen Grad an Freiheit hervorstechen". Auch überzeugen die beiden Musiker mit Eigenkompositionen. Das Repertoire bestehe "neben groovigen Passagen auch aus freien Elementen und beinhaltet durch eine spielerische Leichtigkeit einen stetigen Spielwitz", heißt es über das Duo. "Es wurde so viel Gutes über die beiden berichtet. Deshalb musste ich sie unbedingt nach Stuhr holen", sagt Jens Schöwing.
Die zweite Band an Freitagabend ist dann das Quintett "Close To Home". Der Pianist Moritz Schöwing, Sohn des musikalischen Leiters Jens Schöwing, hat mit seinem Quintett aus Studierenden und Absolventen der HFK Bremen ein Programm aus Kompositionen des 2021 verstorbenen US-amerikanischen Pianisten Lyle Mays, der Kennern unter anderem von der Pat Metheny Band bekannt ist, zusammengestellt. "Melodien von außerordentlicher Schönheit, farbenreichen Klanglandschaften und anspruchsvoller Rhythmik" zeichnen den Sound der jungen Musiker aus. "Ich freue mich total darüber, dass ich die Band gewonnen habe", sagt Jens Schöwing über die Band mit Moritz Schöwing (Klavier), Adam Spörhase (Saxofon), Felix Kantelberg (E-Gitarre), Magnus Bodzin (Kontrabass) und Jannick Stock (Schlagzeug). "Mein Sohn hat jahrelang am Donnerstagabend beim Jazzfest gespielt, jetzt schickt er sich an, das professionell zu machen", freut sich Schöwing über die gelungene Nachwuchsarbeit.

Close To Home besteht aus Studierenden und Absolventen der Hochschule für Künste in Bremen.
Den Festivalsonnabend, 28. Januar, beginnen um 20 Uhr die Musiker von Claasue4. Die Hamburger Formation um den Trompeter Claas Ueberschär hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2007 zu einem "ausgesprochen homogenen eigenständigen Quartett" entwickelt, heißt es. Jens Schöwing kennt den Bandleader Ueberschär schon lange. So spielte Ueberschär, der das Trompetenspiel unter anderem von Uli Beckerhoff an der Folkwang Hochschule in Essen lernte, auch in Schöwings erster Band in Zeven. "Er war damals 14 und ziemlich schüchtern und hat kaum etwas gesagt", sagt Schöwing über Ueberschär. Heute lasse er auch immer noch lieber "seine Trompete sprechen". Neben Claas Ueberschär an Trompete und Flügelhorn ergänzen Oliver Karstens am Kontrabass und Konrad Ullrich am Schlagzeug die Band. Am Klavier wird Matti Winnitzki von Lukas Klapp vertreten.

Trompeter Claas Ueberschär kommt mit seiner Formation Claasue4 nach Stuhr.
"Besonders stolz bin ich darauf, dass ich Klaud verpflichten konnte", sagt Jens Schöwing. Unter diesem Titel firmiert ein neues Projekt des Gittarristen Hanno Busch, der jahrelang Mitglied bei der Band Heavytones (bekannt unter anderem aus der TV-Sendung "TV Total" von Stefan Raab) war und auch mit Musikgrößen wie Jan Delay spielte. Zusätzlich ist Busch in den Ensembles verschiedener Castingshows zu sehen, berichtet Schöwing. Mit seinem Trio wurde Busch auch bereits mit dem Echo-Jazz ausgezeichnet. Nach Stuhr kommt er aber mit seinem Trio bestehend aus Julia Hofer am E-Bass und Tobias Held am Schlagzeug. Die Wienerin Hofer habe im Internet "eine unglaubliche Präsenz", so Jens Schöwing. Unter anderem bietet sie Tutorial-Videos auf der Internetvideoplattform Youtube an, in denen sie den richtigen Umgang mit dem Bass zeigt. "Ich unterrichte selbst E-Bass und das ist eine tolle Sache für junge Menschen", lobt Schöwing. Neuartig an dem Projekt sei auch die Verwendung einer sogenannten Loopstation, die sonst eher aus dem Hip-Hop bekannt sei. "Das Projekt hat seine Wurzeln im traditionellen modernen Jazz, aber nimmt auch sehr viele aktuelle Themen auf", fasst Schöwing das Schaffen von Klaud zusammen.
Den Abschluss des Stuhrer Jazzfestes bildet dann am Sonntag, 29. Januar, eine Jazzmatinee mit der Gruppe Mo'Jazz And Horns ab 11 Uhr im Rathaus. Das elfköpfige Ensemble der Kreismusikschule unter der Leitung von Dierk Bruns und Jens Schöwing spielt neben instrumentalen Titeln eine Reihe bekannter Gesangstitel, unter anderem von Amy Winehouse und Adele. Der Auftritt sei auch der Abschied von Dierk Bruns von der Gruppe, sagt Jens Schöwing. Nach 20 Jahren gemeinsamer Leitung geht der Musiklehrer in den Ruhestand. Neu hingegen bei der Gruppe ist die Sängerin Jane Puchter, die vor anderthalb Jahren zu dem Ensemble stieß.

Die Gruppe Mo'Jazz And Horns spielt traditionell zum Abschluss des Stuhrer Jazzfestes.
Für Jens Schöwing gibt es nach dem Ende der vollen vier Tage beim Jazzfest nur eine kurze Verschnaufpause. "Eine Woche muss ich es erstmal sacken lassen und brauche ein bisschen Erholung", sagt der musikalische Leiter. Dann gehe aber schon wieder die Suche für Künstler für das Jazzfest im kommenden Jahr los.
Tickets für den Freitag und den Sonnabend beim Stuhrer Jazzfest gibt es in allen Geschäftsstellen des WESER-KURIER, unter anderem an der Bassumer Straße 6a in Brinkum, sowie in allen Vorverkaufsstellen von Nordwest-Ticket und Ticketmaster und unter www.nordwest-ticket.de und unter der Telefonnummer 04 21 / 36 36 36. Die Karten kosten jeweils 18 Euro, ermäßigt 15 Euro. Reservierungen für die Abendkasse sind per E-Mail an kultur@stuhr.de möglich. Der Eintritt am Donnerstag und Sonntag ist frei.