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Gemeinde Stuhr Straftaten auf Vor-Corona-Niveau

1871 Straftaten hat die Polizei in der Gemeinde Stuhr im vergangenen Jahr registriert. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervor, die am Dienstag im Stuhrer Sicherheitsausschuss vorgestellt wurde.
24.05.2023, 16:02 Uhr
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Straftaten auf Vor-Corona-Niveau
Von Eike Wienbarg

Stuhr. Die Zahl der Straftaten in der Gemeinde Stuhr ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. So registrierte das Polizeikommissariat Weyhe, das auch für Stuhr zuständig ist, insgesamt 1871 Straftaten im Jahr 2022. Damit befinden sich die Zahlen ungefähr wieder auf dem Vor-Corona-Niveau, wie der Weyher Kommissariatsleiter Domenico Corbo am Dienstag im Stuhrer Ausschuss für Verkehr, Ordnung und Sicherheit berichtete. Dort stellte er die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das vergangene Jahr vor.

Polizeiliche Kriminalstatistik

Die PKS ist laut Corbo eine "der wenigen Möglichkeiten", die Zahlen der Kriminalität zu objektivieren. Obwohl die Zahlen im Schnitt objektiv sinken, sei das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen in den vergangenen Jahren aber schlechter geworden, so Corbo. Bei der PKS handele es sich um eine Ausgangsstatistik. In ihr werden nur Fälle erfasst, die im jeweiligen Jahr an die Staatsanwaltschaft abgegeben wurden. So könnten Fälle, die sich am Jahresende ereigneten, auch erst im kommenden Jahr registriert werden. Einige Fälle liefen auch über Jahre. Andere wiederum würden nicht in Stuhr bearbeitet, sondern vom Zentralen Kriminaldienst der Polizeiinspektion Diepholz übernommen. Auch Staatsschutzdelikte liefen nicht in die Statistik mit ein.

Gesamtfallzahl in Stuhr

Im Jahr 2022 hat die Polizei in Stuhr 1871 Straftaten registriert. Im Vergleich zu 2021 (1663 Fälle) ist das ein Anstieg von rund zwölf Prozent, so Corbo. Der Landesschnitt liege bei rund elf Prozent. Damit befinde sich Stuhr "relativ im Durchschnitt". Im Vergleich der Häufigkeitszahlen, also des Wertes "Straftaten pro 100.000 Einwohner, schneidet Stuhr gut ab. Der Wert lag im Jahr 2022 bei 5586. Der Landesschnitt lag mit 6528 "wesentlich höher". Im Landkreis Diepholz betrug der Wert 5266.

Mit knapp 40 Prozent stellen Diebstahlsdelikte den größten Anteil der Straftaten dar. Danach folgen mit 24,8 Prozent Vermögens- und Fälschungsdelikte. 13 Prozent waren Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit. Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung haben einen Anteil von 2,3 Prozent und Straftaten gegen das Leben einen Anteil von 0,05 Prozent.

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Aufklärungsquote

"Recht stolz" ist Corbo auf die Aufklärungsquote. Diese lag im Jahr 2022 bei 69,16 Prozent und entspricht damit den Vorjahreswerten. "In den letzten Jahren haben wir eine deutliche Steigerung erreichen können", sagte Corbo.

Tatverdächtige

Insgesamt hat die Stuhrer Polizei im vergangenen Jahr 1004 Männer und Frauen als Tatverdächtige registriert (2021: 892). Der Anteil der Tatverdächtigen mit deutscher Nationalität blieb im Vergleich relativ gleich. Die Zahl der nicht-deutschen Tatverdächtigen stieg laut Corbo aber an – von 290 auf 391. Dabei gelte es zu beachten, dass es sich oft um Straftaten handele, die nur von Ausländern begangen werden können – so zum Beispiel Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz. Auch die Wiedereröffnung der Geschäfte im Ochtum-Park in Brinkum-Nord habe eine Auswirkung. Dort komme es verstärkt zu Diebstählen von durchreisenden Banden. Die gestiegenen Zahlen seien "nicht mit der Flüchtlingssituation in Zusammenhang zu bringen", betonte Corbo.

Der überwiegende Teil der Straftaten wurde von Menschen über 21 Jahren begangen. Rund 20 Prozent waren jünger. Diese Entwicklung sei "sehr, sehr unauffällig", sagte Corbo.

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Straftaten gegen das Leben

Eine Straftat gegen das Leben, also Mord oder Totschlag, wurde in Stuhr registriert. Dabei handelte es sich laut Corbo um eine Beziehungstat beziehungsweise einen Fall von häuslicher Gewalt. Es blieb allerdings beim Versuch und die Tat konnte aufgeklärt werden.

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Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

Die Zahlen in diesem Bereich sind seit 2019 stark angestiegen. In das Feld fallen zum Beispiel Kinderpornografie oder Vergewaltigungen. In Stuhr registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 43 Fälle (2019: 20). Der steigende Trend sei für Stuhr nicht einzigartig, auch im Bundes- und Landestrend gebe es ähnliche Entwicklungen, sagte Corbo. Gerade im Bereich der Kinderpornografie sei die Polizei in den vergangenen Jahren aktiver geworden. "Es ist ein Themenfeld, das uns sehr stark beschäftigt. Es ist sehr unangenehm in der Bearbeitung", so Corbo. Die meisten Fälle passierten im häuslichen Umfeld oder in Chatgruppen. Die Aufklärungsquote liege bei rund 93 Prozent.

Oftmals werden die Delikte auch von Jugendlichen begangen, die zum Beispiel Nacktbilder von sich verschicken. Die Polizei versuche, mit Präventionsprojekten Aufklärungsarbeit über dieses Feld an Schulen zu leisten, so Corbo. Dabei gehe es um das Recht am eigenen Körper, das Recht, Nein zu sagen, und auch um die Selbstbestimmung der Frau. Seit Kurzem werde die Polizei auch vom Weißen Ring unterstützt.

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Rohheitsdelikte

Die Rohheitsdelikte stiegen von 230 Fällen auf 245 an. Bei einer Aufklärungsquote von rund 93 Prozent konnten nahezu alle Fälle aufgeklärt werden.

Diebstahlsdelikte

Die Zahl der Diebstahlsdelikte stieg von 540 auf 737. Damit lagen die Zahlen wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Den Anstieg führte Corbo auf die Öffnung des Ochtum-Parks zurück, wo die meisten Diebstähle stattfinden. Außerdem komme die "schwierige wirtschaftliche Lage" hinzu.

Wohnungseinbrüche

Im Jahr 2021 habe es durch Corona so gut wie keine Einbrüche in Wohnungen gegeben. Damals wurden acht Fälle registriert. Die reinen Zahlen hätten sich nun verfünffacht auf 45 Fälle. Im Vergleich zu den Jahren um 2016/2017 seien die Zahlen aber auf einem "sehr niedrigen Niveau", so Corbo.

Vermögens- und Fälschungsdelikte

Die Anzahl dieser Delikte stieg von 409 auf 464 Fälle an. Die Aufklärungsquote lag bei rund 68 Prozent. Dabei fielen vor allem die hohen Zahlen beim Tankbetrug auf, so Corbo. Grund dafür seien die steigenden Spritpreise.

Straftaten zum Nachteil älterer Menschen

Diese Fälle kommen laut Corbo häufig nicht in der PKS vor. Die Straftaten hätten einen "höchstorganisierten Grad" erreicht und würden oft durch Callcenter im Ausland begangen. In den vergangenen Wochen konnte die Polizei aber zwei Verfahren erfolgreich abschließen und vier Tatverdächtige festnehmen. Unter anderem in Stuhr hatte sich eine Betroffene gemeldet, die von falschen Polizeibeamten angerufen wurde.

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Sonstige Straftaten und Nebengesetz

Unter anderem registrierte die Polizei in Stuhr sieben gefälschte Impfpässe. Außerdem wurden auch 70 Rauschgiftdelikte verzeichnet.

Gewalt gegen Polizisten

Die Gewalt gegen Polizisten steige seit dem Jahr 2018 an, sagte Corbo. In Stuhr wurden zehn Fälle registriert. Von den 20 betroffenen Polizisten seien vier leicht verletzt worden. "Wir versuchen, der Sache Herr zu werden", sagte Corbo. Mit Schulungen, dem Einsatz von Bodycams und einer besseren Schutzausrüstung sollen die Beamten besser geschützt werden. Die Entwicklung sei aber "ein gesamtgesellschaftliches Problem", so Corbo.

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Straftaten im Umfeld der Schule

Wolfgang Kitow und Jan-Alfred Meyer-Diekena, die vor Kurzem die Freien Wähler Stuhr gegründet haben, nutzten die Einwohnerfragestunde, um sich über die Straftaten an den Schulen zu erkundigen. Ihren Recherchen nach könnte es mehr als 50 Fälle von Vandalismus an Schulen gegeben haben. Laut Corbo registrierte die Polizei 2022 elf Straftaten im schulischen Kontext. Ein überwiegender Teil ginge auf das Konto einer "polizeibekannten Familie, die nicht mehr in unserem Bereich wohnt". Stuhrs Erste Gemeinderätin Bettina Scharrelmann betonte, dass es keine Statistik zu Vandalismus an Schulen gebe. Die Gemeinde bringe Fälle zur Anzeige, auch würden Eltern zur Schadensregulierung herangezogen. Es gebe aber auch "keine Anzeigepflicht", so Scharrelmann und weiter: "Wir zeigen an, wenn es uns sinnvoll erscheint." Die Polizei stehe in sehr engem Austausch mit der Gemeinde, sagte auch Corbo.

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