Stefan Buß ist ein Handballverrückter, doch so langsam wird es selbst für ihn mal Zeit für eine Handballpause. Der Trainer des Handball-Oberligisten HSG Grüppenbühren/Bookholzberg ist ein akribischer Arbeiter und immer mit vollem Elan dabei. Das kostet Kraft. "Es war eine sehr lange Saison. Ich freue mich schon auf die Sommerpause und ein paar handballfreie Tage", sagt Buß. Es kann allerdings gut sein, dass die Spielzeit für den Coach und seine Mannschaft noch etwas länger dauert als gedacht. Die Bookholzberger liegen nämlich momentan auf dem zweiten Platz, und dieser berechtigt womöglich zur Teilnahme an Aufstiegsspielen zur Regionalliga.
Falls kein Nord-Team aus der 3. Liga Nord-West absteigen sollte, könnte sogar der Oberliga-Vizemeister direkt aufsteigen. Der TV Bissendorf-Holte schwebt allerdings in akuter Abstiegsgefahr und muss in der Relegation um den Drittliga-Verbleib spielen, das steht einen Spieltag vor Schluss bereits fest. Sollte es auch eine Relegation um den Regionalliga-Aufstieg geben, würden die Vizemeister der Oberliga Nord und Süd in Hin- und Rückspiel einen Aufsteiger ermitteln. Die beiden Meister steigen in jedem Fall direkt auf. In der Nord-Staffel steht die SG Achim/Baden seit dem vergangenen Sonnabend als Titelträger fest. In der Süd-Staffel liegt der VfL Hameln vorne. Der TuS Grün-Weiß Himmelsthür folgt fünf Punkte dahinter und hat eine Partie weniger absolviert. Wiederum fünf Zähler hinter Himmelsthür rangiert der TV Jahn Duderstadt. Vier beziehungsweise fünf Partien haben die Teams noch zu absolvieren. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Hameln Erster bleibt und Himmelsthür Zweiter wird.
Gibt es ein Wiedersehen mit Himmelsthür?
Auf diesen Gegner traf Grüppenbühren/Bookholzberg bereits im vergangenen Jahr und unterlag mit 13:17. Damals nahm die Landkreis-HSG als Verbandsliga-Meister an einem Regionalliga-Relegationsturnier in Alfeld teil. Gespielt wurde zweimal 15 Minuten. Als Vierter der Endabrechnung verpasste die Buß-Sieben den Aufstieg. Nun könnte es eine erneute Chance auf die Regionalliga geben. "Wenn es die Möglichkeit geben sollte, wollen wir die Relegation spielen. Und wenn man es dann wirklich schaffen sollte, muss man natürlich auch aufsteigen", sagt Werner Dörgeloh, stellvertretender Vorsitzender und Co-Trainer der Landkreis-HSG.
Bereits vor einem Jahr diskutierten sie in Bookholzberg über die Regionalliga und kamen zu dem Schluss, dass der Sprung finanziell zu schaffen wäre. An dieser Ansicht hat sich nichts geändert, und die sportliche Ausgangslage ist durchaus günstig. Die Bookholzberger haben aktuell zwei Zähler Vorsprung auf den Dritten TV Neerstedt, der ein Spiel weniger bestritten hat. Sollte Neerstedt gleichziehen, würde der direkte Vergleich zugunsten der Landkreis-HSG entscheiden. "In drei Spielen kann noch viel passieren. Ich gehe davon aus, dass wir mindestens zwei dieser Spiele gewinnen müssen, um Zweiter zu bleiben", blickt Dörgeloh voraus.
Die Bookholzberger empfangen an diesem Freitag den Siebten HSG Hunte-Aue Löwen in der Halle am Ammerweg (20.30 Uhr). "Der Gegner ist schwer einzuschätzen, aber wir wollen die Niederlage aus dem Hinspiel unbedingt gutmachen", betont Dörgeloh. Carsten Jüchter fällt mit einem Kahnbeinbruch für den Rest der Saison aus. Dafür gab Kian Krause nach langer Verletzungspause beim jüngsten Erfolg gegen den TV Oyten (28:22) sein Comeback. "Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass er diese Saison noch zurückkommt. Er ist ein echter Leader und eine Säule in der Abwehr", unterstreicht Dörgeloh. Am 10. Mai geht es für den Tabellenzweiten zum feststehenden Meister Achim/Baden (19 Uhr), anschließend zu Hause gegen den Elften HSG Schwanewede/Neuenkirchen (17. Mai, 18 Uhr).
Neerstedt hat ein Spiel in der Hinterhand
Der TV Neerstedt spielt bereits an diesem Sonnabend (19.30 Uhr) zu Hause gegen die Achimer. Am 10. Mai geht es nach Schwanewede (18 Uhr), ehe zum Abschluss der bereits abgestiegene HC Bremen in der Halle am Sportplatz gastiert (17. Mai, 18 Uhr). Neerstedts Trainer Andreas Müller betont stets, dass es gar nicht das Ziel gewesen sei, um den Aufstieg mitzuspielen. Dass man am Ende aller Voraussicht nach unter den Top Fünf einlaufen werde, sei schon ein großer Erfolg. Den Landkreis-Rivalen Grüppenbühren/Bookholzberg noch zu überholen und Vizemeister zu werden ist für die Neerstedter allerdings eine verlockende Aussicht, die Kräfte im Saisonendspurt freisetzen könnte.
Auch die Bookholzberger hatten den Aufstieg nicht zum Saisonziel erklärt. "Hätte mir vor der Saison einer gesagt, dass wir Fünfter werden, hätte ich das unterschrieben", sagt Dörgeloh und fügt hinzu: "Aber jetzt stehen wir da oben und wollen das natürlich mitnehmen." Der Regionalliga-Aufstieg wäre der Höhepunkt einer jetzt schon bemerkenswerten Erfolgsgeschichte. Die HSG Grüppenbühren/Bookholzberg gewann 2023 ohne Punktverlust die Landesliga-Meisterschaft. Ein Jahr später durfte sie den Titelgewinn in der Verbandsliga bejubeln. Und nun steht das Team vor der Vizemeisterschaft in der Oberliga. "Was wir in den letzten Jahren geschafft haben, das gibt es vermutlich nirgendwo anders. Wir haben in den drei Jahren nicht viele Spiele verloren. Die Mannschaft ist ein eingeschworener Haufen, es macht einfach viel Spaß", betont Dörgeloh und fügt hinzu: "Ich habe schon gescherzt, dass wir die Meistershirts mit Klett besorgen sollten, damit wir den Aufdruck vorne jedes Jahr austauschen können."
Dieser Artikel wurde am 1. Mai um 18.27 Uhr aktualisiert.