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Handball Außenseiter vom Ammerweg: Wie Grüppenbühren für die Regionalliga plant

Vor zwei Jahren wurde die HSG Grüppenbühren/Bookholzberg noch Landesliga-Meister. In der neuen Saison spielt sie plötzlich in der Regionalliga. Wie die Landkreis-HSG diesen großen Sprung schaffen will.
30.05.2025, 14:33 Uhr
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Außenseiter vom Ammerweg: Wie Grüppenbühren für die Regionalliga plant
Von Christoph Bähr

Nach dem Aufstieg des VfL Hameln warf die Deister- und Weserzeitung einen Blick auf die Zusammensetzung der Handball-Regionalliga in der kommenden Saison und stellte in der Überschrift eine Frage: "Wo liegt Grüppenbühren/Bookholzberg?" Als Stefan Buß den Artikel sah, musste er erst einmal lachen. "Natürlich sind wir der große Außenseiter in der Regionalliga", sagte der Trainer der HSG Grüppenbühren/Bookholzberg und fügte hinzu: "Das ist ja ganz normal, wenn man solch einen großen Sprung innerhalb von nur drei Jahren macht. So etwas wird es nicht noch einmal geben."

2023 gewann die Landkreis-HSG aus der Gemeinde Ganderkesee die Landesliga-Meisterschaft, 2024 folgte die Verbandsliga-Meisterschaft. Damals durften die Bookholzberger bereits an der Aufstiegsrunde zur neu geschaffenen Regionalliga teilnehmen, scheiterten allerdings. Ein Jahr später haben sie nun als Vizemeister den Sprung in die vierthöchste Spielklasse geschafft. "Erst einmal ist da nur Freude. Natürlich weiß ich, was für Kaliber auf uns zukommen, aber wir wollen die Saison einfach genießen und viel lernen. Der Klassenerhalt ist ganz klar das Ziel", fasste Buß seinen Gemütszustand zusammen.

Hilfe von Bissendorf-Holte

Momentan befinden sich die Bookholzberger vor allem im Feiermodus nach einem Wochenende voller Spannung, aber ohne eigenes Spiel. Die Relegationspartien um den Aufstieg gegen Grün-Weiß Himmelsthür, den Vizemeister der Oberliga Süd, waren schon geplant. Am Sonnabend schaffte dann aber der TV Bissendorf-Holte den Drittliga-Klassenerhalt durch ein 31:33 in der Relegation gegen den TV Aldekerk. Das Hinspiel hatte Bissendorf mit 40:34 gewonnen und verhinderte somit den Abstieg in die Regionalliga, die nun vier Neulinge aufnehmen kann. Neben den beiden Oberliga-Meistern steigen somit ebenfalls die Vizemeister auf.

Statt am Sonntag in den Hildesheimer Stadtteil Himmelsthür zu fahren, um das Relegations-Hinspiel zu bestreiten, feierten die Bookholzberger also den Aufstieg. Coach Buß tat dies an einem ungewöhnlichen Ort: im Tennisstadion am Rothenbaum in Hamburg. "Ich hatte mir die Karten eigentlich gekauft, um mal vom Handball abzuschalten", sagte er. Es kam anders: Er verfolgte auf seinem Smartphone den Bissendorfer Spielstand und durfte sich freuen. "Dann musste ich nur noch den gebuchten Bus wieder stornieren, der uns am Sonntag nach Hildesheim bringen sollte", erzählte Buß.

In der Bookholzberger Halle am Ammerweg schauten derweil viele Spieler und Fans das Bissendorfer Spiel. "Etwa 70 Leute waren dort und haben ordentlich Party gemacht", schilderte Buß. Am Sonntag wurde der Aufstieg dann noch mit einer Kremserfahrt durch den Ort gefeiert. Am Mittwoch traf sich die Mannschaft ein vorerst letztes Mal zum Training. Am 1. Juli beginnt die Saisonvorbereitung. "Natürlich müssen die Jungs bis dahin zu Hause etwas tun", betonte Buß. Eine Mannschaftsfahrt nach Mallorca über Pfingsten steht außerdem auf dem Programm.

Stark in der Defensive

Dort dürften es die Bookholzberger auch noch einmal krachen lassen, und das haben sie sich verdient. Zwei Meisterschaften und zwei Aufstiege in nur drei Spielzeiten sind aller Ehren wert. Dabei setzte die Landkreis-HSG auf eine eingespielte Mannschaft mit großem Teamgeist. Unter den besten zehn Werfern der Oberliga findet sich kein Bookholzberger, weil sich die Tore stets auf mehrere Akteure verteilten. 862 Treffer gelangen der Landkreis-HSG in den 26 Partien der abgelaufenen Saison, das Prunkstück war aber die Defensive, die mit 692 Gegentoren den Oberliga-Bestwert schaffte. 38:14-Punkte sicherten dem Team den zweiten Platz.

Ein Großteil des Kaders lief bereits in der A-Jugend-Bundesliga für Grüppenbühren/Bookholzberg auf, damals ebenfalls unter Trainer Buß. Genau in diese Akteure setzen die Verantwortlichen auch ihr Vertrauen vor dem Abenteuer Regionalliga. "Wir werden jetzt keine neuen Spieler für viel Geld verpflichten, das würde den Verein kaputt machen. Solche Leute gehen nach einem Jahr auch schnell wieder weg", betonte Buß. Stattdessen bleibt der Aufstiegskader größtenteils zusammen und soll punktuell verstärkt werden. Nur Jan Hansel, Maurice Steffen (wechseln in die zweite Mannschaft), Jona Schultz, Jan-Niklas Ordemann und Philip Müller (hören auf) verabschieden sich. Mit Lukas Meinke (Wilhelmshavener SSV), Marc Glaß und Jano Wessels (beide TvdH Oldenburg A-Jugend) stehen drei Zugänge bereits fest. "Es kann sein, dass kurzfristig noch neue Spieler dazu kommen, aber allzu viel wird nicht mehr passieren", blickte Buß voraus.

Viele Kleinigkeiten zu bedenken

Im Verein befasse man sich derzeit ohnehin weniger mit möglichen Zugängen als mit organisatorischen Aspekten. "Es sind viele Kleinigkeiten zu beachten. Zum Beispiel gibt es in der Regionalliga immer einen Livestream, für den man bei Heimspielen zwei Kommentatoren stellen muss", sagte Buß. Finanziell hatten sie ein mögliches Regionalliga-Abenteuer in Bookholzberg schon im vergangenen Jahr durchgerechnet und waren zu dem Schluss gekommen, dass es machbar ist. Am Trainingsplan ändert sich nichts, die Mannschaft absolviert weiterhin drei Einheiten pro Woche.

Coach Buß ist davon überzeugt, dass sein Team auch in der Regionalliga mithalten kann: "Es wird schwieriger, denn dort warten abgezockte Mannschaften auf uns, aber wir haben bärenstarke Jungs und einen breiten Kader. Wir wollen zeigen, dass wir Handball spielen können." Wichtig sei es, gut in die Saison zu kommen und die Heimstärke mit den Fans im Rücken aufrechtzuerhalten. Buß freut sich in der Regionalliga besonders auf die Derbys gegen den TvdH Oldenburg und den TV Cloppenburg. Daneben seien die Duelle gegen den Mitaufsteiger Hameln etwas Besonderes, auch wenn dort offenbar noch niemand so genau weiß, wer die HSG Grüppenbühren/Bookholzberg eigentlich ist. Buß: "Hameln hat früher in der ersten Liga gespielt. Gegen solche Gegner anzutreten ist doch faszinierend. Das hätte noch vor drei Jahren niemand erwartet."

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