Sommer, Sonne, Rock'n'Roll: Das Konzert mit der Bremer Band Larry and the Handjive war ein Volltreffer des Vereins Verdener Jazz- und Bluestage, und das, obwohl es ausgerechnet mit dem Schicksalsspiel gegen Portugal zusammenfiel. Trotzdem waren fast alle Plätze vor der Freilichtbühne am Domgymnasium besetzt. Es herrschte Partystimmung und die gut gelaunte Band mit dem authentischen Sound sorgte für einen perfekten Sommerabend.
Nicht nur das Publikum, sondern auch die Band war voller Vorfreude: "Das ist unser erstes Konzert seit anderthalb Jahren", erklärte Leadsänger, Gitarrist und Keyboarder Rick Baker nach dem Auftakt – ausgerechnet mit dem Stones-Song "(This Could Be) The Last Time". Doch das wollte an diesem Abend niemand hoffen – schon mit den ersten Songs hatten die Vollblut-Rock'n'Roller ihr Publikum fest im Griff. "Eigentlich wollten wir im letzten Jahr unser 35-jähriges Band-Bestehen feiern", sagte Baker. "Dann feiert ihr es hier und heute", tönte es aus dem Publikum. Tatsächlich fühlten sich die Larrys, die sich im Jahr 1986 in Bremen gegründet hatten, in der tollen Atmosphäre auf der baumumstandenen Bühne unter strahlend blauem Himmel ganz in ihrem Element. Top-Hits der 50er- und 60er-Jahre, coole Moves und fantastische Soli an Gitarren und Drums begeisterten das Publikum. Nach jedem Song wurde gejubelt, alle Anwesenden hatten genau das gebraucht. Gleich im ersten Set lieferte Drummer Larry Bexman mit dem Titel "Willy and the Handjive", dem musikalischen Namenspaten der Band, gehörig ab. Am Ende seines fantastischen Solos flogen die Sticks durch die Gegend und die Schießbude musste ein bisschen repariert werden. "Die Mechanik ist eingecoronat", erklärte Bexman vergnügt, der die ganze Sache während seines Spiels mit einem Fuß zusammengehalten hatte. Auch sonst gab es jede Menge zu erleben: Immer wieder lieferten sich Baker und Herbie Miller grandiose Gitarren-Battles; während Presleys "Baby What You Want Me to Do" umfing Baker Larry Ferry mit beiden Armen und spielte dessen Bass, während Ferry auf der Bluesharp brillierte – sowas hatte man in Verden noch nicht gesehen! Selbst Bakers tolle Ausfallschritte auf seinen stylischen schwarz-weißen Rock'n'Roll-Schuhen waren kleine Events für sich.

Bei sommerlicher Hitze genoss das Publikum das Konzert.
Bis zu seinem Tod im Jahr 2013 hatte die Band engen Kontakt zum Kultgitarristen und Beatles-Mentor Tony Sheridan, und mit Songs wie "Whole Lotta Shakin' Goin' On" und "Be Bop A Loo-La" erinnerten sie an viele gemeinsame Konzerte in Fernsehshows und bei legendären Tourneen. Dessen eigener Song "My Bonny Lies Over the Ocean" wurde zur Hymne für Sheridan, an der sich auch das Publikum begeistert beteiligte.
Die gute Laune brach auch in der Pause nicht ab. "Das ist so große Klasse heute, das hebt total die Laune", kommentierte die Verdenerin Susanne Heckmann strahlend, die das tolle Ambiente bereits von den diesjährigen Maiklängen kannte. "Man merkt, wie froh alle sind, dass Kultur und Musik wieder da sind. Auch den Musikern merkt man an, wie happy sie sind, wieder auftreten zu können." Ihr Mann Reinhold ergänzte: "Das ist eine ganz tolle Location hier, das ist mir zehnmal lieber als die eigentlich geplante Veranstaltung auf dem Schiff." Für ihn könnte es auf diesem großartigen Platz noch viel mehr Kulturveranstaltungen geben – Bühne und Umfeld seien wie geschaffen dafür. Merkwürdig fand er allerdings, "dass man bei der Organisation dieses Termins nicht an das Fußballspiel gedacht hat." Doch obwohl er ein großer Fußballfan sei, habe er das Konzert vorgezogen. Zum Glück hatten viele so gedacht.
"Wir sind wieder da, und ihr auch, das find' ich so geil", jubelte Baker nach der Pause. Zuvor hatte man mit dem "Larry-Kabel-Ballett" virtuos die Knoten entwirrt, die bei der ganzen Tanzerei und Springerei auf der Bühne zwischen den Musikern entstanden waren. Im zweiten Set freuten sich die Fans über "Twist and Shout", "All My Loving" und "Hey Jude" von den Beatles, den Elvis-Schmusesong "Can't Help Falling in Love" und den Kult-Hit "San Francisco" – Romantik pur an einem heißen Sommerabend. Mittlerweile wurde auch überall im Hintergrund getanzt, und bei "Johnny B. Goode" oder "Great Ball of Fire" sah man viele bestens eingespielte Paare ordentlich abrocken. Klar, dass der Abend nicht ohne Zugabe enden konnte: Mit "Baby Come Back" sprach die Band, die bereits zum dritten Mal in Verden zu Gast war, dem Publikum aus dem Herzen, und die Beatles-Hymne "Let it Be" ließ hoffen, dass die "Times of Trouble" bald endgültig vorüber sein möchten, damit solche großartigen Konzerte wieder schöne Normalität werden können.