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Problemgebiete in Bremen-Nord Warten auf Bewertung der Win-Gebiete

Bremen überprüft die Programmgebiete „Wohnen in Nachbarschaften“ (Win) in Lüssum, Blumenthal, Grohn und Marßel. Die Quartiersmanager setzen darauf, dass sie künftig mehr Geld zur Verfügung haben.
26.08.2019, 20:22 Uhr
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Von Sylvia Wörmke

Die Wohn- und Lebensbedingungen in den Bremer Stadtteilen sollen verbessert werden. Darum gibt es seit 20 Jahren das Programm Win (Wohnen in Nachbarschaften). Die aktuelle Programmphase endet 2019. Für die Finanzierung von neuen Projekten und Maßnahmen ist eine Evaluierung notwendig, eine Bewertung der Vorhaben und der Quartiere. Der Bericht, auf den in den Stadtteilen gewartet wird, wurde für diesen Sommer angekündigt.

Aus dem Bauressort, seit wenigen Tagen geführt von Senatorin Maike Schaefer aus Vegesack, heißt es dazu lediglich, dass der Win-Bericht noch in Arbeit ist. Die Quartiersmanager in den Stadtteilen kennen den Inhalt ebenfalls nicht, sie hängen in der Schwebe. Erst am 5. September sollen ihnen Ergebnisse vorgestellt werden. Bis dahin bleibt die Evaluierung unter Verschluss.

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Die Quartiersmanager in Bremen-Nord (sie arbeiten in Lüssum, Blumenthal, Grohn und Marßel) möchten lieber heute als morgen wissen, mit welchen Geldern sie in Zukunft arbeiten können. Außerdem gibt es noch keine definitive Aussage, ob zum Beispiel auch kleine Gebiete wie das Lonke-Quartier in Grambke neu aufgenommen werden. Das zumindest hatte die SPD-Landesvorsitzende Sacha Aulepp vor der Wahl in unserer Zeitung zugesagt.

Heike Binne (Lüssum-Bockhorn), Christian Ganske (Grohn, Grohner Düne) und Carola Schulz (Blumenthal) stützen sich auf die Absprachen im Koalitionsvertrag. Demnach will die neue Landesregierung „die Quartierszentren und das Win-Programm absichern sowie die Win-Gebiete personell besser ausstatten und das Programm konzeptionell weiterentwickeln“. Die Betroffenen sind sich einig, dass eine Erhöhung der Finanzen um mindestens 30 Prozent erforderlich sei. Vorsorglich hat Heike Binne genau das gefordert und der Blumenthaler Beirat hat, wie berichtet, diese Forderung sowie weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Arbeit in den Stadtteilen mit Beschlüssen untermauert.

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Win-Gelder zur Umsetzung größerer Maßnahmen

Heike Binne wird mit ihren Forderungen auch von weiteren Quartiersmanagern in Bremen-Nord unterstützt. 20.000 Euro erhält zum Beispiel Carola Schulz für das Blumenthaler Zentrum. Rund zehn Projekte – wie berufsvorbereitende Maßnahmen für junge Menschen oder Sprachangebote für ausländische Mütter in der Kita am Wasserturm – gehören dazu. „Wir können mit dem Geld nicht viel machen“, sagt sie. Sie würde sich eine Aufstockung der Win-Gelder wünschen, damit größere Maßnahmen angepackt werden können. „Wir könnten ganz anders arbeiten.“

Die Beispiele dafür, wie erfolgreich Win-Projekte sein können, hat sie direkt vor ihren Augen, in der George-Albrecht-Straße, die in den Sommermonaten zur temporären Spielstraße wird. „Ich sehe, wie viele Kinder und Eltern wir erreichen, die keinen Kita-Platz erhalten haben.“ Sie hat Verhaltensänderungen bei den Kindern bemerkt, die zumeist einen Migrationshintergrund haben. Das Projekt fördere die sozialen Gruppenaktionen und motorische Fähigkeiten.

Positive Rückmeldungen aus Kita

Auch positive Rückmeldungen aus der Kita am Wasserturm bestärken sie darin, wie wichtig Win-Projekte und die Aufstockung der Gelder sind. Das Sprachprojekt für Mütter in der Kita habe sehr viel dazu beigetragen, dass nun die Kommunikation zwischen Kita-Personal und Eltern besser funktioniert. Ende September will Carola Schulz den Kreis der Einrichtungen, die sich in Blumenthal engagieren, über die Ergebnisse der Evaluierung informieren. Sie gibt sich relativ entspannt. Wenn es negative Mitteilungen geben sollte, „hätte es Signale gegeben“, ist sie sicher.

Christian Ganske, zuständig für Grohn, würde sich ebenfalls wünschen, vor allem für die Akteure im Ortsteil, dass es mehr Geld geben würde. „Die Träger könnten dann viel mehr Projekte umsetzen.“ Er selber hat mit seiner halben Stelle als Quartiersmanager aber keine Kapazitäten mehr, um zusätzlich aktiv zu werden. Für Grohn und die Grohner Düne stehen bisher 75 000 Euro zur Verfügung – plus Gelder aus unterschiedlichen Töpfen für kleinere bauliche Maßnahmen im Ortsteil. Also für Wünsche wie eine Bank, Spielgeräte oder eine Wandgestaltung. Die Absprachen im Koalitionsvertrag stimmen ihn „optimistisch“.

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Auch Thomas Pörschke, Sprecher der Grünen für Bremen-Nord, verkündete vor Kurzem bei einer Veranstaltung in Blumenthal, dass mit den Forderungen aus den Stadtteilen „offene Türen eingerannt werden“. Heike Binne baut auf diese Signale. Sie bezeichnet es als ganz wichtig, dass die Finanzen für die Quartiere aufgestockt werden. „Die Anforderungen sind gestiegen“, sagt sie unter anderem mit Blick auf die Zuwanderung. 150.000 Euro bekommt sie seit 20 Jahren für Win-Projekte pro Jahr. „Der Betrag ist immer gleich geblieben. Bei uns wären es dann 45.000 Euro mehr“, hat sie schon ausgerechnet, was die Aufstockung bringen würde.

Die Quartiersmanager können ihre Wünsche, Projekte und Forderungen bis zum 28. August anmelden. Auch wenn sich die Haushaltsberatungen hinziehen werden, sind den Quartiersmanagern nicht die Hände gebunden. „Ich bin zwar nicht glücklich, wenn es zu einer haushaltslosen Zeit kommt, wir sind aber handlungsfähig“, blickt Heike Binne gelassen auf die nächsten Monate.

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