Der Mittelweg ist der richtige, wenn es nach Key Riebau geht. Als der positive Saisonstart mit zehn Punkten aus fünf Spielen perfekt war, sei keinesfalls alles gut gewesen, betont der Trainer des SV Atlas Delmenhorst. Genauso sei bei den zwei jüngsten Niederlagen nicht alles schlecht gewesen. "Wir können das intern schon ganz gut einordnen", betont Riebau vor dem Heimspiel gegen den FC Teutonia 05 Ottensen am Sonntag (15 Uhr).
Wie eng beieinander in der Fußball-Regionalliga Nord im ersten Saisonviertel alles noch ist, mussten die Delmenhorster nun erfahren. Waren sie vor Kurzem noch auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze, liegen sie nach zwei verlorenen Spielen plötzlich auf Rang 13 kurz vor der Abstiegszone. Während die 2:3-Niederlage beim Aufsteiger Blau-Weiß Lohne für große Unzufriedenheit gesorgt habe, müsse das jüngste 0:3 gegen die SV Drochtersen/Assel richtig bewertet werden, sagt Riebau. "Wir haben nicht gegen irgendeinen Gegner gespielt. Die sind nicht umsonst Tabellenführer. Drochtersen/Assel hat uns keinesfalls an die Wand gespielt, war aber einfach effizienter."
Ousman Touray wieder fit
In der Tat hielten die Blau-Gelben gut mit, erzeugten aber zu wenig Gefahr vor dem Tor. Da trifft es sich gut, dass der schnelle Angreifer Ousman Touray, der bei seinen bisherigen drei Einsätzen zu überzeugen wusste, wieder fit ist. Hinter dem Einsatz von Dimitrios Ferfelis, der gegen Drochtersen wegen einer Knöchelverletzung fehlte, steht noch ein Fragezeichen. Es gibt laut Riebau aber eine Chance, dass der Mittelstürmer, der mit vier Saisontoren bester Atlas-Torschütze ist, auflaufen kann. Phil Gysbers, Mustafa Azadzoy (Prellung) und Oliver Rauh (Hochzeitsreise) fehlen weiterhin. Mit Mittelfeldspieler Florian Stütz, den Knieprobleme plagen, ist ein weiterer Ausfall hinzugekommen. Innenverteidiger Leo Weichert ist nach seiner Roten Karte gegen Drochtersen gesperrt. Wie lange er aussetzen muss, ist noch offen. Zudem fehlen die Langzeitverletzten Dominik Schmidt, Kristian Taag und Philipp Eggersglüß.
Wer auf die Ausfallliste blickt, sieht sofort, dass dem SV Atlas derzeit sowohl in der Defensive als auch in der Offensive viel Qualität fehlt. Groß darüber reden will Key Riebau aber nicht. "Wir haben einen richtig breiten Kader, und ich vertraue jedem Spieler", betont der Atlas-Coach und fügt hinzu: "Von mir wird man deshalb nicht hören, dass dieser oder jener unbedingt schnell wieder fit werden muss." Bei der Kaderplanung vor der Saison haben sie beim SVA darauf geachtet, sich personell breiter aufzustellen. Schon früh in der Saison werden nun fast alle Spieler auch benötigt.
Ottensen hat hohe Ziele
Der Atlas-Gegner Teutonia Ottensen hat bislang zehn Punkte geholt, genau wie die Delmenhorster. Zufrieden dürfte damit bei den Hamburgern allerdings niemand sein. Mit einigen finanzstarken Unterstützern im Hintergrund peilt Teutonia den Sprung in die dritte Liga an und hat dafür personell noch einmal aufgerüstet. Stürmer Maik Lukowicz, der beim Drittliga-Aufsteiger VfB Oldenburg keinen neuen Vertrag bekam, hätte etwa auch einer für den SV Atlas sein können, bekam aus Ottensen aber direkt ein attraktives Angebot, das er annahm.
Am Mittwochabend verlor Teutonia ein Nachholspiel beim FC St. Pauli II überraschend mit 0:2. Abwehrspieler Tjorben Uphoff sah die Rote Karte und fehlt gegen Atlas. "Die Niederlage gegen St. Pauli kam für mich etwas unerwartet. Ich dachte, sie wären schon weiter", sagt Riebau. "Für meinen Trainerkollegen David Bergner ist es aber auch keine leichte Aufgabe. Der Kader hat ja vor der Saison erst spät zusammengefunden." Dazu könnten der Auftritt auf der großen DFB-Pokal-Bühne und das ganze Drumherum mit Diskussionen um den Spielort die Teutonia-Spieler etwas abgelenkt haben: Ende August unterlagen sie dem Bundesligisten RB Leipzig mit 0:8.
Atlas und Teutonia trafen in der vergangenen Saison in der Meisterrunde aufeinander. In Delmenhorst endete die Partie 1:1, in Hamburg gingen die Blau-Gelben mit 1:6 unter. Viel Aussagekraft hat das aber nicht mehr, die Kader beider Mannschaften haben sich seitdem deutlich verändert. "Klar ist, dass uns ein intensives Spiel gegen einen starken Gegner erwartet", hält Riebau fest. Er erwartet von seinem Team vor allem eine bessere Defensivleistung als gegen Drochtersen: "Wir haben uns vorgenommen, ein paar Dinge zu verändern. Dabei geht es um taktische Elemente, aber vor allem auch darum, dass wir noch kompakter und leidenschaftlicher verteidigen. Kompaktheit, Kommunikation und Leidenschaft – diese drei Aspekte werden sehr wichtig sein."