Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Fußball-Regionalliga Wie der SV Atlas Delmenhorst mit der sportlichen Krise umgeht

Der SV Atlas Delmenhorst hat nach der Winterpause einen Fehlstart hingelegt. Im Umfeld kommt langsam Unruhe auf. Wie die Verantwortlichen darauf reagieren und ob sich die Trainerfrage stellt.
09.03.2023, 18:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Wie der SV Atlas Delmenhorst mit der sportlichen Krise umgeht
Von Christoph Bähr

Es sind unruhige Zeiten für Trainer im Fußball-Nordwesten. Der Drittligist VfB Oldenburg hat gerade Dario Fossi entlassen. Zuvor hatte der Ligarivale SV Meppen sich von Stefan Krämer getrennt, sein Nachfolger ist Ernst Middendorp. Beide Klubs hoffen durch die Trainerwechsel auf neue Impulse im Ringen um den Klassenverbleib. Eine Liga tiefer befindet sich auch der SV Atlas Delmenhorst mitten im Abstiegskampf, doch der Regionalligist will sich kein Beispiel an den Drittligisten nehmen. "Wir haben vollstes Vertrauen in unseren Cheftrainer und seine Mitstreiter. Hinter unserer gesamten sportlichen Leitung stehen wir zu 100 Prozent", betont der Atlas-Vorsitzende Manfred Engelbart.

Alle drei Spiele in diesem Jahr hat der SVA verloren. Insgesamt ist er seit fünf Partien sieglos und steht als Tabellen-14. nur noch hauchdünn vor der Abstiegszone. Klar, dass angesichts dieser Bilanz in den sozialen Netzwerken auch kritische Kommentare über Trainer Key Riebau auftauchen. "Man kann online immer schnell was schreiben, aber vielleicht sollten sich die Leute mal fragen, wie sie selbst sich fühlen würden, wenn so etwas über sie dort stünde", sagt der Sportliche Leiter Bastian Fuhrken. Bei der SV Drochtersen/Assel verlor Atlas zuletzt mit 1:3, doch die Partie habe gezeigt, dass Riebau sein Team optimal auf einen Gegner vorbereite, findet Fuhrken. "Alles, was im Vorfeld gesagt wurde, war zu 100 Prozent richtig. Genau so lief das Spiel."

Gut vorbereitet, aber zu fehlerhaft

In der Tat war die Delmenhorster Mannschaft in der Anfangsphase sehr gut auf ihren Gegner eingestellt. Durch Rochaden in der Offensive brachte Atlas Unruhe in die Defensive des Tabellendritten und ging früh mit 1:0 in Führung. Die Dreierabwehrkette stand zunächst sicher und war darauf vorbereitet, dass Drochtersen/Assel gerne mit langen Bällen operiert. Durch einen Fehlpass von Torwart Eike Bansen, der zum 1:1 führte, und ein Foul von Raoul Cissé, das den Elfmeter zum 2:1 für die Gastgeber verursachte, brachte sich Atlas allerdings selbst auf die Verliererstraße.

Gegen Ende der ersten Hälfte bäumten sich die Blau-Gelben noch einmal auf, nach dem Seitenwechsel fiel dann schnell das 1:3 und die Gäste ergaben sich in ihr Schicksal. Der Gesamtauftritt des Teams hat Fuhrken überhaupt nicht gefallen. Er findet deutliche Worte: "Die Bereitschaft ist entscheidend. Die Bereitschaft, auf die zweiten Bälle zu gehen, denn wir wussten, dass es darauf ankommen würde. Die Bereitschaft, für den Verein alles zu geben. Diese Bereitschaft war leider nicht bei allen zu sehen."

"Wir sind alle in der Pflicht"

Jetzt einfach nur die Spieler in die Pflicht zu nehmen, sei ihm jedoch zu simpel, betont Fuhrken. "Wir sind alle in der Pflicht, die volle Bereitschaft zu zeigen. Das fordere ich von jedem, von den Spielern, aber auch vom Team hinter dem Team. Ich kann es akzeptieren, wenn wir ein Spiel verlieren, weil der Gegner spielerisch besser war. Aber dass wir verlieren, weil die Bereitschaft fehlte, kann ich nicht durchgehen lassen."

Für Fuhrken ist die Trainerfrage ebenfalls gar kein Thema, einfach so weitermachen wie bisher will er allerdings auch nicht. "Wir kommunizieren momentan sehr viel mehr und durchleuchten alle Positionen. Die Spielanalysen dauern oft mehr als eine Stunde. Jetzt zählt nur der Klassenerhalt, alles andere ist egal", betont der Atlas-Sportchef. Die Kommunikation wurde zuletzt dadurch erschwert, dass Chefcoach Riebau wegen einer Corona-Infektion zu Hause bleiben musste. Beim Auswärtsspiel gegen Teutonia Ottensen am Sonntag (14 Uhr) ist er aber wieder dabei. "Im direkten Kontakt lässt sich vieles besser besprechen als über Videokonferenzen oder Telefonate", unterstreicht Fuhrken.

Lesen Sie auch

Trotz aller Analysen und Gespräche sind den Atlas-Verantwortlichen in einem Punkt jedoch die Hände gebunden. Die Anzahl der Gegentore hatten sie schon zur Winterpause als großes Manko ausgemacht, und daran hat sich bisher nichts geändert. In den drei Partien dieses Jahres kassierten die Delmenhorster zehn Treffer. Insgesamt sind es nun 50 Gegentore nach 24 Partien. "Ganz klar, wir fressen weiterhin zu viele Gegentreffer", hält Fuhrken fest. Nur: Echte Alternativen im hinteren Bereich hat Riebau derzeit nicht. Dafür fehlen zu viele Spieler, zudem verließ mit Nico Matern ein Sechser den Verein.

Hoffen auf Volkmer

Der neue Abwehrchef und Kapitän Dominic Volkmer sollte die Defensive stabilisieren, fällt jedoch mit einem Muskelfaserriss weiterhin aus. Das Ottensen-Spiel kommt für ihn wahrscheinlich noch zu früh. Bei Kristian Taag hatten die Atlas-Verantwortlichen auf ein baldiges Comeback gehofft, doch nun schmerzt das Knie des Innenverteidigers erneut. Philipp Eggersglüß ist zwar nach seinem Kreuzbandriss wieder einsatzbereit, braucht aber Zeit, um wieder seine alte Stärke zu erreichen. Mit Leo Weichert fehlt ein weiterer Abwehrspieler noch länger verletzt. Dominik Schmidt hat seine aktive Karriere inzwischen beendet und fungiert jetzt als Co-Trainer. "Wenn so viele Abwehrspieler ausfallen, kann das keine Mannschaft der Welt auffangen", sagt Atlas-Chef Engelbart.

"Mit Volkmer, Taag und Weichert hätten wir diese Abwehrprobleme nicht", ist Fuhrken überzeugt. Ganz besonders hadert der Sportchef mit dem Ausfall des zweitligaerfahrenen Volkmer: "Damit ist uns nicht irgendein Spieler weggebrochen, sondern ein absoluter Führungsspieler." Immerhin: Von den drei verletzten Innenverteidigern dürfte Volkmer als Erster wieder auf dem Platz stehen. Beim wegweisenden Kellerduell gegen den BSV Rehden am 18. März kann er wieder spielen, wenn alles nach Plan läuft.

Nach Plan lief zuletzt allerdings wenig beim SV Atlas. Die Wintervorbereitung war aufgrund der Trainingsbedingungen in Delmenhorst wie in jedem Jahr etwas kompliziert. "Das ist sicher auch ein Grund dafür, dass wir nach dem Winter immer keinen so guten Start haben", sagt Fuhrken. Dann kamen noch sieben Corona-Fälle im Team hinzu. Einige Spieler seien davon geschwächt, berichtet der Sportchef. Dazu ist der März geprägt von schwierigen Auswärtsspielen. Trotz aller Widrigkeiten herrsche beim SV Atlas aber weiterhin großer Optimismus, betont Klubchef Engelbart. "Es sind noch zwölf Spiele, also sind noch 36 Punkte zu holen. Unser Fokus liegt voll auf dem Klassenerhalt. Dafür brennen wir alle, die Mannschaft genauso wie wir Verantwortlichen."

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)