Niclas Füllkrug hat schon wieder für die Nationalmannschaft getroffen, auch deshalb wird es immer wahrscheinlicher, dass der 30-Jährige Werder Bremen im Sommer verlässt. Zumal sowohl Verein als auch Spieler finanziell erheblich davon profitieren würden. Aber was passiert dann? Wie könnte Werder diese große Lücke im Sturmzentrum schließen? Unsere Deichstube hat die unabhängigen Datenscouting- und Analyse-Experten von Createfootball gebeten, die passendsten Kandidaten als Füllkrug-Ersatz herauszufiltern. Wichtige Voraussetzung: Diese Spieler müssen für die Grün-Weißen auch finanziell machbar sein. Createfootball kennt sich bestens aus, versorgt auch Vereine und Berateragenturen mit entsprechenden Analysen.
Die Ausgangslage:
Niclas Füllkrug ist mit 15 Toren und fünf Vorlagen in 25 Bundesligaspielen Werders Lebensversicherung. In der Luft besticht der 1,89 Meter große Angreifer mit seiner Kopfballstärke (vier Tore), ist aber auch am Boden als Wandspieler und Passempfänger gefragt. Obwohl der Nationalspieler einen wuchtigen Körperbau hat, ist sein Antritt ordentlich und auch seine Technik und sein Spielverständnis sind gut. Ihn eins zu eins zu ersetzen, ist vor allem bei Werders finanziellen Möglichkeiten unrealistisch.
Aber es gibt durchaus interessante Alternativen:
Tim Kleindienst (1. FC Heidenheim)
Der 27-Jährige führt in dieser Saison mit 19 Toren die Torschützenliste der 2. Bundesliga an. Der 1,94 große Mittelstürmer ist ein klassischer Stoßstürmer, der vor allem durch seine Zweikampf- und Kopfballstärke zu bestechen weiß. In der Luft gewinnt der Deutsche über die Hälfte seiner Duelle und erzielte in dieser Saison schon neun Tore per Kopf. Seine Physis hilft dem Mittelstürmer auch in der Ballbehauptung, wobei er die Bälle im Sturmzentrum festmachen und auch seine Mitspieler einsetzen kann. Kleindienst ist nahezu beidfüßig, was ihn gemeinsam mit seiner Kopfballwucht extrem unberechenbar macht. Hat er den Ball am Fuß, fackelt er nicht lange und schließt auch gerne aus der Distanz ab. Gegen den Ball zeichnet den gebürtigen Jüterboger ein aggressives Anlaufverhalten aus, bei dem er als erster Verteidiger in vorderster Linie agiert.

Führt in dieser Saison mit 19 Toren die Torschützenliste der 2. Bundesliga an: Tim Kleindienst.
Aufpassen muss man jedoch hinsichtlich seiner Überperformance von Toren im Vergleich zum Expected Goals Wert. Es ist möglich, dass qualitativ bessere Torhüter in der 1. Bundesliga das eine oder andere Tor hätten verhindern können.
Interessant dürfte die Personalie Kleindienst vor allem werden, sollte der 1. FC Heidenheim in diesem Jahr den Aufstieg verpassen.
Cedric Itten (Young Boys Bern)
Der 26-jährige Mittelstürmer lief bereits in der Saison 2021/22 ein halbes Jahr für Greuther Fürth in der Bundesliga auf. Seit vergangenem Sommer spielt der 1,89 große Stürmer wieder in seinem Heimatland Schweiz und glänzt bei den Young Boys in 23 Ligaspielen mit 14 Toren und sieben Vorlagen. Auch in der Nationalmannschaft, für die Itten erstmals nach 2021 nun für die Länderspiele im März nachnominiert wurde, zeigte er mit vier Toren in sieben Spielen sein Können. Der gebürtige Baseler agiert häufig als Wandspieler, der die Bälle je nach Situation festmachen kann, aber auch das Auge und die Technik hat, um seine Mitspieler einzusetzen.

Glänzt bei den Young Boys in 23 Ligaspielen mit 14 Toren und sieben Vorlagen: Cedric Itten (vorne).
Itten ist ein klassischer Strafraumstürmer, der durch gutes Positionsspiel von seinen Mitspielern sowohl in der Luft als auch am Boden gesucht wird. Des Weiteren besticht der abschlussfreudige Mittelstürmer durch seine hohe Effizienz im Strafraum. So hat er über fünf erfolgreiche Offensivaktionen pro 90 Minuten – und 57 Prozent seiner Schüsse finden den Weg auf das Tor. Für Werder würde Itten eine Sofortlösung darstellen. Hierbei müsste der Schweizer jedoch gewillt sein, seinen Club schon nach einem Jahr wieder zu verlassen. Er würde dabei auch auf Einsätze im internationalen Geschäft verzichten. Die Young Boys zahlten im Sommer eine Ablösesumme von 1,82 Millionen Euro.
Kévin Denkey (Cercle Brügge)
Der Mittelstürmer besticht in dieser Saison mit acht Toren sowie sieben Vorlagen in 29 Spielen in der Jupiler Pro League. Im Vergleich zu Füllkrug ist er durch seine 1,81 Meter nicht ganz so kopfballstark, auch wenn er fast zehn Kopfballduelle pro 90 Minuten bestreitet. Trotzdem bringt der Nationalspieler Togos viel Wucht und Durchsetzungskraft mit und führt extrem viele Zweikämpfe. Mit dem Ball am Fuß sucht der 22-Jährige auch gerne das Eins-gegen-eins-Duell (fast 3,5 Mal in 90 Minuten) und kann seine Mitspieler durch Steckpässe hinter die Kette einsetzen. Besonders hervorzuheben ist sein starkes Pressing in der vordersten Linie, wobei ihm auch seine Schnelligkeit und Agilität (im Vergleich zu Füllkrug) zugutekommt. Das passt sehr gut zum Offensivgedanken von Ole Werner. Denkey wäre damit eine dynamischere Alternative, die vor allem dem Pressingspiel von Werder und der Tiefe im Spiel gut tun würde.

Besticht in dieser Saison mit acht Toren und sieben Vorlagen in 29 Spielen in der belgischen Jupiler Pro League: Kévin Denkey.
Der Mittelstürmer hat mit seinen 22 Jahren noch viel Potenzial, sich zu verbessern, vor allem in seiner Abschlusseffizienz. Mit einem Marktwert von drei Millionen Euro und einer Vertragslaufzeit bis 2026 müsste Werder Verhandlungsgeschick beweisen, um den Transfer wirtschaftlich stemmen zu können.
Fraser Hornby (KV Oostende)
Der 23-Jährige ist in dieser Saison von Stade Reims zum KV Oostende in die belgische Jupiler Pro League ausgeliehen und macht mit neun Scorerpunkten in 17 Spielen auf sich aufmerksam. Und das, obwohl sein Club mitten im Abstiegskampf steckt. Der 1,95 Meter große Mittelstürmer besticht vor allem durch seine körperliche Präsenz, führt extrem viele Kopfballduelle und wird sehr häufig durch lange Bälle, die er festmachen oder weiterleiten kann, gesucht. Oostende spielt ein hohes Pressing, wodurch Hornby seinen Spielstil bei einem Wechsel nicht umstellen müsste.

Macht mit neun Scorerpunkten in 17 Spielen in der belgischen Jupiler Pro League auf sich aufmerksam: Fraser Hornby.
Interessant wird, ob Stade Reims mit dem Schotten in der nächsten Saison plant. Bei seiner Rückkehr hat Hornby nur noch ein Jahr Vertrag, was Werder in den Verhandlungen helfen könnte.
Ole Christian Saeter (Rosenborg BK)
Der beidfüßige Mittelstürmer bestach in der Saison 2022 mit 17 Scorern in 20 Spielen in der Eliteserien. Der 26-Jährige ist extrem abschlussfreudig und bringt dabei eine sehr gute Chancenverwertung und hohe Effizienz in seinen Offensivaktionen mit. Der 1,86 Meter große Norweger liefert eine hohe Präsenz und eine gute Positionierung im Strafraum. Des Weiteren hat er eine gute Beschleunigung und ist ein sehr ausdauernder und aggressiver Pressingspieler.

Bestach in der Saison 2022 mit 17 Scorern in 20 Spielen in der norwegischen Eliteserien: Ole Christian Saeter.
Sein Vertrag endet in Rosenborg Ende 2023, wodurch er im Sommer bei einem Marktwert von einer Million Euro durchaus ein Schnäppchen werden könnte. Schließlich ist es für Rosenborg die letzte Möglichkeit, Geld mit ihm zu verdienen. Eine Vertragsverlängerung hat er vor Kurzem abgelehnt.
Weitere Optionen:
Dawid Kownacki (26/Fortuna Düsseldorf)
- Markwert: 2,5 Millionen Euro
- ablösefrei im Sommer
- 1,86 Meter
- elf Tore und sieben Vorlagen in 23 Spielen
Jérémy Le Douaron (24/Stade Brest)
- Marktwert: 3 Millionen Euro
- Vertrag bis 2026
- 1,89 Meter
- sechs Tore und zwei Assists in 22 Spielen
Chuba Akpom (27/Middlesbrough)
- Marktwert: 7 Millionen Euro
- ablösefrei im Sommer
- 1,86 Meter
- 24 Tore und zwei Vorlagen in 31 Spielen
- Problem: das Gehalt und englische Erstligisten, die interessiert sind
Gue-sung Cho (25/Jeonbuk Hyundai)
- Marktwert: 2,5 Millionen
- 1,89 Meter
- 13 Tore und vier Vorlagen in 23 Spielen
- 20-facher südkoreanischer Nationalspieler