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Betrachtung zu Werders Gelben Karten Eine Bestrafung löst das Problem nicht

Für seine absichtlichen Gelben Karten hätte Werder Bremen eine zusätzliche Bestrafung verdient. Und doch wäre es vom DFB ein falsches Signal, gegen Junuzovic und Fritz zu urteilen. Eine Betrachtung.
07.03.2016, 09:55 Uhr
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Eine Bestrafung löst das Problem nicht
Von Benjamin Binkle

Mit seinen absichtlichen Gelbsperren hat sich Werder Bremen unsportlich verhalten. Eine Bestrafung durch den DFB-Kontrollausschuss wäre aber dennoch ein falsches Zeichen. Denn der Verband würde dadurch nicht das Problem lösen, sondern ein falsches Signal an die Fußballer aussenden.

Vor drei Wochen sorgte die "Gelbsucht" von Darmstadt 98 für Aufregung. An dieser Stelle erschien dazu ein Kommentar mit dem Tenor: Der DFB ist nun gefordert, sonst droht der Bundesliga ein generelles Problem durch absichtlich herbeigeführte Sperren.

Was bislang eher als taktisches Mittel vor wichtigen Finalspielen galt, ist inzwischen im Bundesliga-Alltag angekommen. Denn in Werder Bremen hat Darmstadt 98 den ersten Nachahmer gefunden. Auch bei Werder holten sich am Sonnabend die zwei Leistungsträger Clemens Fritz und Zlatko Junuzovic vor dem Auswärtsspiel beim FC Bayern ihre Sperre ab. Zur Erinnerung: Bei Darmstadt nutzten gleich fünf Profis diese Chance.

Juristisch legitim, aber nicht nachvollziehbar

Der DFB blieb damals nach anfänglichen Ermittlungen erstaunlich still, wahrscheinlich im Wissen, dass man Darmstadt ohnehin nichts nachweisen könne. Jetzt geht der Kontrollausschuss gegen Werder Bremen vor. Denn anders als bei Darmstadt hat zumindest Junuzovic seine Absicht zugegeben. Juristisch macht das einen entscheidenden Unterschied und würde dem DFB-Sportgericht die Möglichkeit einer Verurteilung geben.

Der DFB ist auf dem falschen Weg, wenn er nun den Bremer Fall sanktionieren will. Was juristisch legitim ist, wäre für den gesunden Menschenverstand und jeden Fußballfan komplett nicht mehr nachvollziehbar.

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Denn am Ende würde der DFB den Spieler nicht mehr für seine Unsportlichkeit, sondern für seine anschließende Ehrlichkeit bestrafen. Die Message, die der Deutsche Fußball-Bund den Menschen mit auf den Weg geben würde, wäre dann diese: Betrügen ist okay, man darf es nur nicht zugeben! Ein Verband, der seinen Mitgliedern die Lüge als praktikablen Ausweg aus Problemsituationen nahelegt - das wäre dann wirklich zu skurril.

Problem ist nicht vor dem Sportgericht zu lösen

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Sich absichtlich Sperren einzuhandeln, ist eine Unsportlichkeit und muss bestraft bzw. verhindert werden. Zwar verstoßen Spieler aktuell nicht gegen das gültige Regelwerk, sondern nutzen es nur in ihrem Sinne aus.

Der Lösungsweg für den DFB sollte ein anderer sein und hat weniger mit Sportgericht und Kontrollausschuss zu tun. Der Verband ist nun als Kommunikator gefordert. Das Problem muss mit den Vereinen besprochen und anschließend müssen klare rechtliche Grundlagen geschaffen werden. Das aber hat der DFB nach dem extremen Präzedenzfall von Darmstadt versäumt - und muss sich nun mit den Folgen der eigenen Tatenlosigkeit befassen.

Anstatt jetzt den Nachahmer zu bestrafen, müssen grundsätzliche, verbindliche Lösungen her. Und diese gelten dann für Darmstadt, Werder und alle anderen Klubs, die sich diesem unsäglichen Trend noch anschließen wollen. Mit allen Konsequenzen. Denn das Abschenken von Pflichtspielen schadet am Ende dem Fußball.

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