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Personalmangel und Kälte Bremer Impftrucks gehen in die Winterpause

Zu kalt und zu wenig Personal: Die Impftrucks setzen ihre Tour durch Bremen vorerst aus. Ziel sei es, die vorhandenen Kräfte in den Impfzentren zu konzentrieren, erklären Gesundheitsressort und Rotes Kreuz.
17.12.2021, 19:30 Uhr
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Bremer Impftrucks gehen in die Winterpause
Von Katia Backhaus

Die Impfung quasi bis an die Haustür bringen, und zwar ohne Termin – das ist das Konzept der Impftrucks, die seit einem halben Jahr in Bremen unterwegs sind. Doch ab Mittwoch werden die Sattelschlepper erst einmal nicht mehr auf Tour gehen, bestätigt Lukas Fuhrmann, Sprecher des Gesundheitsressorts. Da es sich um eine witterungsbedingte Winterpause handele, könne er nicht konkret sagen, wann diese enden werde: "Wenn im März noch minus zehn Grad sind, werden wir noch warten." Zuletzt war das mobile Impfangebot so beliebt, dass der Besuch der Sattelschlepper nur noch in den jeweiligen Stadtvierteln angekündigt wurde.

Fuhrmann zufolge droht der bundesweit bekannt gewordenen Impftruck-Aktion aber nicht das Aus: "Es geht nur darum, in der wirklich kalten Jahreszeit auszusetzen." Die Sattelschlepper seien zwar beheizbar, doch durch das regelmäßige Lüften sei es drinnen trotzdem kalt. "Wir können nicht mit Wollhandschuhen impfen", sagt Fuhrmann, hygienische Standards müssten eingehalten werden. Auch für diejenigen, die draußen in der Schlange auf die Immunisierung warten müssten, sei die Situation nicht angenehm.

Hoher Personalaufwand

Ähnlich sieht das Lübbo Roewer, Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Bremen, das die Trucks betreibt. Der Aufwand rund um die Einsätze sei nicht klein, ergänzt er: An jedem neuen Standort müssten ein Anschluss ans Stromnetz gesucht, der Impfstofftransport organisiert und Anmeldung und Wartebereich eingerichtet werden. Dafür brauche es einige Leute.

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Der Personalmangel ist ein weiterer Grund für das Aussetzen der Fahrten. "Wir konzentrieren jetzt die ganzen Kräfte im Impfzentrum", sagt Roewer. "Die Tendenz ist, dort möglichst viel und schnell zu impfen." Er rechnet vor: Der Impftruck habe zwei Eingänge, pro Eingang könnten eine bis zwei Impfstraßen aufgebaut werden. Für einen Einsatz seien etwa 30 Personen nötig, die sich von der Anmeldung über die Aufklärung bis hin zur Impfung und dem Check-out um alles kümmern müssen. Die Zahl der Geimpften variiere von Einsatz zu Einsatz. "Unter 200 sind wir nie gekommen. Die Trucks waren von Anfang an sehr beliebt", sagt Roewer. Im Schnitt seien 200 bis 250 Personen immunisiert worden, an einem Tag seien es sogar um die 500 gewesen. Trotzdem sei die Impfung im Truck nicht die effizienteste Lösung: "Das geht im Impfzentrum einfach schneller."

Es geht gerade um Masse.
Lukas Fuhrmann, Sprecher des Gesundheitsressorts

Am Brill sollen bei voller Auslastung der 35 Impfstraßen bis zu 5000 Immunisierungen täglich möglich sein, sieben Tage die Woche, zwölf Stunden am Tag. Dafür würden im Zwei-Schicht-System zwischen 600 und 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebraucht, erklärt Fuhrmann. Mehr als 200.000 Booster-Impfungen sollen bis Weihnachten verabreicht werden, dieses Ziel hat Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) Anfang Dezember ausgegeben. So schnell so viel wie möglich: "Es geht gerade um Masse", bestätigt Fuhrmann. Das Personal, das aktuell mit den Trucks unterwegs sei, soll künftig im Impfzentrum oder in einer der fünf anderen Bremer Impfstellen eingesetzt werden.

200 Helfer fehlen

Dem DRK fehlen momentan im Vergleich zu der Zeit, als es das große Impfzentrum in der Messehalle gab, etwa 200 Helferinnen und Helfer. Etwa 500 Personen seien in Spitzenzeiten dort für das DRK tätig gewesen, viele von ihnen hätten aber mit der Schließung des Impfzentrums im Oktober ihren Job verloren, sagt Roewer. Der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Finanzierung der Impfzentren durch den Bund Ende September auslaufen lassen, dann aber Anfang November die Länder aufgefordert, diese wieder zu öffnen. Aktuell seien etwa 300 Personen an Impfaktionen des DRK beteiligt, so der Sprecher. Zusätzliche Kräfte zu finden sei aktuell nicht so leicht wie damals, mitten im zweiten Lockdown, als Gastronomie und Geschäfte geschlossen und viele Menschen in Kurzarbeit waren.

Seeleute-Impfung pausiert

Aus Gründen des Personalmangels pausiert nicht nur die Arbeit der Impftrucks, auch die Impfung der Seeleute sei vorübergehend eingestellt worden, erklärt Ressortsprecher Fuhrmann. Seit Juli lief die Aktion von DRK, Gesundheitsressort und Seemannsmission, bei der in Bremen 1430 Seeleute immunisiert wurden. Alternativ könnten die Seeleute nun die Vegesacker Impfstelle aufsuchen, so Fuhrmann. Bremerhaven führt das Impfangebot für Schiffsbesatzungen fort.

Dass jetzt Personal fehlt, wäre vermeidbar gewesen, meint Roewer. Man hätte denjenigen, die einen Job im Impfzentrum hatten, eine Perspektive geben müssen, anstatt die Zentren einfach zu schließen. "Diese Leute fehlen uns jetzt." Auch die Johanniter, die zwölf der Impfstraßen im Impfzentrum Am Brill betreiben, sprachen vorab von großen Herausforderungen für die Hilfsorganisationen, "zumal das Personal aus den Messehallen erst vor wenigen Wochen entlassen werden musste und jetzt im Schnellverfahren wieder eingestellt wird", hieß es Anfang Dezember in einer Mitteilung.

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