- Wie ist die Ausgangslage?
- Was sagen die Behörden-Vertreter?
- Was sagen die Eltern?
- Was sagt der bisherige Caterer?
- Was sagt das Agrarpolitische Bündnis Bremen?
- Was sagt der Fachausschuss?
Das von der Bildungsbehörde geplante Aus der Frischeküche in der Schule an der Lessingstraße stößt auf erheblichen Widerstand und zieht weitere Kreise. Inzwischen existiert eine Petition mit 523 Zeichnern, die gegen die Behördenplanungen protestieren. Die Bildungsbehörde hatte sich vor vier Wochen, als der WESER-KURIER erstmalig über die Pläne berichtete, noch bedeckt gehalten.
Jetzt stellten sich auf Einladung des Fachausschusses Bildung, Kinder und Jugend des Beirates Östliche Vorstadt zwei Behördenvertreter der Kritik. "Wir haben nicht abschätzen können, dass das solche hohe Wellen schlägt", sagte Udo Stoessel aus dem Bildungsressort.
Wie ist die Ausgangslage?
Eher durch Zufall kamen zu Beginn der Sommerferien Pläne der Bildungsbehörde ans Licht, die nicht nur das Aus für die Frischeküche in der Schule an der Lessingstraße, sondern auch für alle Frischeküchen bedeuten könnten. Die sollen durch die Belieferung der Schulen in ganz Bremen durch einen zentralen Groß-Caterer ersetzt werden. Hauptargument der Behördenvertreter: Bremen müsse sparen und das solle durch das Modell "cook & chill", der Anlieferung gekochter Speisen, die wieder aufgewärmt werden müssen, umgesetzt werden.
Was Britta Bischoff, seit 2009 Schulleiterin an der Lessingstraße, besonders empört: Sie habe erst über den "Buschfunk" von den Plänen erfahren und sei von der Behörde nicht offiziell informiert worden, betonte sie erneut in der Ausschusssitzung. "Wir haben hier als gebundene Ganztagsschule seit 18 Jahren eine Frischeküche und das soll nun im nächsten Jahr, wenn der Umzug aus der Lessingstraße in die Alte Augenklinik an der St.-Jürgen-Straße ansteht, nicht mehr so sein?" kann sie es immer noch nicht fassen.
Was sagen die Behörden-Vertreter?
Udo Stoessel, der bei der Behörde für den Einbau der neuen Küche zuständig ist, versuchte zu beschwichtigen: Die neue, moderne Küche, die auch über einen Herd und nicht nur über Konvektomaten verfüge, werde sich auch als Frischeküche nutzen lassen. Manfred Degenaar, in der Bildungsbehörde verantwortlich für Finanzmanagement sowie Ausstattung und Vergabe von Mensen, betonte, unter dem Spardruck, dem Bremen in Zeiten der Haushaltssperre unterliege, müsse es darum gehen, Kosten zu sparen. So könne eine Großküche die nötigen 23.000 Essen pro Tag für alle rund 90 Bremer Schulen produzieren. Lediglich 300 Essen pro Schule zu kochen sei für einen Caterer nicht rentabel.
Was sagen die Eltern?
Welche Konsequenzen das nicht nur für die kleineren Catering-Betriebe, sondern auch für die liefernde Landwirtschaft hat, erläuterte Nadia Bremer. Sie ist Mutter eines Kindes, das an der Lessingstraße zur Schule geht und selbst Biobäuerin, die in Kontakt mit den Bremer Schulköchen steht und sie etwa mit Hülsenfrüchten und Bio-Fleisch beliefert. "Als Bremer Steuerzahlerin bin ich entsetzt über das Vorgehen hier in Bremen, das sich als Europameister Biostadt feiern lässt und dann so kontraproduktiv handelt!" betonte sie. Das laufe auf ein Aushebeln der regionalen Lieferketten und auf eine Vernichtung der Existenzgrundlage von Biobauern und kleineren Caterern hinaus.
Bremers Fazit: "Das ist ein Angriff seitens der Bremer Regierung, ein Skandal, das ärgert mich tierisch!" Elternsprecher Jens Thomsen kritisierte darüber hinaus die schlechte Energiebilanz, wenn Speisen zentral gekocht, dann auf drei Grad heruntergekühlt und an die einzelnen Schulen geliefert werden, um innerhalb der nächsten drei Tage fertiggegart zu werden. "Die katastrophale, politische Entwicklung, den Aktionsplan 2025 für gesunde Ernährung auszuhebeln, in den viele Steuergelder geflossen sind" bezeichnete er als abstrus.
Was sagt der bisherige Caterer?
Fabian Scholz von green-taste-catering, der mit seiner Firma die Schule an der Lessingstraße bisher mit einem Bioanteil von 95 Prozent bekocht, warnt vor einer Monopolisierung des Catering-Marktes. Was das für Folgen haben könnte, sei schon jetzt an der Oberschule an der Ronzelenstraße zu besichtigen. Dort fielen für das Catering deutlich höhere Kosten als in einer Frischeküche an. Die Befürchtung, die Scholz gemeinsam mit Elternvertretern wie Katja Nonnenkamp-Klüting hegt: Wenn es zu einem Monopol der Großküchen kommen sollte, dann könnten die am Ende auch höhere Preise diktieren. "Dann haben wir in drei bis fünf Jahren keine Frischeküchen mehr", befürchtet Scholz.
Die Vertreter der Bildungsbehörde wiesen darauf hin, dass alle fünf Jahre eine Ausschreibung erfolge. Kettenverträge solle es nicht geben. Udo Stoessel musste allerdings auch einräumen, dass die Zahl der ausgewählten, regionalen Catering-Betriebe, die das zu leisten vermögen, begrenzt sei. Zuletzt wurde sie von der Behörde auf drei begrenzt.
Was sagt das Agrarpolitische Bündnis Bremen?
Das Agrarpolitische Bündnis Bremen (ABB) hat laut Sprecher Peter Bargfrede das Vorhaben Biostadt samt dem Aktionsplan 2025 auf den Weg gebracht, der nun von der Bildungsbehörde ausgebremst werde, monierte er: "Die Pioniere der Biostadt bleiben auf der Strecke." Das Ziel, 2025 eine hundertprozentige Bio-Versorgung für eine gesunde, ökologische Schulverpflegung in Bremen zu erreichen, rücke mit der jetzigen Entwicklung in weite Ferne.
Was sagt der Fachausschuss?
Janne Herzog (SPD), Sprecherin des Fachausschusses, forderte im Namen ihrer Kollegen wie zuvor auch schon das ABB, größtmögliche Transparenz bei den Ausschreibungs- und Vergabekriterien und vor allem eine stärkere Einbeziehung der Elternschaft und der Schule in das Verfahren.