Der vollständige Verkauf der Bremer Landesbank soll am Mittwoch offenbar endgültig unter Dach und Fach gebracht werden. Denn eine Hängepartie könne sich keiner leisten, heißt es aus Trägerkreisen. Der WESER-KURIER berichtet aktuell über alle Entwicklungen der Gremiumssitzung am Nachmittag in einem Liveticker.
Ein Ergebnis soll auf jeden Fall her. Wenn sich die Eigentümer der Bremer Landesbank (BLB) am Mittwoch in der Hansestadt treffen, soll der vollständige Verkauf an die NordLB offenbar endgültig unter Dach und Fach gebracht werden. „Notfalls wird es eben eine lange Nacht“, heißt es aus Trägerkreisen. „Eine Hängepartie kann sich keiner leisten.“
Um weiteren Schaden von dem Institut abzuwenden, müsste dafür am Ende der Verhandlungen auch der Preis für den Übergang feststehen, also jene Summe, die das Land Bremen für seine 41,2 Prozent vom Hauptanteilseigner NordLB bekommt. „Kein Kauf ohne Kaufpreis“, benennt ein Insider in Hannover das Ziel der Verhandlungen. Alles andere mache keinen Sinn und gefährde den Zeitplan, lautet die Warnung. Andere Vertreter der Gremien dämpfen dagegen: Mit einer gemeinsamen Erklärung der Träger sei zwar zu rechnen, aber es sei nicht zu erwarten, dass es darin schon um Geld gehe.
Die BLB gehört dem Niedersächsischen Sparkassen- und Giroverband, der NordLB (54,8 Prozent) und dem Bundesland Bremen. Spätestens bis Ende des Jahres müssen sie eine Lösung für die durch faule Schiffskredite in Schieflage geratene BLB finden. Von dem Modell, bei dem Bremen seine Anteile in die NordLB einbringt und sich so weiter einen gewissen Einfluss sichert, haben sich die Träger offenbar längst verabschiedet.
Wert der Bank ist taxiert worden
Zwei voneinander unabhängige Gutachter, auf die sich die BLB-Eigentümer geeinigt hatten, sollen inzwischen den Wert der Bank taxiert haben. Beide Expertisen klaffen dem Vernehmen nach nicht weit auseinander, könnten also eine gute Grundlage für das Feilschen um Millionen bilden. Die Fronten sind klar: Die NordLB will den Kaufpreis drücken, Bremen möchte dagegen möglichst viel kassieren.
Dass die Hansestadt jene 480 Millionen Euro erhält, die sie 2012 für die Umwandlung ihrer Stillen Einlagen aufgebracht hat, gilt indes als ausgeschlossen. Es zähle schließlich nicht der damalige Aufwand, sondern man müsse den aktuellen Marktwert der BLB zugrunde legen, sagt die niedersächsische Seite. Und der liege heute „deutlich darunter“. Eine Aussage, die eher für die immer wieder genannten 200 Millionen Euro spricht. In ihre Bewertung für einen Kaufpreis mussten die Gutachter auch die BLB-Anteile an der Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG) und dem Wohnungsunternehmen Gewoba einfließen lassen. Von einer mittleren zweistelligen Millionensumme ist die Rede.
Der CDU-Politiker Jens Eckhoff bekräftigte – Marktwert hin oder her – am Dienstag noch einmal, dass jede Kaufsumme unter den eingebrachten 480 Millionen Euro als Misserfolg für die Politik von Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) zu werten sei. Eines steht fest: Sollte die Verkaufssumme unter diesem Wert liegen, geht Bremen mit einem Verlust aus dem Geschäft. Der Bremer Ökonom Rudolf Hickel hält nach seinen Berechnungen einen Verkaufswert von 200 Millionen Euro unterdessen noch für „sehr optimistisch“.
Landesbank soll ihre Identität behalten
Für die Übernahme selbst kristallisiert sich offenbar ein Modell nach Vorbild der Deutschen Hypothekenbank heraus. Diese gehört seit 2008 zu 100 Prozent der NordLB, agiert aber als eigenes Institut mit eigenen Gremien. Könnte sich dieses Modell auch für die BLB durchsetzen, dann bliebe das Institut mit Namen und einem Teil seiner Geschäftsfelder bestehen. In diesem Fall könnte es weiterhin einen eigenen Vorstand und eine eigene Personalvertretung geben, über den Aufsichtsrat würde die NordLB – so wie sie es bei der Deutschen Hypothekenbank auch tut – ihren Einfluss geltend machen.
Die Hannoveraner würden entsprechend eine Art Patronatserklärung abgeben, also eine ausreichende Kapitaldeckung für die Tochter garantieren. Vor allem in den Augen der Bankenaufsicht würden beide dann als einheitliches Unternehmen angesehen. Nach der Trägerversammlung im Juni hatten die Eigentümer bereits Ähnliches angekündigt, ohne ihre Aussagen zu konkretisieren: Die BLB solle ihre eigene Identität behalten.
Den Kaufpreis will die NordLB, die selbst mit faulen Schiffskrediten zu kämpfen hat, aus Bordmitteln aufbringen. „Nachschüsse der Träger stehen nicht zur Diskussion und sind auch nicht erforderlich“, sagt der Präsident des Niedersächsischen Sparkassenverbandes (SVN), Thomas Mang. Der SVN hält 26,3 Prozent an der NordLB, aber eben auch knapp vier Prozent an der BLB, ist also im Übernahmepoker Käufer und Verkäufer zugleich. Entsprechend neutral agiert er in dieser Frage. Klar ist allerdings, dass die niedersächsischen Sparkassen ihre Anteile an der BLB mit dem Verkauf an die NordLB ebenfalls aufgeben – natürlich ebenfalls gegen eine entsprechende Auszahlung.