Umfragen zum Stadtteil hat es häufiger gegeben – jetzt gab es wieder welche: von der Senatskanzlei und vom Jugendforum. Beide haben Schüler befragt. Und in beiden Fällen ging es darum, was Blumenthal zu bieten hat. Oder eben nicht bietet. Herausgekommen ist dabei nicht nur eine Liste an Potenzialen und Problemen, sondern auch an Projekten, die der Beirat aufgreifen will. Wenn die Sanierung des Stadtteilzentrums losgeht.
Die Ergebnisse der Umfragen haben jetzt Rebekka Schmidt und Frida Nottelmann vorgestellt. Beide sagten den Fraktionen auch gleich, wer mehr Schüler erreicht hat: sie. Schmidt und Nottelmann sind Mitstreiterinnen des Blumenthaler Jugendforums. Sie kamen auf rund 100 Teilnehmer, die Senatskanzlei auf knapp 80. Es ist nicht das erste Mal, dass das Gremium wissen wollte, wie Kinder und Jugendliche den Stadtteil sehen und bewerten. Im Vorjahr gab es mehrere Workshops im Kämmerei-Quartier, bei denen diskutiert wurde, wie Blumenthal ist und wie es werden könnte.
Das, was damals gesagt wurde, ähnelt dem, was auch heute von den Befragten gesagt wird: Dass zum Beispiel die Uferzone an der Weser bei ihnen ein beliebter Treff ist, genauso wie die Neuenkirchener Heide und mehrere Waldstücke. Dass das Burgwallstadion ebenso wie Bolzplätze und Fitnessstudios eine zentrale Rolle nicht nur fürs Trainieren spielen, sondern auch für den sozialen Austausch. Und dass die Mühlenstraße und der Marktplatz immer noch für Schüler eine Bedeutung haben, auch wenn die Geschäftsstraße an Geschäften und der Marktplatz seinen Markt eingebüßt haben.
Es gibt eine klare Rangfolge, wohin Jugendliche nach der Schule oder am Wochenende fahren: zur Waterfront, an die Weser, in die Innenstadt, zum Weserpark. Und was sie an Blumenthal stört: die vergleichsweise geringe Zahl der Geschäfte, die große Menge an Müll, aggressive Jugendliche, der Zustand der Bolz- und Fußballplätze. Beklagt wird auch, dass vieles fehlt, was ihnen zufolge wichtig in ihrer Freizeit ist: Treffs, Veranstaltungen, Sitzgelegenheiten. Vor allem überdachte. Und welche mit WLAN. Wer junge Leute erreichen will, meinen Schmidt und Nottelmann, muss digital denken.
Und er sollte nicht annehmen, dass ihre Vorstellungen von einem attraktiven Stadtteil komplett anders sind als die Vorstellungen von Erwachsenen und älteren Menschen. Auch Blumenthaler Jugendliche wollen mehr Grün, mehr Sauberkeit, mehr Sicherheit. In der Umfrage der Senatskanzlei werden nicht etwa zusätzliche Sozialarbeiter oder Streetworker gefordert, sondern explizit weitere Polizisten. Die beiden Mitstreiterinnen des Jugendforums sagen, dass auch manche Schüler in ihrer Umfrage ein Plus an Beamten und Ordnungsdienstkräften vorgeschlagen haben.
Ob es das am Ende auch geben wird, ist offen. Fest steht dagegen, dass die Parteien machen wollen, was die Jugendlichen gehofft haben: auf die Umfrage zu reagieren. Mehrere Politiker haben angekündigt, die Defizite anzugehen, die der Stadtteil aus Sicht von Schülern hat. Auch solche, die in der Auswertung der Senatskanzlei gar nicht genannt werden. Zum Beispiel, dass die Bahn in Blumenthal seltener fährt als in anderen Teilen der Stadt. Alle Fraktionen wollen einen schnelleren Takt – und viele nicht nur mehr Angebote für Jugendliche, sondern auch mehr Freizeitheime.
Und weil Jugendprojekte zugleich Sanierungsprojekte werden können, mit denen die Stadt das Blumenthaler Zentrum voranbringen will, soll jetzt Tempo gemacht werden. Manche Stadtteilpolitiker sprechen von einem engeren Austausch mit den Forumsmitgliedern und einem anderen Gremium, in dem beide Seiten zusammenkommen. Wie das aussehen könnte, soll der neue Beirat gleich nach der Wahl klären. Die konstituierende Sitzung des Stadtteilparlamentes ist für Ende Juni geplant – ein Zeitraum, ab dem auch die ersten Vorhaben im Sanierungsgebiet und den umliegenden Fördergebieten starten sollen.