Seit fünf Jahren gibt es den Gemeinschaftsgarten beim früheren Blumenthaler Rathaus – demnächst nicht mehr. Er soll weg, weil der Platz zur Baustelle wird: erst, um benachbarte Lagerhallen abreißen zu können, später, um den ehemaligen Verwaltungssitz zum Quartierszentrum zu erweitern. Die Kündigung für das Gelände ist schon länger raus. Auch die Künstler, die nebenan in der alten Stadtbibliothek ausstellen, haben eine bekommen. Das Gebäude soll ebenfalls weg. Ob das Gartenprojekt an anderer Stelle fortgesetzt wird, ist unklar.
Heike Schneider hat gewusst, dass es irgendwann so kommen könnte – jetzt hat sie es schriftlich. Das Schreiben, in dem der Umweltpädagogin mitgeteilt wurde, dass die Grünfläche beim früheren Rathaus an der Landrat-Christians-Straße geräumt werden muss, kam von Grundstücksverwalter Immobilien Bremen. Schneider sagt, dass bis Dezember alles wegsoll: der Bauwagen, die Hochbeete, die Feuerstelle. Sie hofft auf einen Aufschub, weiß aber nicht, ob sich der Eigenbetrieb darauf einlässt. Sie hat gehört, dass es mit dem Abriss der Hallen und der früheren Bibliothek schnell gehen soll.
Auch Oliver Fröhlich hat das. Der Ortsamtsleiter geht davon aus, dass der Abriss gleich im neuen Jahr beginnt. Ihm zufolge sollen die leeren Lagerhallen den Anfang machen. Die Stadt will Platz für weitere Neubauten für den Schulcampus im Kämmerei-Quartier schaffen. Und weil der Plan für das momentan größte Vorhaben der Bildungsbehörde einen Durchgang zum Blumenthaler Marktplatz vorsieht, muss auch die frühere Stadtbibliothek weichen. Wie zügig nach dem Abbruch die Bauarbeiten für eine Verbindung zwischen Campus und altem Ortskern sowie Anbauten ans Rathaus folgen sollen, ist offen.
Dass Tempo gemacht werden muss, hat vor Kurzem die Baubehörde erklärt. Und auch, warum. Im Prinzip will der Bund es so. Er hat für den Umbau des ehemaligen Verwaltungssitzes sechs Millionen Euro zugesagt – und eine Frist gesetzt, bis wann das Geld auszugeben ist: Ende 2028. Bis dahin ist es zwar noch etwas hin, viel Zeit, ein Projekt von dieser Größe so weit voranzubringen, dass Mittel vergeben werden können, ist aber nicht mehr. So sagt das Stadtumbauplanerin Hanna Augustin. Sie managt die Projekte zur Sanierung des Stadtteilzentrums, von denen ein Vorhaben der Rathausumbau ist.
Umweltpädagogin Schneider weiß, was geplant ist. Nur weiß sie nicht, wo ein neuer Gemeinschaftsgarten angelegt werden könnte. Das Projekt ist eines der ältesten Vorhaben der gelernten Landschaftsplanerin und eines, das in ihrem Programm eine zentrale Rolle spielt. Schneider hat vor vier Jahren fortgesetzt, was die frühere Klimamanagerin Leoni Beckmann angefangen hatte. Nur dass sie nicht wie ihre Vorgängerin im Dienst einer Behörde steht, sondern der Kirchengemeinde Blumenthal. Schneider gibt Seminare, leitet Tauschbörsen und koordiniert das Repair-Café im Kulturtreff Nunatak.
Sie hat inzwischen Gespräche über Alternativflächen für einen neuen Gemeinschaftsgarten geführt. Mit Privat- wie mit Amtspersonen. Schneider sagt, dass sie sich vieles vorstellen kann – nur keine Übergangslösung und kein Grundstück, das außerhalb des Zentrums liegt. Die Pädagogin meint, dass es wichtig für ihre Workshops ist, dass sie im Ortskern angeboten werden, weil ihr zufolge viele Teilnehmer eben aus dem Ortskern kommen. Darum glaubt sie, dass eine Fläche beim Minigolf-Platz, die Verwaltungschef Fröhlich vorgeschlagen hat, keine so gute Wahl wäre. Schneider kündigt an, die Suche zu forcieren.
Momentan macht sie noch mehr: Bilanz ziehen. Schneider will darlegen, wie viele Menschen ihre Angebote nutzen. Welche erfolgreicher sind als andere. Und was für Schlüsse sich daraus für das Blumenthaler Umweltprogramm ziehen lassen. Sie macht das, weil sie dabei ist, Zuschussanträge zu stellen, um drei weitere Jahre als Leiterin von Klimaschutzprojekten arbeiten zu können. In den nächsten Monaten soll darüber entschieden werden.