Der Vorstand der Farger Turner und Tänzer hat mal groß gedacht: Eine Sporthalle im Kämmerei-Quartier wollte er bauen, die zum Bewegungszentrum unter anderem für Schul- und Kitakinder werden sollte – inzwischen denkt der Verein kleiner. Statt die Bildungsbehörde zum Ankermieter zu machen, wie anfänglich geplant, will er jetzt selbst zum Mieter werden. Ein Gebäude für das Vorhaben ist inzwischen ausgeguckt. Und auch ein erster Förderantrag gestellt und bewilligt, um das Angebot finanzieren zu können.
Das Bewegungszentrum steht auf einer Liste, über die vor Kurzem die Blumenthaler Beiratsfraktionen abgestimmt haben. Das Projekt ist jetzt ein soziales Projekt, mit dem Quartiere vorangebracht werden sollen – und für die es Zuschüsse vom Stadtteilparlament gibt: sogenannte Globalmittel. 5000 Euro haben die Parteien bewilligt. Es ist der dritthöchste Betrag, der bei der ersten Vergaberunde in diesem Jahr zugesagt wurde. Nur die Programmmacher der Veranstaltungsreihe Folk im Park (6000 Euro) und der TSV Farge-Rekum (5480 Euro) bekamen mehr.

Eine Halle, drei Felder: So hatten sich Architekten das Bewegungszentrum des Farger Vereins für Turn und Tanz im Kämmerei-Quartier vorgestellt.
Eigentlich wollten die Turner und Tänzer eine fast doppelt so hohe Summe von den Fraktionen, wie ihnen am Ende zugesichert wurde. Doch um so viele Vereinsanträge wie möglich unterstützen zu können, haben die Politiker nicht allen Zuschussbeträgen in voller Höhe zugestimmt. In den Tabellen für die Globalmittel steht auch, wie viel die Projekte unterm Strich kosten sollen. Beim Bewegungszentrum steht keine vier-, sondern eine fünfstellige Summe: 30.255 Euro. Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich sagt, dass der Verein noch andere Fördermöglichkeiten nutzen will.
Wie weit die Planungen für das neue Bewegungsangebot sind, will der Vorstand des Farger Vereins auf Nachfrage erst zu einem späteren Zeitpunkt sagen. Den Stadtteilpolitikern hat er das Projekt dagegen vorstellen müssen, um einen Zuschuss zu bekommen. Darum wissen Fröhlich und die Fraktionen auch, wo es realisiert werden soll: nicht mehr auf einem Grundstück im Kämmerei-Quartier, das bis zum Jahreswechsel für die geplante Mehrzweckhalle des Vereins reserviert war, sondern in einem mehrgeschossigen Gebäude an der Rönnebecker Straße.
Oben sind Wohnungen, unten leere Ladenflächen – und die sollen nun als Ersatz für den gescheiterten Bau einer Mehrzweckhalle mit drei Feldern zu Bewegungsräumen werden. Mit Spiegeln an den Wänden, einem speziellen Bodenbelag, Matten und Turngeräten. So steht es auf einer Ausstattungsliste, die den Parteien vorgestellt wurde. Und auch, bis wann der Umbau der Geschäftsräume zu Sporträumen erfolgt sein soll: Anfang August. Immer vorausgesetzt, dass es beim Genehmigen und beim weiteren Einwerben von Fördergeld keine Schwierigkeiten gibt.

Viel Sand und Platz: Die Bildungsbehörde plant jetzt zwei andere Turnhallen im Kämmerei-Quartier.
Wie das Bewegungszentrum im Kämmerei-Quartier soll auch das an der Rönnebecker Straße für alle Kinder offen sein. Und wie beim großen Vorhaben geht es auch beim kleineren um ein niedrigschwelliges Angebot. Nur eben nicht mehr um eine siebenstellige Summe wie zuvor. Anfangs war der Hallenbau im Kämmerei-Quartier ein 4,7-Millionen-Projekt. Später hatten sich die beiden Ziffern wegen steigender Kosten in der Baubranche vertauscht. Die Sieben stand nun vor der Vier – und drohte zur Acht zu werden. Dabei hatten die Architekten wiederholt Abstriche gemacht.
In der Hoffnung, das Projekt irgendwie retten zu können, begannen Entscheider der Behörden im vergangenen Jahr erste Gespräche mit einem Blumenthaler Bauunternehmer zu führen: Jan-Gerd Kröger sollte zum Projektentwickler werden. Über Monate lotete er aus, ob er bei dem Millionenvorhaben einsteigen sollte. Vor einigen Wochen hat sich Kröger entschieden: gegen das Projekt. Nach seinen Worten waren die Zuschussoptionen nicht zielführend, sodass der Bau in Absprache mit allen Beteiligten gecancelt wurde. Die Bildungsbehörde plant jetzt zwei andere Turnhallen im Kämmerei-Quartier.