Möglichst wenig drüber sprechen. Die Hauptakteure versuchen, den neuen Wirbel um die Pläne von Stararchitekt Daniel Libeskind für das Sparkassen-Areal am Brill zu begrenzen. Die Opposition dagegen wittert die Chance, Rot-Grün-Rot mit ihrer Kritik am Entwurf vorzuführen. So soll die Bruttogeschossfläche von 79 000 auf etwa 40 000 Quadratmeter gestutzt werden, entsprechend würden die vier Türme schrumpfen. Das gut 250 Millionen Euro teure Prestigeprojekt der Brüder Pinchas und Samuel Schapira steht damit auf tönernen Füßen.
„Nachdem sich der Senat vor einigen Monaten noch allzu gern im Ruhm von Liebeskind und den Schapira-Brüdern gesonnt hat, ist die aktuelle Rolle rückwärts Ausdruck für die eigene Plan- und Visionslosigkeit“, sagt CDU-Fraktionschef Thomas Röwekamp. Andere Städte hätten gezeigt, dass „außergewöhnliche Architektur auch Attraktion und Sinnbild für einen Aufbruch sein kann“. Letztlich werde das „unprofessionelle Verhalten“ nur dazu führen, Libeskind und die Schapiras zu verschrecken, prognostiziert Röwekamp.
Die FDP stellt sich klar hinter Libeskind. „Wir sprechen uns für die Umsetzung seiner Pläne aus“, sagt Thore Schäck, baupolitischer Sprecher der Fraktion. „Als wachsende Stadt mit begrenzter Fläche wird Bremen in die Höhe bauen müssen“, argumentiert er. „Ein spannender Entwurf wird mit einem Federstrich als zu groß und ambitioniert vom Tisch gewischt.“
Das sieht die Architektenkammer Bremen etwas anders. „Wir begrüßen die neue Entwicklung“, sagt Geschäftsführer Tim Beerens. Kammerpräsident Oliver Platz hatte erst vor zwei Wochen in einem Vortrag beim Bremer Zentrum für Baukultur nicht mit Kritik gespart. So findet Platz es „schwierig“, dass die in einem städtebaulichen Wettbewerb erarbeitete Nutzung des Grundstücks im Libeskind-Entwurf klar überschritten wird.
Rot-Grün-Rot will nun die Rolle rückwärts: Die ursprünglich vorgesehene 40 000-Quadratmeter-Fläche soll jetzt wieder Maßstab sein. In seinem Vortrag hatte Platz auch den Ruf nach „Stararchitektur“ kritisiert. Für eine vernünftige Entwicklung der Städte brauche es die Ideenkonkurrenz in einem Wettbewerb, die im Falle Libeskinds gefehlt habe. Auch zum Bauvolumen äußerte sich der Präsident. „Wenn es klappt, der Stadt und der Stadtgesellschaft die deutlich höhere Ausnutzung abzuringen, ist das Geschäft erfolgreich. Wenn nicht, gibt man das Grundstück zurück und der, der so hoch gepokert hat, hat nichts verloren.“
Tatsächlich können die beiden Brüder bis Ende 2020 vom Kauf zurücktreten. Zur jüngsten Entwicklung will sich die Sparkasse nicht äußern: „Dies ist in erster Linie Sache des Investors. Wenn die neuen politischen Verantwortlichen in Amt und Würden sind, werden die bisher konstruktiven Gespräche sicherlich fortgeführt werden“, heißt es in einer Mail zu mehreren Fragen des WESER-KURIER.
Auch das Ressort von Bausenator Joachim Lohse (Grüne) mag die Entwicklung nicht kommentieren. „Wir äußern uns nicht dazu, was sich die möglichen Koalitionäre für Gedanken machen“, sagt Sprecher Jens Tittmann. Nach seinen Angaben gab es seit der Vorstellung von Libeskinds Plänen im Februar lediglich ein Gespräch mit Vertretern der Dortmunder Projektierungsgesellschaft Assmann. Ihnen sei gesagt worden, dass es eine umfassende Bürgerbeteiligung geben werde. Auch über Bauvolumen und Höhen sollte noch gesprochen werden. Das Ressort lag mit seinen Vorstellungen offenbar gar nicht so weit weg von dem, was Rot-Grün-Rot nun beschlossen hat.