Eines der ersten Wahlkampfthemen kristallisiert sich immer mehr heraus: Fast alle Parteien Bremens gehen mit verschiedenen Ideen und Aspekten rund ums Schwimmen an die Öffentlichkeit. Nachdem die SPD in der vergangenen Woche mit dem Vorstoß, den Bäder-Eintritt für Kinder auf einen Euro zu senken, für Diskussionen sorgte (wir berichteten), präsentieren nun die Grünen ihre Ansätze. Eine bislang ausgesetzte Vorlage der rot-grünen Regierungskoalition sieht laut Mustafa Öztürk (Grüne) vor, dass der Schwimmunterricht von der dritten in die zweite Klasse verlegt wird.
Zudem soll die Schwimmzeit im Wasser für die Schüler deutlich erhöht werden. Hinzu kommt die politische Forderung der Grünen, dass der Eintritt in die Bremer Bäder für Kinder bis zum Grundschulalter kostenfrei sein soll. Das Thema „Schwimmen“ treibt die Landespolitiker um. Nicht nur durch sechs Badetote in diesem Jahr in Bremen gab es zahlreiche heftige Diskussionen um den Schwimmunterricht, das Konzept zur Sanierung der Bremer Schwimmbäder oder die Preisgestaltung in Bremens Bädern.
Den Vorschlag der SPD-Landesvorsitzenden Sascha Aulepp, dass Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre bald einen einheitlichen Eintrittspreis von einem Euro zahlen können, hält der Grünen-Politiker Öztürk zwar für einen Schritt in die richtige Richtung, aber er setze an der falschen Stelle an. „Das verbessert oder löst das Nichtschwimmerproblem nicht“, sagt Öztürk.
Der Sprecher für Sportpolitik bei den Grünen hatte nach den zahlreichen Badeunfällen zu einer Veranstaltung rund ums Thema Schwimmen und Sicherheit eingeladen. Nicht nur in dieser Diskussion sei häufig genannt worden, dass es zwar gut sei, dass alle Kinder in der dritten Klasse Schwimmunterricht bekommen, der Zeitpunkt aber eigentlich zu spät sei. Darum hätten sich die Ressorts Bildung, Sport und Gesundheit abgestimmt und eine Vorlage erarbeitet, um mit der Wassergewöhnung früher zu beginnen.
Laut Öztürk sei von Grünen und SPD gemeinsam beschlossen worden, dass der Unterricht im Wasser bereits in der zweiten Klasse beginnt. Ebenfalls politisch geeint sei, dass die Schwimmzeiten der Schüler im Unterricht von derzeit etwa 20 Minuten im Wasser auf 45 Minuten erhöht werden soll. „Wir müssen jetzt die Weichen dafür stellen und das alles beschließen“, sagt Öztürk. Denn dann müsse man ein Konzept erarbeiten, wie Vereine mehr finanzielle Förderung bekommen, mehr Schwimmlehrer eingestellt werden oder die Wasserzeiten für Schwimmunterricht in den Bremer Bädern erhöht werden können.
Linke reichen Dringlichkeitsantrag ein
„Das wird aber auch eine Mammutaufgabe“, so Öztürk. Für die in der neuen Legislaturperiode anstehenden Haushaltsberatungen will er dann, dass geprüft und eingeplant wird, dass Grundschüler kostenlos schwimmen gehen können. Auch über die Preisstruktur der Bremer Bäder müsse man dann grundsätzlich sprechen. In einer Anfrage an den Senat will Öztürk zudem eine Einschätzung haben, wie sich die Schwimmfähigkeit von Kindern verbessert, wenn der Schwimmunterricht von der dritten in die erste Klasse vorgezogen wird.
Einen ähnlichen Vorschlag hatten bereits die Bremer CDU und FDP gemacht. Weil nicht alle Abgeordneten der SPD-Fraktion während der Landtagssitzung im Saal waren, hatten es die Oppositionsparteien geschafft, gegen die Stimmen der Regierungskoalition den Antrag „Jedes Kind muss Schwimmen lernen“ zu beschließen. Dieser sieht eine feste Integration der Schwimmausbildung in Kitas, mehr Aus- und Weiterbildung von Schwimmlehrern und eine Ausweisung der Schwimmfähigkeit der Schüler in den Zeugnissen vor.
Der Senat verwies infolgedessen immer wieder darauf, dass die dafür erforderlichen Haushaltsmittel nicht zur Verfügung stehen. So hieß es bei dem Punkt „Verlagerung des Schwimmunterrichts in die Jahrgangsstufen 1 oder 2“ zum Beispiel, dass angesichts der anstehenden Bäderneubauten weitere Planungen ausgesetzt werden mussten. Nun kommt die rot-grüne Regierung mit ähnlichen Vorschlägen um die Ecke. "Ich bin echt enttäuscht und sauer“, sagt Marco Lübke, sportpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, der den Antrag der Opposition auf den Weg gebracht hatte.
Die SPD ging wie berichtet dann mit dem Ein-Euro-Eintritt für Kinder und Jugendliche an die Öffentlichkeit. Die Bremer Linken wollen das Thema am liebsten noch vor der Wahl angeschoben haben. Sie hatten einen Dringlichkeitsantrag mit dem Titel „Badespaß für alle“ eingereicht. Im November soll der Linken-Vorschlag, der freien Eintritt für Kinder bis sechs Jahre und für Jugendliche sowie für Sozialhilfeempfänger eine Reduzierung des Ticketpreises um mindestens 50 Prozent vorsieht, in der Bürgerschaft diskutiert werden. Es wird deutlich: Zum Thema Schwimmen gibt es zahlreiche Vorschläge, die im beginnenden Wahlkampf vor der Bürgerschaftswahl im Mai 2019 aufploppen.