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Klimaschutz Wärmewende im Bremer Süden: Alternativen zum Heizen mit Öl und Gas

Die Uhr tickt: Bis 2045 müssen Immobilien in Deutschland mit erneuerbaren Energien beheizt werden. Bremen will dieses Ziel schon sieben Jahre früher erreichen. Wie das funktionieren könnte.
22.05.2025, 05:00 Uhr
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Wärmewende im Bremer Süden: Alternativen zum Heizen mit Öl und Gas
Von Karin Mörtel
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Spätestens im Jahr 2045 ist Schluss. Dann müssen Eigentümerinnen und Eigentümer von Häusern und Wohnungen es geschafft haben, ihre Immobilien vollständig mit erneuerbaren Energien zu beheizen. So sieht die aktuelle Gesetzeslage aus, um die Klimaschutzziele der Bundesrepublik Deutschland erreichen zu können. Bremen hat festgelegt, schon 2038 den Energiebedarf des Landes klimaneutral decken zu wollen.

Im Bremer Süden heizen noch viele Menschen ihre vier Wände mit fossilen Energieträgern. Besonders hoch ist der Anteil in der Neustadt, Woltmershausen, Seehausen und Strom mit über 90 Prozent der Haushalte. Landesweit müssen in Bremen laut der gemeinnützigen Klimaschutzagentur Energiekonsens 168.000 Heizungen, die Ende 2023 noch mit Öl und Gas beheizt wurden, bis 2038 ausgetauscht sein.

Wie wird sie also aussehen, die klimafreundliche Wärmeversorgung am linken Weserufer? Die Stadt Bremen will noch in diesem Jahr ihre kommunale Wärmeplanung fertigstellen, die dann konkrete Möglichkeiten aufzeigt, wie das flächendeckend bis zum Jahr 2038 gelingen kann. Aber auch schon jetzt gibt es teils recht konkrete Ideen. Ein Überblick.

Warum ist die Fernwärme Links der Weser noch wenig verbreitet?

Die Fernwärme ist besonders am rechten Weserufer vorangetrieben worden, wo auch die entsprechenden großen Heizkraftwerke stehen, die beispielsweise mit Gas oder über die Müllverbrennung laufen. Frühere Pläne, die Leitungen auch über oder unter die Weser zu verlegen, um die Stadtteile links der Weser anzubinden, gelten mittlerweile als nicht umsetzbar.

In einigen Gebieten Huchtings, Obervielands oder der Neustadt gibt es zwar vereinzelt Wärmenetze, beispielsweise von der teilstädtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewoba oder dem Energieversorger SWB. Dabei handelt es sich aber meist um kleinere und mittelgroße Anlagen, die keine kompletten Stadtteile mit Wärme versorgen können.

Wie sieht es in Neubaugebieten aus?

Für einige Neubaugebiete links der Weser gibt es bereits umweltfreundliche Energiekonzepte, die auch eigene Wärmenetze mit einschließen. Das trifft beispielsweise auf das Kornquartier und das Hachez-Quartier zu, die beide in der Neustadt in den Startlöchern stehen. So tüftelt derzeit eine Schwestergesellschaft der Überseeinsel GmbH von Klaus Meier an großen Wärmepumpen, die mit Solarstrom betrieben den künftigen Bewohnern angenehme Raumtemperaturen bescheren sollen.

Wo sollen neue Wärmenetze entstehen?

Im Bremer Süden werde beim Thema Wärmenetze speziell Flusswärme eine bedeutendere Rolle spielen. Davon zeigt sich Michael Richts aus der Umweltbehörde überzeugt, der dort für die überregionale Energiepolitik zuständig ist. Eine größere Flusswärmepumpe sei am Klärwerk in Seehausen sinnvoll, das dem gereinigten Abwasser Wärme entziehen soll. Zwei weitere sind laut einer Machbarkeitsstudie von der SWB wesernah in den Neustadtswallanlagen in Nähe des Neustadtsbahnhofs und auf dem Gelände des Martinsclubs an der kleinen Weser angedacht. Die SWB führt momentan auch eine Machbarkeitsstudie für eine nachhaltige, leitungsgebundene Wärmeversorgung in der Airport-Stadt durch.

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Derartige neue Wärmenetze könnten alleine aber nicht die Versorgung aller Haushalte bis zum Jahr 2038 gewährleisten, so Richts. "Es wird ein Mix auch aus anderen Möglichkeiten notwendig sein, um das Ziel zu erreichen", sagt der Mitarbeiter der Umweltbehörde.

Welche Alternative bietet die Genossenschaft Erdwärmedich?

Unabhängigkeit von der Preisgestaltung profitorientierter Energieunternehmen verspricht die noch junge Bremer Genossenschaft Erdwärmedich. Das ist ein Zusammenschluss von Bremerinnen und Bremern, die ihre Immobilien gemeinschaftlich mittels eines kalten Erdwärmenetzes beheizen wollen.

Stadtweit haben sich bereits Nachbarschaften zu sogenannten Clustern zusammengeschlossen, die mehrere 300 Meter tiefe Bohrungen vor ihren Häusern anlegen wollen, um die daraus gewonnene Erdwärme aus einem gemeinschaftlichen Netz beziehen zu können. In diesem zirkuliert Wasser, das durch die Erdwärme erwärmt wird. In den Gebäuden ersetzt eine Sole-Wärmepumpe die Gas- oder Ölheizung. Ein Pilotprojekt dazu wird momentan entlang der Humboldtstraße umgesetzt.

Diese Netze seien aufgrund der niedrigen Wassertemperaturen in den Rohren vergleichsweise günstig zu bauen und problemlos erweiterbar, erklärt der Gründer der Genossenschaft, Philipp Metz. "Und für Geschosswohnungsbau sind solche Anergienetze auch geeignet."

Wie können private Wärmepumpen zur Lösung beitragen?

Wer es sich finanziell leisten kann und den entsprechenden Platz dafür hat, kann auch eine Wärmepumpe installieren lassen, die nur das eigene Haus beheizt. "Das ist einer der großen Schlüssel für die Wärmewende, um die Klimaschutzziele schnell zu erreichen", sagt Martin Grocholl von Energiekonsens. Die Technologie sei mittlerweile erprobt und sehr effizient. "Und es gibt zurzeit sehr gute Fördermöglichkeiten vom Bund und vom Land Bremen." Wer seine Immobilie selbst bewohne, könne bis zu 70 Prozent der Kosten vom Staat bezahlt bekommen.

Info

Eine unabhängige und kostenlose Beratung zu den Themen Heizung, Wärmepumpen und Wärmenetze in Quartieren gibt es unter anderem bei der gemeinnützigen Klimaschutzagentur Energiekonsens. Termine können online unter www.energiekonsens.de oder persönlich im Klimabauzentrum, Knochenhauserstraße 9, Telefon 17 21 67 64, vereinbart werden.

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