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Nordbremer Bäderlandschaft Sportdeputierter Tokmak im Interview: "Energie ist der größte Posten"

Der Sportdeputierte Muhammet Tokmak (SPD) spricht im Interview mit der NORDDEUTSCHEN über die Planungen für das Freizeitbad Vegesack, dessen Standort sowie über die Zukunft des Freibades in Blumenthal.
06.07.2025, 17:00 Uhr
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Sportdeputierter Tokmak im Interview:
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Zur Person

Muhammet Tokmak

vertritt die Sportdeputation als stellvertretender Sprecher. Der Sozialdemokrat war von 2015 bis 2019 Beiratsmitglied in Gröpelingen, seit Juni 2019 gehört er der Bürgerschaft an. Tokmak ist gelernter Industriemechaniker und seit 2018 Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Arcelor-Mittal an den Standorten Bremen und Bottrop.

Seit Jahren warten die Nordbremerinnen und Nordbremer auf eine verlässliche Planung für das Freizeitbad Vegesack. Gibt es die nun mit dem Bäderkonzept 2035?

Muhammet Tokmak: Ja. Das Freizeitbad Vegesack hätte längst vorangebracht werden müssen. Seit Jahren warten die Menschen im Bremer Norden auf eine verlässliche Perspektive. Jetzt läuft es besser: Gerade wird das Westbad gebaut und die Arbeiten befinden sich im Zeitplan. Wir gehen sicher davon aus, dass es zu Beginn des Jahres 2026 eröffnet wird. Und dann beginnt die konkrete Planung für das Vegesacker Kombibad.

Der Neubau wird – Stand jetzt – rund 48 Millionen Euro kosten. Woher nimmt Bremen diese Summe?

Genau das ist jetzt die Herausforderung. Als Erstes war es wichtig, dass wir einen vertieften Überblick über den Istzustand der Bremer Bäderlandschaft bekommen. Den hat Professor Franke mit seinem Gutachten erarbeitet. Daraus ergibt sich beispielsweise, dass wir bundesweit – nach Wiesbaden und Stuttgart – die meisten Wasserflächen zur Verfügung stellen. Hier stehen wir also gut da. Aber es ist eben auch so, dass unsere Bäder insgesamt einen hohen Sanierungsbedarf haben.

Und deshalb soll das Freizeitbad Vegesack neugebaut werden. Nur die 48 Millionen Euro dafür dürfte Bremen nicht haben.

Ich zitiere unseren zuständigen Senator Ulrich Mäurer aus der letzten Deputationssitzung für Sport: „Das war schon immer so, dass man zuerst geplant hat – und dann werden die Mittel akquiriert.“ Entsprechend zuversichtlich sind wir, dass die Finanzierung tatsächlich auf den Weg gebracht wird.

Geht es da auch um Mittel vom Bund und der Europäischen Union?

Selbstverständlich! Der Bund stellt eine Milliarde Euro für den Sport zur Verfügung. Das wird zwar nicht reichen, um alle Sportstätten in der Bundesrepublik bedarfsgerecht fit zu machen. Aber ich erwarte von Senat und Sportamt in Bremen, dass Bundesmittel eingeworben werden. Unser SPD-Bundestagsabgeordneter Uwe Schmidt hat es vorgemacht: Für das geplante Schwimmbad in der Fliegerhalle hat er Fördermittel in Millionenhöhe mobilisiert.

Es war ja mal im Gespräch, dass das Freizeitbad nicht am Fährgrund neugebaut wird, sondern an einem anderen Ort in Vegesack. Woran sind diese Überlegungen letztlich gescheitert?

Am Platzmangel. Zunächst muss man doch schauen, wie man Energie sparen kann; denn die Energie ist der größte Posten beim Betrieb eines Schwimmbads. Das Wasser und die Halle müssen geheizt, die Spinde in den Umkleiden entlüftet werden. Vor diesem Hintergrund gab es Überlegungen, ob man das Wasser der Weser zur Energiegewinnung nutzen kann. Gescheitert ist diese Idee dann an mangelnder Fläche in Flussnähe. Zudem soll das neue Kombibad schnell erreichbar sein – und zwar für alle Nordbremer. Es wurden tatsächlich verschiedene Standorte in Vegesack geprüft – vor allem mit Blick darauf, dass auch während der Bauzeit Wasserflächen für das Schul- und Vereinsschwimmen zur Verfügung stehen. Letztlich hat sich gezeigt, dass es in Vegesack keinen besseren Ort gibt als den Fährgrund. Die Bremer Bäder GmbH hat einen sehr guten Vorschlag gemacht: Der Neubau soll auf dem Gelände des ehemaligen Freibads beginnen, sodass der bestehende Hallenbadbetrieb während der Bauphase uneingeschränkt weiterlaufen kann. Senator Mäurer hat bereits ausgeschlossen, dass die Nordbremer Kinder mit dem Bus zum Schulschwimmen nach Walle oder Horn gefahren werden, um dann dort 45 Minuten im Wasser zu sein. Wir wollen, dass die Wassergewöhnung auch weiterhin vor Ort in Vegesack stattfindet. Und auch die Vereine müssen weiterhin im Bremer Norden trainieren können!

Wie sieht denn der weitere Zeitplan für das Freizeitbad aus?

Die Nutzungsdauer des Freizeitbades ist endlich. Deshalb müssen wir jetzt die Planungen für den Neubau auf Grundlage des Bäderkonzepts wieder aufnehmen und so schnell wie möglich in die Umsetzung kommen.

Wir sprechen ja über das Bäderkonzept. 2035. Ist das dann auch so ungefähr die Zeitschiene, bis wann das Freizeitbad Vegesack fertig sein könnte?

Das muss definitiv vorher fertiggestellt werden. 2035 bedeutet, dass das Konzept generell alle elf Stadtteilbäder in Bremen umfasst. Dabei hat das Freizeitbad Vegesack oberste Priorität. Das ist eine ganz klare Empfehlung – und die Linie, die auch die Deputierten aller demokratischen Fraktionen mittragen.

Aber ein genaues Datum, wann der Bau fertig sein könnte, gibt es noch nicht.

Nein, das wäre unseriös. Aber die Arbeiten sollen natürlich so schnell wie möglich beginnen.

Um Geld zu sparen, will Bremen seine Wasserflächen um zehn Prozent reduzieren. Ersten Überlegungen zufolge könnte dass das Aus für das Freibad Blumenthal bedeuten. Braucht es das Bad nicht mehr?

So einfach ist es nicht, wie gesagt. Fragt man bei den Sportvereinen und in der Bevölkerung nach, braucht es jedes Bad. Und die Besonderheit in Bremen-Nord ist ja auch, dass es aktuell keine Ausweichflächen gibt – zumindest nicht innerhalb der bremischen Stadtgrenzen. Und Seen gibt es, bis auf den Sportparksee Grambke, auch nicht. Allerdings ist der Betrieb in Blumenthal mit elf Mitarbeitenden nach wie vor sehr kostenintensiv. Hinzu kommt, dass dort nur während der Sommersaison geschwommen werden kann – und daher braucht es nun mal eine schnelle Lösung für das Kombibad in Vegesack. Nochmals, der Sportsenator hat erklärt: Bevor das nicht fertiggestellt ist, wird nirgendwo anders ein Bad geschlossen. Das ist auch die Haltung der Bremer Bäder GmbH. Auch sie möchte kein Bad schließen – sieht sich aber angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gezwungen, mittelfristig tragfähige Lösungen zu finden.

Wird sich die Sportdeputation in den nächsten Wochen und Monaten noch einmal mit den Bädern im Bremer Norden befassen?

Auf jeden Fall!

Welche Fragen sollen dann geklärt werden?

Wir wollen genau wissen, wie es mit den Planungen für das Kombibad in Vegesack nun weitergeht. Und wir wollen das Vorhaben energisch vorantreiben. Das ist im Übrigen auch der Wille des Senators.

Das Gespräch führte Aljoscha-Marcello Dohme.

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