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Inklusion in Bremen-Nord Vorschlag eines Vegesackers: Ein Ansprechpartner für Behinderte

Auch wenn es einen Landesbehindertenbeauftragten in Bremen gibt, fordert der Nordbremer Guenter G. Rodewald einen speziellen Beauftragten für den Norden. Warum er das tut und was andere von der Idee halten.
14.11.2024, 18:00 Uhr
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Vorschlag eines Vegesackers: Ein Ansprechpartner für Behinderte
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Bei einem Rundgang mit Vertretern des Vegesacker Ausschusses für Inklusion kam Guenter G. Rodewald die Idee: Neben dem Landesbehindertenbeauftragten braucht es auch eine Anlaufstelle im Bremer Norden. Die soll – so sein Vorschlag – ehrenamtlich getragen werden und Betroffenen in sämtlichen Lebenslagen weiterhelfen.

"Bremen-Nord mit seinen 100.000 Einwohnern ist so gesehen eine Großstadt in der Großstadt", sagt Rodewald, der seit einigen Jahren auf ein E-Dreirad beziehungsweise ein Elektromobil angewiesen ist. "Vor diesem Hintergrund wäre es sinnvoll, wenn der Norden der Stadt auch einen eigenen Ansprechpartner hat, an den sich Menschen mit einer Behinderung wenden können."

Der Beauftragte sollte – so Rodewalds Idee – regelmäßig Sprechstunden anbieten. Die würden Betroffenen die Möglichkeit geben, auf Missstände, die speziell Behinderte angehen, hinzuweisen. Dazu zählt er zum Beispiel die Verlegung von Glasfaserkabeln. Die führen immer wieder zu anderen Gehwegsperrungen, die insbesondere für blinde Menschen eine Herausforderung seien.

Kooperation mit den Beiräten

Damit solche Probleme gelöst werden können, sollte der Behindertenbeauftragte für den Bremer Norden mit den Beiräten zusammenarbeiten. Die könnten sich dann mit den entsprechenden Behörden kurzschließen und so für Abhilfe sorgen.

Wichtig wäre ihm, dass das Amt von einer Person übernommen wird, die selbst eine Behinderung hat. "Das ist ja bei dem Landesbehindertenbeauftragten auch der Fall", so der Nordbremer. Zudem sollte das Amt nicht parteigebunden sein. "Mit der Position sollten keine parteipolitischen Ambitionen verbunden sein", findet er.

Der Meinung ist auch Frank Schurgast. "Die Anlaufstelle muss überparteilich und für diejenigen da sein, die eine Behinderung haben", sagt der Co-Vorsitzende des Vereins Inklusion Nord. Trotzdem sollten die Beiräte miteinbezogen werden, wenn es darum geht, wer dieses Amt übernimmt. Gleiches gilt für den Landesbehindertenbeauftragten Arne Frankenstein.

Wie Rodewald spricht sich auch Schurgast vor allem deshalb für einen Nordbremer Behindertenbeauftragten aus, weil der Stadtbezirk auf gut 100.000 Einwohner kommt. "Dadurch, dass Bremen so lang gezogen ist, ist die Stadt schwierig zu bearbeiten", sagt er. Deshalb sei es durchaus sinnvoll, wenn es im Norden eine Anlaufstelle für behinderte Menschen gebe. "Diese Person sollte allerdings dem Büro des Landesbehindertenbeauftragten unterstellt sein", erklärt Schurgast. Alternativ könnten Akteure aus dem Bremer Norden ihre Themen auch an den Landesbehindertenbeauftragten weitergeben. Er selbst mache das ohnehin regelmäßig. "Viel interessanter wäre es aber in der Tat, wenn wir jemanden hätten, der regelmäßig mit den Menschen in Kontakt ist und beispielsweise Sprechstunden in den Stadtteilen anbietet", sagt der Co-Vorsitzende.

Bei der Schaffung einer solchen Anlaufstelle würde der Verein Inklusion Nord unterstützen. "Wir würden versuchen, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen, damit wir gemeinsam ein Konzept erarbeiten können", erklärt er. Dabei müssten Schurgast zufolge neben den Beiräten und dem Landesbehindertenbeauftragten unter anderem auch die Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe Behinderter Menschen in Bremen, die Lebenshilfe und der Paritätische miteinbezogen werden.

Probleme im Alltag

Die Idee, einen Behindertenbeauftragten für den Bremer Norden zu fordern, kommt auch bei Thomas Meyer gut an. Der Vegesacker ist nahezu blind und hat im Alltag mit etlichen Problemen zu kämpfen, denen sich der Beauftragte annehmen könnte. Dazu zählt er beispielsweise den Verkauf von Zugfahrkarten am Vegesacker Bahnhof, den die Bremer Straßenbahn AG vor mehr als zwei Jahren im Auftrag der Nordwestbahn übernommen hat. "Ich fahre regelmäßig mit dem Zug nach Würzburg, kann meine Fahrkarte aber nicht in Vegesack kaufen", schildert der Masseur. Das Problem: Aufgrund seiner Behinderung kann ihn eine Person kostenlos auf seinen Reisen begleiten. Die brauche aber eine spezielle Fahrkarte, die in der Nordbremer Vorverkaufsstelle nicht ausgestellt werden kann. "Das hat für mich zur Folge, dass ich auf Hilfe angewiesen bin: Entweder unterstützt mich jemand beim Kauf im Internet oder begleitet mich zum Reisezentrum am Hauptbahnhof", sagt Meyer.

Differenzierter reagiert Arne Frankenstein auf den Vorstoß von Guenter G. Rodewald. Als Landesbehindertenbeauftragter übe er auch das Amt des kommunalen Behindertenbeauftragten für die Stadt Bremen aus. "Aus der Tatsache, dass Bremen als Zwei-Städte-Staat über zwei Stadtgemeinden verfügt, folgt die bisherige Regelung, wonach auch die Seestadt Bremerhaven einen kommunalen Behindertenbeauftragten hat", erklärt er. "Einen weiteren Behindertenbeauftragten für Bremen-Nord mit gleichwertigen Befugnissen zu bestellen, erscheint daher trotz der Größe und Bedeutung von Bremen-Nord gegenwärtig nicht erforderlich und würde die Gefahr von Doppelstrukturen mit sich bringen."

Einen ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten für den Bremer Norden, der seine Arbeit unterstützt, könne er sich aber schon vorstellen. "Ich wäre zuversichtlich", so Frankenstein, "dass wir im Sinne der erforderlichen Weiterentwicklung von Inklusion zu einer guten Kooperation kommen, die bisherige Arbeit von mir und meinem Bremerhavener Kollegen würde durch einen Behindertenbeauftragten für Bremen-Nord wertvoll ergänzt."

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