Rund 700.000 Euro: So viel Geld braucht es, um die BMX-Bahn auf dem Oeversberg zu sanieren. Doch mit Blick auf den Bremer Haushalt ist dieser Betrag momentan nicht zu stemmen. Dabei stand eine ähnlich hohe Summe schon mal zur Verfügung.
Dass der Vegesacker BMX-Club Geld für die Sanierung seiner Bahn bekommt, erfuhr der Verein laut Nicole Henkel vor zwei Jahren. "Das Problem ist aber, dass eine solche Anlage – im Gegensatz zu einem Fußballplatz oder einem Volleyballfeld – sehr spezifisch ist", sagte die Vereinsvorsitzende während der Sitzung des Vegesacker Ausschusses für Umwelt, Gesundheit und Sport am Montagabend. Aus diesem Grund habe es der Umweltbetrieb Bremen auch abgelehnt, die Anlage zu sanieren. Daraufhin habe sich der Verein bemüht, ein Generalplanungsbüro zu finden. "Das ist uns aber nicht gelungen", so Henkel. "Dadurch zogen sich die Planungen bis in das Jahr 2023 hinein."
Ein Unternehmen, das die Arbeiten übernimmt, hatten die Ehrenamtlichen aber noch immer nicht gefunden. "Ende des vergangenen Jahres erreichte uns dann die bedauerliche Nachricht, dass die zugesagten Gelder wieder zurückgezogen wurden", sagte die Vorsitzende. "Grund hierfür war, dass die Mittel aus dem Bremen-Fonds stammten", ergänzte Monica Duncan vom Sportressort. Und weil das Geld nicht ausgegeben wurde, sei es eben verfallen.
Bremisches Baurecht
Zwar gebe es im süddeutschen Raum Büros, die den Bau einer BMX-Bahn übernehmen könnten. "Doch die kennen sich nicht mit dem bremischen Baurecht aus", sagte die Behördenvertreterin. Hinzu komme, dass die sogenannte baufachtechnische Zuwendungsprüfung in Bremen bereits ab einem Betrag von 200.000 Euro verpflichtend sei. In Süddeutschland hingegen kommt sie laut Duncan nur bei Millionenprojekten zum Tragen. Auch das erschwere das Vorhaben.
Saniert wird aber trotzdem. "Wir haben die BMX-Bahn in das Programm der Sportanlagen aufgenommen", so Duncan. Damit könne der Klub auch von der Förderung profitieren, die damit verbunden ist. Erst vor wenigen Tagen haben die Fahrerinnen und Fahrer 42.000 Euro von der Behörde bekommen. "10.000 Euro geben wir für Container sowie eine Naturtribüne aus, weitere 32.000 Euro investieren wir in ein neues Startgatter", sagte Henkel. Das alte sei in die Jahre gekommen und von einem Unternehmen, das gar nicht mehr existiere. Damit sei es praktisch unmöglich, Ersatzteile für das Gatter zu bekommen.
Mit derartigen Maßnahmen will der Verein die Infrastruktur wieder aufbauen. Denn die sei in der Vergangenheit vernachlässigt worden. Grund dafür war die unklare Zukunft der Anlage. Die Jacobs University, Vorgängerin der Constructor University, hätte den Oeversberg nämlich für sich beanspruchen können. Hätte sie das getan, wäre die BMX-Bahn abgerissen worden. "Wir probieren aber weiterhin, eine neue Bahn zu bekommen", sagte die Vorsitzende. Finanzieren will der Verein die Bahn ihren Worten nach entweder durch Fördergelder, einen Investor oder durch Spenden.
Geld brauche es aber nicht nur für eine neue Bahn, sondern auch für das Umfeld. "Es muss zum Beispiel in die Beleuchtung sowie den Wasser- und Stromanschluss investiert werden", so die Vorsitzende. Erneuert werden müsse zudem die Drainage. Die brauche es, damit die Anlage auch bei schlechtem Wetter genutzt werden kann. "Dauerregen ist Gift für die Bahn", erklärte Henkel. Wird sie trotzdem befahren, müsse sie im Anschluss aufwendig wieder hergerichtet werden.
Wann diese Maßnahmen umgesetzt werden können, ist noch völlig offen. Klar ist nur, dass im kommenden Jahr definitiv kein Geld in die Bahn fließt. "Pro Jahr stehen uns 1,5 Millionen Euro für die Sanierung von 46 Sportstätten in Bremen zur Verfügung", sagte Duncan. Dieser Betrag werde vor allem dazu genutzt, um Unfallgefahren zu bannen. "Alles andere ist on top", so die Behördenmitarbeiterin.
Auf Bundesmittel kann der Vegesacker BMX-Club vorerst nicht hoffen. Entsprechende Förderprogramme seien ausgelaufen. Seitdem gebe es nur noch Geld für sogenannte Bundesstützpunkte. Eine solche Einrichtung für den BMX-Sport gebe es in Norddeutschland bisher noch nicht. Doch zunächst müssten sich sämtliche Verbände einig sein, dass der Stützpunkt in Vegesack errichtet wird. Und das sei mit jeder Menge Arbeit für den Verein verbunden.
Großes Interesse am BMX-Sport
Trotz der Tatsache, dass die Sportstätte sanierungsbedürftig ist, verzeichnet der Klub einen regen Zulauf. "Mittlerweile haben wir mehr als 100 Mitglieder", erzählt Henkel. Und diese Zahl dürfte weiter steigen. "Uns erreichen inzwischen so viele Anfragen wegen eines Probetrainings, dass wie die gar nicht mehr alle bewältigen können", sagt sie.
Wobei der Zustand der Bahn dazu führt, dass nicht jeder auf ihr fahren kann. "Wir haben eine Anlage, auf der Anfänger trainieren können", erklärt Henkel. "Wer aber Profi werden will, für den reicht die Bahn nicht aus." Das gilt zum Beispiel für Henkels Sohn, der 13 Jahre alt ist. Anstatt in Vegesack trainiert er nun in Bispingen, Hamburg oder Stuttgart.