Herr Rutka, vor einem halben Jahr haben Sie als Sprecher der Vereine, die das Vegesacker Weserufer voranbringen wollen, einen 19-Punkte-Plan vorgestellt. Was ist aus ihm geworden?
Thomas Rutka: Wir arbeiten daran, dass er umgesetzt wird. Und weil wir das nicht allein schaffen können, haben wir ihn vielen behördlichen Stellen und Organisationen übermittelt.
Wem denn?
Zum Beispiel der Wirtschaftsförderung, den Beiratsfraktionen, der städtischen Gebäude- und Grundstücksverwaltung.
Und wie viele der 19 Punkte sind inzwischen abgehakt oder könnten demnächst abgehakt werden?
So weit sind wir noch nicht. Momentan stellen wir fest, dass immer mehr Gesprächspartner dabei sind, unsere Forderungen anzugehen. Man könnte es auch so sagen: Eine Entwicklung ist erkennbar, aber noch kein Projektabschluss.
Und bei welchen Projekten sind Sie inzwischen weiter als bei anderen?
Unterm Strich sind wir bei allen Vorhaben ähnlich weit. Das hat mit Rückschlägen zu tun, die es gab. Aber auch damit, dass sich manche Projekte verändert haben. So einfach, wie sich Außenstehende das vorstellen, ist es nun mal nicht, eine Uferzone voranzubringen.
Was ist denn so schwierig?
Nehmen wir die Suche nach einem Ersatz für das Schulschiff. Für uns kommt nicht irgendein Nachfolger infrage. Wir wollen versuchen, den Rettungskreuzer ,Bremen' mit dem Tochterboot ,Vegesack' zu bekommen, weil wir glauben, dass derzeit kaum ein anderes Schiff so gut zum Stadtteil passt. Nur wissen wir nicht, wann wir den Zugriff bekommen.
Was heißt denn ,Zugriff'? Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hat angekündigt, dass ein Bieterverfahren entscheidet, wer den Kreuzer bekommt.
So ist es. Am Ende könnte ihn auch jemand anderes bekommen. Das Risiko besteht.
Die Schulschiff-Nachfolge steht ganz oben auf ihrer Projektliste. Warum fangen Sie eigentlich mit einem Vorhaben an, dass sich so schwer umsetzen lässt?
Weil es wichtig ist, dass am Anleger in der Lesummündung wieder etwas passiert. Und weil die Arbeitsgemeinschaft Maritime Meile jetzt sagen muss, was sie will – und nicht erst kurz vor der Schiffsauktion.
Die Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger weiß noch gar nicht, wann der Kreuzer ausgedient hat. Wie lange wollen Sie denn auf ihn warten?
Wir gehen davon aus, dass das Schiff in ungefähr drei Jahren außer Dienst gestellt wird.
Und ein anderer Schulschiff-Ersatz kommt für Sie nicht infrage?
Der Kreuzer ist unser Favorit. Es gibt aber noch eine andere Option, für die wir uns einsetzen.
Welche denn?
Wir haben die Chance auf Veränderungen, und zwar nicht nur im Bereich der Lesummündung. Darum wollen wir prüfen lassen, ob die Sportboote aus dem Hafen an einem verlängerten Schulschiff-Anleger festmachen können. Das hätte für Segler den Vorteil, dass sie einfacher an- und ablegen könnten, weil keine Hafenbrücke mehr bedient werden muss. Und für auswärtige Skipper, dass für sie die Läden in Vegesack schnell erreichbar wären.
Und wie wollen Sie die Lücke im Hafen schließen?
Wir sind dafür, dass ein Restaurant- und Veranstaltungsschiff dauerhaft im Hafen festmacht. So haben wir es jetzt zumindest den Behörden vorgeschlagen.
An welches Restaurantschiff denken Sie dabei?
An kein bestimmtes. Es gibt mehrere alte Flussdampfer, die mal in Bremen gebaut wurden und fuhren und jetzt zum Beispiel in Skandinavien unterwegs sind.
Und wer soll den Dampfer und den Umbau bezahlen?
Erst muss klar sein, ob das technisch möglich ist. Wenn ja, gibt es sicherlich verschiedene Möglichkeiten, das Projekt zu finanzieren. Zum Beispiel mithilfe von Investoren oder des Landes. Ein Arbeitskreis soll sich später darum kümmern, Förderer zu finden.
Wie schnell, glauben Sie, könnte denn die Verlängerung des Schulschiff-Anlegers kommen?
Ich glaube, dass das in zwei Jahren zu schaffen ist.
Und wie viel Zeit wird es Ihrer Meinung nach brauchen, den Leerstand des Schulschiffhauses zu füllen?
Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt hat ja gesagt, dass noch in diesem Jahr feststehen könnte, wohin die Reise geht.
Und in welche Richtung sollte es aus Ihrer Sicht gehen?
Ideal wäre eine Mischung aus Kultur- und Gastronomiebetrieb.
Warum ausgerechnet Gastronomie? Die ist dort doch schon einmal gescheitert?
Ich bin kein Gastronomie-Experte, denke aber, dass ein Angebot, bei dem Preis und Leistung stimmen, eine gute Chance hat.
Auch Max Zeitz, der Projektentwickler des Speicher-Quartiers nebenan, denkt an Gastronomie. Was halten Sie von seinem Bauvorhaben am Hafen?
Im Grunde ist sein Konzept vielversprechend. In Gesprächen hat er sich immer offen für die Belange der Vereine gezeigt.
Und wie finden Sie sein neuestes Meilen-Vorhaben, aus dem Strandlust-Gelände ein Strandlust-Viertel zu machen?
Ich habe von Fachleuten gehört, dass der Strandlust-Komplex zu marode ist, um ihn erhalten zu können. Wichtig ist, dass es einen optisch originellen Neubau mit Saalbetrieb gibt. Und dass, wenn der Projektentwickler tatsächlich das benachbarte Bootshaus übernimmt, eine weitere Anlaufstelle geschaffen wird, die den Besuchern der Meile offen steht.
Sowohl am Hafen als auch bei der Strandlust geht es nicht zuletzt ums Wohnen. Wie kann mehr Wohnraum der Meile helfen, die doch eigentlich mehr Angebote für Besucher bekommen soll?
Wohnraum hilft der Meile tatsächlich wenig. Wir bauen darauf, dass ins Erdgeschoss der Gebäude mehrere Geschäfte und Gastronomiebetriebe kommen – und dass sie auch die Uferzone beleben.
Und wann kommt denn nun ein reines maritimes Projekt für die Besucher der Meile?
Vielleicht im nächsten Jahr.
Und was ist geplant?
Wir wollen, dass das Becken beim Wasserlauf am Alten Speicher wieder von Modellbauern mit ihren Booten genutzt werden kann. So wie wir das vorübergehend am Festwochenende zum Hafengeburtstag ermöglichen konnten. Jetzt zeichnet sich eine dauerhafte Lösung ab: Der kaputte Schieber, der das Wasser bei Bedarf im Becken hält und somit erst eine Nutzung der Wasserfläche ermöglicht, soll erneuert werden.