„Klar Schiff machen“ bedeutet in der Seemannssprache, ein Schiff wieder in einen ordentlichen Zustand versetzen, sodass es bereit zum Auslaufen ist. Wenn man dabei gründlich aufräumt, fallen viele Dinge an, die für Sammler, Bastler oder Liebhaber der Seefahrt interessant sind. Die gab es jetzt beim maritimen Flohmarkt im Kulturbahnhof (Kuba) Vegesack zu entdecken. Er bildete den Auftakt zahlreicher Veranstaltungen, die anlässlich des 400-jährigen Bestehens des Vegesacker Hafens geplant sind. Organisiert wurde der Flohmarkt vom Verein Kutter- und Museumshaven Vegesack.
„Bereits der erste Flohmarkt dieser Art im Jahre 2017 war ein großer Erfolg, doch dann folgte coronabedingt eine zweijährige Zwangspause“, sagt Carsten Rendigs, erster Vorsitzender des Vereins. „Wir haben vieles vom eigenen Schiff und vom Speicher entrümpelt", erläutert er. Auch in diesem Jahr können sich die Organisatoren über großen Besucherandrang freuen und nicht nur Bremer wollen nach Schnäppchen suchen. Die Besucher kommen auch von weiter her, zum Beispiel aus Lüneburg, um in dem vielfältigen Angebot an Schiffszubehör, Büchern, Seekarten, Flaschenschiffen oder Teddybären im Matrosenanzug zu stöbern.

Beim maritimen Flohmarkt im Kulturbahnhof herrscht viel Andrang.
„Viele Sachen sind für Bastler interessant“, sagt Carsten Rendigs, „an unserem Stand haben wir zum Beispiel Teile für ein Echolot, alte Steckdosen, eine motorgetriebene Pinnen-Seilsteuerung und eine Dieselfilteranlage“. Bastler finden für ihre Boote jedoch auch Schrauben, Steuerräder, jede Menge Taue und sogar ein WC, das an Bord angeschraubt werden kann.
Sammler maritimer Kuriositäten oder Spezialitäten staunen über winzige handbemalte Frachter und Segelschiffe aus Metall im Maßstab 1:1250, die Dieter Palkies unter anderem an seinem Stand anbietet. Er zeigt mit Stolz das Wappen der „Bremen“ aus dem Jahre 1928. Der Schnelldampfer mit vier Schrauben gewann 1929 erstmals das Blaue Band als schnellstes Schiff auf der Transatlantik-Route von Europa nach New York. Außer dem Symbol des Norddeutschen Lloyds sind auf dem Wappen auch die Flaggen von Bremen, der USA und dem Deutschen Reich angebracht. Dieter Palkies, der beim Norddeutschen Lloyd eine Laufbahn vom Schiffsjungen bis zum Offizier durchlaufen hat, verfügt noch über eine Vielzahl von golden glitzernden Epauletten, die als Schulterstücke an den Uniformen angebracht wurden.
Bernd Schmitt aus Bremen betreibt einen Motorboot-Oldtimer, der aus Holland stammt, und hat ein buntes Sammelsurium alter Segelstöcke aus Holz auf seinem Tisch ausgelegt, durch die Seile geführt werden. „Diese Teile sind 20 bis 30 Jahre alt und müssen irgendwann ausgetauscht werden, man kann sie aber noch gut als Schlüsselanhänger oder einfach als Deko verwenden", meint Schmitt. Unter anderem sind Segelstöcke der „Greif“, dem alten Segelschulschiff der DDR, dabei.
Das Spezialgebiet von Autorin Rega Kerner sind Bücher mit maritimem Flair. Sie spielen zum Teil im Museumshafen Vegesack. Im Jahr 2018 hat sie das Buch „Wer Schiffe klaut, kriegt nasse Füße“ veröffentlicht. In dem Roman geht es um das Erwachsenwerden. Sie spricht damit besonders Jugendliche an. „Mittlerweile ist das Schreiben von Büchern aus der maritimen Welt zu meinem Beruf geworden“, sagt Rega Kerner, die ihre Bücher auch auf Lesungen vorstellt und Kindern wie Erwachsenen spannende Geschichten aus der Welt der Seefahrt näher bringen möchte.

Das Angebot an Schiffszubehör, Büchern, Seekarten und Deko-Artikeln ist vielfältig
Auf dem maritimen Flohmarkt finden sich aber auch gebrauchte Bücher in rauen Mengen: Sie handeln von Lebenserinnerungen eines Seefahrers, von Weltumsegelungen und vom Piraten Klaus Störtebecker. Auch Prachtbände über Segelschiffe liegen aus.
„Ich bin lang durch die Schärenlandschaft Schwedens gesegelt“, erzählt Friedhelm Seifen aus Schwanewede. An seinem Stand bietet er intakte Außenbordmotoren an, aber zum Beispiel auch Bullaugen und ein Echolot. „Mein Großvater war auf der Signalstation in Vegesack tätig, von daher bin ich seit 60 Jahren mit der Seefahrt vertraut“, sagt Friedhelm Seifen, der selbst als Techniker auf der Schiffs- und Jachtwerft Abeking & Rasmussen gearbeitet hat.
Matthias Bartels aus Hamburg hat zwar nichts mit der Seefahrt zu tun, doch er sammelt, was am Ufer der Elbe und im Hamburger Hafen an Treibholz anfällt: „Jedes der vielen Hölzer, die ich vor allem im Winter sammle, ist ein Unikat – mit einer eigenen Form und Maserung.“ Er befestigt auf den Treibholzstücken Teelichter und macht aus Ästen dekorative Lampenverkleidungen.