An mehr oder weniger großen Ideen mangelt es in Vegesack nicht. Erinnert sei an das sogenannte Teherani-Haus am Rande des Stadtgartens. Der Hamburger Stararchitekt wollte Wohnen in 13 Stockwerken ermöglichen. Oder an das Symbolon, das auf dem Sedanplatz als ein Museum für fantastische Kunst errichtet werden sollte. Die Gebäudehülle nach einer Idee des Künstlers Ernst Fuchs kam dabei selbst schon als Kunstwerk daher.
In jüngerer Vergangenheit sind vor allem rund um den Hafen und die Lesum-Mündung allerlei Ideen geboren worden. Ein Seenotrettungskreuzer sollte das nach Bremerhaven verholte Schulschiff ersetzen und gleichzeitig an die Ursprünge der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger erinnern. Erinnert werden könnte an gleichem Liegeplatz auch mit einem historischen Walfänger. Und zwar an die Zeit des Walfangs in Vegesack. Manch einer wünscht sich zudem im Vegesacker Hafen ein Gastroschiff. Jüngster Neuzugang bei den Ideen für das maritime Vegesack ist ein Badeschiff in der Lesum-Mündung. Diese Projektmöglichkeit ist im Zuge einer neuen Standortstrategie für den Stadtteil entstanden.
Nun ist es nie schlecht, Ideen zu haben. Sich andernorts umzuschauen und gute Angebote als Impuls für Vegesack zu adaptieren, ist auch nicht verboten. Großprojekte, wie das Teherani-Haus oder das Symbolon sind nie umgesetzt worden. Das mag man angesichts heftiger Debatten und Proteststürme politisch klug nennen – oder aber mutlos. Die jüngeren Ideen kommen wegen fehlender Voraussetzungen nicht in die Umsetzung. Für ein Gastroschiff im Museumshaven fehlt nicht nur die notwendige Infrastruktur, sondern auch das Geld für die Errichtung einer solchen – und womöglich sogar der Bedarf. Für ausrangierte Rettungskreuzer haben die Seenotretter prinzipiell andere Verwendungsideen. Historische Walfänger gibt es praktisch nicht mehr zu kaufen und ein Nachbau wäre kaum finanzierbar. Die neueste Idee reiht sich da nahtlos ein: Ein Badeschiff für ein paar Nutzungsmonate im Jahr kann auch nicht einfach so in der Lesum festgebunden werden.
Einfälle allein bringen den Standort nicht nach vorne. Think Big – also groß denken – als Selbstzweck ist keine Erfolgsgarantie. Schlimmer noch: Im Schatten allzu kostspieliger Vorstellungen kommen auch mit schmalem Geldbeutel realisierbare Projekte schnell als piefiges Kleinklein daher.