kam im Februar 2022 als stellvertretender Ortsamtsleiter nach Vegesack. 20 Monate später wurde er zum Chef der Stadtteilverwaltung gewählt. Den Jugendbeirat begleitet der Nordbremer seit seiner Konstituierung im November 2022.
Nach gut zweieinhalb Jahren hat sich der erste Vegesacker Jugendbeirat aufgelöst. Welches Fazit ziehen Sie nach dieser Zeit?
Der erste Jugendbeirat hatte die schwere Aufgabe, die Jugendbeteiligung für Vegesack neu aufzuziehen. Das Fazit ist aber positiv. Es wurden gute Anstöße gegeben, es wurden gute Projekte umgesetzt, die Jugendbeteiligung wurde öffentlich wahrnehmbarer gemacht und der Jugendbeirat kann mit sich insgesamt zufrieden sein. Auch wenn es immer Raum für kleinere Verbesserungen gibt, hat der Jugendbeirat diese schwierige Aufgabe gut gemeistert.
Jugendbeirat bedeutet ja auch Jugendbeteiligung. Bei welchen Projekten im Stadtteil wurden die Jugendlichen denn beteiligt?
Ich denke da zuallererst natürlich an die Planung für die Neue Strandlust. Dort wurde ja ein Format geschaffen, bei dem Jugendliche aus dem Nordbremer Raum beteiligt wurden und ihre Meinung und auch ihre Expertise aufgrund ihres Alters einbringen konnten. Darüber hinaus wurde das Gremium auch beim Vegesacker Hafenumfeld beteiligt. Und zwar indem die Sprecherin und der Sprecher eingeladen wurden, an der Werkstatt teilzunehmen und ihre Ideen einfließen zu lassen. Natürlich war der Jugendbeirat auch in der Beirätekonferenz vertreten, wo er sich nicht nur informiert, sondern auch seine Meinung eingebracht hat. Zudem wurde das Gremium bei größeren Projekten um eine Stellungnahme gebeten.
Bei welchen Projekten hat der Jugendbeirat denn zum Beispiel Stellungnahmen abgegeben?
Zum Beispiel zur Neuen Strandlust konnte der Jugendbeirat innerhalb des eben genannten Formats direktes Feedback abgeben. Auch zum Thema des WLANs an öffentlichen Schulen hat der Jugendbeirat eine Stellungnahme abgegeben. Häufig wurden verbale Stellungnahmen direkt an Fragesteller abgegeben, wie zum Beispiel in der Vorstellung von Werder Bremen zum Thema der ergänzenden und inklusiven Sportangebote in Vegesack.
Ihr Amtsvorgänger, Heiko Dornstedt, hat darauf verwiesen, dass es die junge Generation ist, die mit heute angeschobenen Bauprojekten leben muss. Würden Sie sagen, dass die Beteiligung des Jugendbeirats in den zweieinhalb Jahren ausreichend war?
Man hat wahrgenommen, gerade im baulichen Sektor, dass der Jugendbeirat beteiligt werden sollte. Das Bauamt Bremen-Nord hat da gute Arbeit geleistet, den Jugendbeirat in seiner Trägerbeteiligung einzubinden. Das heißt an Projekten, an relevanten Bauvorhaben werden die Jugendlichen – wie andere Träger öffentlicher Belange auch – um eine Stellungnahme gebeten. Dies kam jetzt in letzter Zeit nicht so häufig vor, weil es keine neuen Bauanträge oder Ähnliches gab. Was die Zukunft angeht, bin ich mir aber sehr sicher, dass der Jugendbeirat bei größeren Bauvorhaben wieder beteiligt wird. Und im Übrigen tun wir ortsamtsseitig natürlich auch unseres, dass wir den Jugendbeirat über größere Themen informieren und ihn zu Beiratssitzungen einladen, wenn dort etwas behandelt wird, was den Jugendbeirat tangiert.
Hat der Jugendbeirat denn jede Möglichkeit zur Beteiligung, die ihm geboten wurde, auch genutzt?
Jede Möglichkeit wurde nicht genutzt. Das lag zum Teil aber auch an den Uhrzeiten, zu denen die Beteiligung stattfinden sollte. Die waren für Schülerinnen und Schüler zum Teil einfach unpassend.
Bei den Sitzungen des Jugendbeirates ging es immer wieder um Organisatorisches: Welche Werbemittel werden angeschafft und welche Initiativen können von den Jugendglobalmitteln profitieren. Sind das tatsächlich die drängendsten Themen für einen Jugendbeirat oder hätte es nicht mehr um die inhaltliche Arbeit gehen müssen?
Teils, teils. Natürlich hätte ich mir noch mehr Jugendbeteiligungsthemen per se gewünscht. Wenn wir an das Thema WLAN denken, sei es das offene WLAN im öffentlichen Raum oder das WLAN an den Vegesacker Schulen, sind das Themen, die durchaus für die Jugendbeteiligung geeignet sind. Davon hätte ich mir noch mehr gewünscht. Andererseits hat der erste Jugendbeirat natürlich auch die Aufgabe, das Gremium für die kommenden Jahre und möglichst Jahrzehnte aufzustellen. Das heißt, man muss auf sich aufmerksam machen, man muss Jugendlichen zeigen: 'Wir sind da, ihr könnt mit Themen zu uns kommen.' Noch immer erleben wir es sehr häufig, dass wir in Jugendeinrichtungen gehen und dort auf Jugendliche treffen, die gar nicht so genau wissen, was der Jugendbeirat überhaupt ist. Daran möchte der Jugendbeirat arbeiten. Und das ist indirekt auch eine Form der Jugendbeteiligung, die man dadurch sicherstellt. Von daher ist es gut, wenn man sich um Dinge wie Werbemittel, wie Organisatorisches kümmert. Aber auch die Themen der Jugendbeteiligung an sich dürfen nicht vergessen werden. Und der Spagat ist für Jugendliche sehr schwer.
Was waren aus Ihrer Sicht herausragende Projekte, die der erste Vegesacker Jugendbeirat umgesetzt hat?
Ich hatte es eben schon angesprochen: Die WLAN-Thematiken fand ich sehr wichtig, auch für den Stadtteil. Was mir noch einfällt, ist das Open-Air-Kino, das in der öffentlichen Wahrnehmung immer herausragend war. In diesem Jahr wird es leider nicht stattfinden. Das hängt mit den Schwierigkeiten zusammen, die das Gremium zuletzt hatte. Aber ich denke, dass der nächste Jugendbeirat es wieder aufleben lassen wird. In den vergangenen Jahren war die Veranstaltung ein Magnet und hat zum einen auf den Jugendbeirat aufmerksam gemacht und zum anderen Teilhabe für einkommensschwache Kinder ermöglicht. Denn das Open-Air-Kino war immer kostenlos. So hat man ein kleines Angebot abseits der anderen Angebote geschaffen und auch den Sedanplatz ein bisschen belebt. Das war schon eine sehr gute Idee des Jugendbeirates.
Vor der Entscheidung, den Jugendbeirat aufzulösen, fiel die der Neuwahlen. Warum wurde ein derart wichtiges Thema in einer nicht öffentlichen Sitzung behandelt?
Der Jugendbeirat wollte sich einen geschützten Raum für eine offene Diskussion geben. Im Rahmen der Jugendbeteiligung finde ich das durchaus legitim. Das Ergebnis wurde ja öffentlich kommuniziert.
Wie wollen Sie in Zukunft mehr Öffentlichkeit herstellen? Schließlich haben an den Sitzungen fast nie interessierte Jugendliche teilgenommen.
Das ist ein Thema, das nicht nur das Ortsamt betrifft, sondern auch den Beirat und natürlich auch den neuen Jugendbeirat. Ortsamtsseitig haben wir dies so vorgedacht, dass wir die Einladung für die Jugendbeiratssitzung breiter streuen wollen. Das heißt, wir möchten die Jugendeinrichtungen im Stadtteil gezielt anschreiben, wir möchten wichtige Träger beziehungsweise wichtige Akteure im Stadtteil anschreiben, die viel Kontakt zu Jugendlichen haben. Und so möchten wir schon jetzt sicherstellen, dass wir genug Kandidaten für eine Wahl haben. Denn nur wenn man weiß, dort findet etwas statt, kann man sich auch dafür interessieren.
Wenn Sie auf die zukünftige Jugendbeteiligung in Vegesack schauen: Was muss besser laufen?
Es wäre schön, wenn die durchschnittliche Teilnehmerzahl bei den Sitzungen höher wäre. Wir haben damals sehr stark begonnen. Als der erste Einbruch kam, haben wir eine Nachbesetzung durchgeführt, die auch zum Erfolg geführt hat. Ich würde mir aber wünschen, dass wir in diesen zwei Jahren, für die der neue Jugendbeirat gewählt wird, eine durchgehend gute Teilnehmerzahl haben, die vielleicht etwas höher ist als jetzt. Und dass wir auch besser kommunizieren, wann Sitzungen stattfinden und wann nicht. Es gab ja auch durchaus kurzfristige Absagen. Solche Dinge wollen wir bei einem Jugendgremium vermeiden, damit auch eine gewisse Verlässlichkeit für alle dabei ist. Und natürlich, dass die Themen sauber von A bis Z durchgearbeitet werden, sodass wir gute Referenten einladen können. Und die Koordination untereinander kann immer verbessert werden, auch wenn sie jetzt gar nicht schlecht war.