Eckhard Bögershausen hatte es angekündigt: Ein Jahr noch, dann ist endgültig Schluss – und muss ein Neuer machen, was er gemacht hat: Mannschaftspläne aufstellen, Maschine testen, Schiff steuern. Alles ehrenamtlich. Der Neue heißt Anselm Aschemann. Diese Saison ist seine erste als Crew-Kapitän der "Vegebüdel". Er hat, wenn man so will, jetzt das Kommando über Vegesacks einzige Barkasse, die kostenlos mit Besuchern auf Tour geht. Und dabei einen Kurs nimmt, den es bisher nicht gab.
Die Unterschiede zwischen Vorgänger und Nachfolger, das sagt der Neue selbst, könnten größer kaum sein. Bögershausen gehört seit 25 Jahren zum MTV Nautilus, dem die "Vegebüdel" gehört, Aschemann seit vier. Der alte Crew-Chef hat seinen Sportbootführerschein früh gemacht, der neue spät. Der eine ist, zumindest den Erzählungen nach, eigentlich so gut wie immer auf dem Wasser gewesen, der andere, jedenfalls bisher, so etwas wie ein Betriebsfremder: Aschemann, 63, war bei Daimler für Brandschutz und Sicherheit zuständig.
Und trotzdem haben die Besatzungsmitglieder gesagt, dass er genau der Richtige für den Posten ist. Weil er, wie sie sagen, mit anpackt. Weil er die alte Technik schätzt. Und weil er sie wieder zum Laufen bringen kann, wenn sie zicken macht. Aschemann hat an Bord der "Vegebüdel" als Maschinist angefangen. Und damit bei einem Motor, der so speziell ist, dass er einen Namen hat: "Lissy". Ein Deutz, 100 PS, 42 Liter Hubraum, drei Zylinder und älter noch als die Barkasse. Die "Vegebüdel" ist Baujahr 1950, die Maschine 1936.
Im Moment läuft "Lissy" rund. Aschemann und die anderen Maschinisten haben sie gereinigt, ihre Kraftstoffleitungen freigemacht, die Ölfilter ausgetauscht und die Leistung getestet. Immer wieder hat die "Vegebüdel" volle Fahrt machen und die Maschine, die neun Knoten, also 16 Stundenkilometer schafft, alles geben müssen. Der Crew-Chef wollte sichergehen, dass beide durchhalten, weil zu den bisherigen Touren ein weiterer Törn dazugekommen ist. Und der gehört zu denen, die mehr als doppelt so lange dauern wie andere Ausflüge.
Die Barkasse fährt jetzt nicht nur auf der Weser bis zum früheren U-Boot-Bunker Valentin und auf der Lesum bis zum Sperrwerk, sondern in dieser Saison erstmals regelmäßig durch die Sperrwerksschleuse bis nach Burg. Und auch – was für alle Strecken gilt – wieder zum Anleger an der Maritimen Meile zurück. Aschemann sagt, dass der neue Kurs ein Test ist und die Mannschaft wissen will, ob die Erweiterung des Fahrplans angenommen wird. Wenn ja, soll aus dem Versuch in diesem Jahr ein festes Angebot für die nächsten Jahre werden.
Und wenn nein, wird nicht nur die Fahrt wieder gestrichen, sondern auch das Auswendiglernen der Daten und Fakten, die ein Teil der Crew für den neuen Törn einstudiert hat. Für ihn gilt, was für alle Touren gilt: Die Besatzung zeigt nicht nur, was es unterwegs zu sehen gibt, sondern erklärt es auch. Momentan gehören 20 Frauen und Männer zum Team. Aschemann weiß, dass es mal weniger waren. Dennoch findet er, dass es nicht genug Decksleute, Skipper und Maschinisten geben kann, die sich um Schiff und Passagiere kümmern.
Bis zu 14 können gleichzeitig an Bord. In den vergangenen Jahren war die "Vegebüdel" fast immer ausgebucht. Wenn auch nicht immer voll besetzt. Wegen Corona und der Hygiene-Vorschriften konnten zeitweise nicht mal halb so viele Besucher an Bord. Momentan gibt es keine Platzbeschränkungen. Auch das ist – neben dem neuen Kapitän und dem neuen Kurs – anders in dieser Saison.