Die vorläufigen Endergebnisse des Statistischen Landesamtes Bremen zeigen, dass das Wahlergebnis in Bremen deutlich von dem auf Bundesebene abweicht: Die SPD wird in Bremen stärkste Kraft.
Laut dem vorläufigen Endergebnis am Montagmorgen schnitten die Parteien im Land Bremen folgendermaßen ab:
- SPD: 26,8 Prozent
- CDU: 25,0 Prozent
- Linke: 13,5 Prozent
- Grüne: 11,0 Prozent
- AfD: 10,0 Prozent
- FDP: 9,3 Prozent
Der Abstand zwischen SPD und CDU im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 ist deutlich geschrumpft, beide Parteien hatten deutlich an Stimmen verloren. Zum Vergleich: 2013 kam SPD am Ende auf 35,6% der Zweitstimmen, die CDU erreichte 29,3%. Auch die Grünen verzeichnen Verluste; sie erhielten 2013 in Bremen 12,1%. Die Linke kam 2013 auf 10,1%, konnte sich also dieses Mal steigern. Auch die FDP gewann deutlich - 2013 lag sie noch bei 3,4%.
Den Einzug in den Bundestag hat Lencke Steiner, die Vorsitzende der FDP-Bürgerschaftsfraktion, nicht geschafft. Stattdessen sicherte sich Frank Magnitz, Landesvorsitzende der AfD in Bremen, den Sitz im Berliner Parlament. Hier gibt es eine Übersicht über die Bremer Spitzenkandidaten, die den Einzug in den Bundestag entweder über das Direktmandat oder die Landesliste geschafft haben.
Zusätzlicher Volksentscheid in Bremen
Bremen bleibt als einziges Bundesland bei einer vierjährigen Wahlperiode. Ein Volksentscheid zur Verlängerung auf fünf Jahre wie in allen anderen Bundesländern ist gescheitert. Bei der Abstimmung parallel zur Bundestagswahl votierten am Sonntag 48,4 Prozent der Wähler dafür und 51,6 Prozent dagegen, wie der Landeswahlleiter in der Nacht zum Montag nach Auszählung aller Stimmen im Internet bekanntgab. Das nächste Mal wird die Bürgerschaft 2019 neu gewählt.
Es war der erste Volksentscheid im kleinsten Bundesland. Daran beteiligen durften sich, anders als bei der Bundestagswahl, auch Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren - insgesamt knapp 500.000 Wahlberechtigte.
Hier sehen die Ergebnisse der Auszählung: https://wahl.weser-kurier.de/bundestagswahlen-bremen-2017/
Das gute Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl hat viele Spitzenpolitiker in Bremen überrascht. Regierungschef Carsten Sieling (SPD) sprach von einem schwarzen Tag für Deutschland. Die Alternative für Deutschland zieht als drittstärkste Kraft in den Bundestag ein. "In der Deutlichkeit hat das, glaube ich, niemand erwartet", sagte Sieling. "Das ist ein schwerer Tag für die Demokratie", sagte auch SPD-Fraktionschef Björn Tschöpe.
Die SPD stürzte auf ein Rekordtief. "Für die SPD ist es eine ganz, ganz schwere Stunde", sagte Sieling. Es sei offensichtlich nicht gelungen, die Menschen davon zu überzeugen, dass es starke demokratische Kräfte brauche, um ein Auseinanderfallen der Gesellschaft zu stoppen. SPD-Landeschefin Sascha Karolin Aulepp sprach von einer bitteren Niederlage. "Die große Koalition ist abgewählt."
Die Union fuhr ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949 bei einer Bundestagswahl ein. "Die Verluste sind erheblich und mehr als wir gedacht haben", sagte CDU-Landeschef Jörg Kastendiek. Dass etwa eine Million CDU-Wähler zur AfD abgewandert seien, müsse seiner Partei zu denken geben. "Da müssen auch Fehler von uns gemacht worden sein."
Kastendiek sprach sich im Bund für eine Jamaika-Koalition mit FDP und Grünen aus. "Wir werden das hinkriegen", sagte er. "Wir müssen den Wählern auch eine Perspektive für die nächste Legislaturperiode geben."
Grünen-Landeschef Ralph Saxe sagte dazu: "Es wird für alle Parteien sehr schwer werden." Es sei noch zu früh über ein mögliches Bündnis zu sprechen, sagte FDP-Landeschef Hauke Hilz.
AfD-Landeschef und Spitzenkandidat Frank Magnitz freute sich über das Abschneiden seiner Partei: "Der Wahlsieger des Tages heißt AfD". Er forderte mehr Sachlichkeit der anderen Parteien im Umgang mit der Alternative für Deutschland. "Es gibt nicht einen Protagonisten in der AfD, der rechtsradikal ist", betonte er. "Wir sind die CDU von vor 20 Jahren."
Sieling sagte, die anderen Parteien im Bundestag müssten sich jetzt inhaltlich mit der AfD auseinandersetzen. "Dieser Nationalismus, dieses Auseinandertreiben Europas und vor allem die Fremdenfeindlichkeit gehören nicht in die Geschichte Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg."
In Bremen stieß die Bundestagswahl auf etwas mehr Interesse als beim letzten Mal.
70,7 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. 2013 waren es 68,8 Prozent. Damals wurde die SPD in Bremen mit 35,6 Prozent stärkste Kraft. Die CDU kam auf 29,3 Prozent. (ech/dpa)