Der Donnerstagabend stand im Weyher Rathaus ganz im Zeichen der Feuerwehr. Passend zum Internationalen Tag des Ehrenamtes fand im Ratssaal der neunte Feuerwehrempfang der Gemeinde statt, zu dem laut Angaben der Verwaltung wieder mehr als 100 Gäste kamen. Bei der in der Region einmaligen Veranstaltung wurden zahlreiche langjährige Mitglieder der Weyher Ortswehren geehrt. Auch mehr als 20 neue Mitglieder wurden offiziell in die Feuerwehr aufgenommen.
Weyhes Bürgermeister Frank Seidel nannte den Empfang den "inoffiziellen Feiertag für die Feuerwehr" in der Gemeinde. Er erinnerte daran, dass der Brandschutz vor Ort vom Ehrenamt getragen ist. „Auch wenn das aufgrund der enormen Schnelligkeit, mit der stets auf Alarmierungen reagiert wird, aufgrund der beeindruckenden Professionalität, mit der bei Einsätzen zu Werke gegangen wird, oft in Vergessenheit gerät“, so Seidel. Diese Arbeit sei "unbezahlt, aber auch unbezahlbar". Der Feuerwehr gebühre der "vollste Respekt", nicht nur an einem Tag wie diesem, sondern an jedem Tag im Jahr, rund um die Uhr. In jeder Situation könnten die Bürgerinnen und Bürger sicher sein, dass Hilfe kommt, wenn einmal ein Notfall eintritt. Seidel erinnert auch an die vielen Einsätze rund um das Hochwasser rund um Weihnachten im vergangenen Jahr.

Pastor und Notfallseelsorger Holger Tietz erinnerte an die verstorbenen Feuerwehrmitglieder.
Der Weyher Bürgermeister lobte auch die große Arbeit für die Gemeinschaft und die Nachwuchsarbeit der Wehren. Den Erfolg würden die starken Zahlen derjeniger zeigen, die neu zur Feuerwehr kommen. "Das Mindeste, was wir tun können, ist, dass wir bestmögliche Bedingungen schaffen, dass unsere Feuerwehr vernünftig arbeiten kann", benannte Seidel den Auftrag für Verwaltung und Politik. Als Beispiele nannte er die "richtungsweisende Entscheidung" für den Neubau des Feuerwehrhauses in Lahausen an der Lahauser Straße. Seidel bekannte sich zur Umsetzung des Feuerwehrbedarfsplans. Dieser sei nicht nur ein "Lippenbekenntnis". "Wir lösen ein, was versprochen wurde", so der Weyher Bürgermeister. Auch der geplante freie Eintritt für Feuerwehrmitglieder ins Weyher Freibad sei ein weiterer Baustein.
Hinzu kamen die Beschaffung eines Löschgruppenfahrzeuges für die Ortsfeuerwehr Kirchweyhe (rund 329.000 Euro), von Überhosen und Überjacken für die sandfarbene Einsatzkleidung der Atemschutzgeräteträger (rund 43.500 Euro) und eines Gabelstaplers für das Gemeindelager im Feuerwehrhaus Leeste (rund 18.600 Euro). Geplant sind auch die Anschaffungen von Mehrzweckfahrzeugen für die Ortsfeuerwehren Sudweyhe (rund 234.000 Euro) und die Ortsfeuerwehr Leeste (rund 183.000 Euro), so Seidel weiter.
Weyhes Gemeindebrandmeister Bernd Scharringhausen blickte auf das Jahr zurück. "Der Meldeempfänger geht fast täglich", sagte er. Insgesamt habe die Wehr 323 Einsatzstellen abgearbeitet. Da manchmal mehrere Wehren ausrückten, liegt die Zahl dort bei 473. Dazu gehörten 53 Kleinbrände, fünf Mittelbrände und zwei Großbrände. Auch bedingt durch die Wetterlagen gab es 151 technische Hilfeleistungen, darunter 17 Türöffnungen. Allein am 7. August gab es 26 Einsätze aufgrund des Wetters, am 4. September waren es 21 Einsatzstellen. Im Nachgang des Hochwassers, bei dem die Wehren an ihre Grenzen kamen, wurden fünf neue Pumpen bestellt, die bei diesen beiden Wetterlagen im Einsatz waren. Scharringhausen kündigte auch die Beschaffung neuer Einsatzfahrzeuge an.

Weyhes Gemeindebrandmeister Bernd Scharringhausen lobte die Einsatzkräfte.
55 Mal lösten Brandmeldeanlagen aus, im privaten Bereich waren es elf. 18 Mal waren die Wehren wegen Gefahrstoffen unterwegs, hinzu kamen drei Übungen. 26 Mal waren die Feuerwehren außerhalb der Gemeinde im Einsatz. Insgesamt waren bei den Einsätzen sechs Tote zu beklagen.
Nach zwei größeren und anderen kleineren Einsätzen im Juni stand die Feuerwehr dann vor einem Problem: So reichte die Kleidung für den Atemschutz nicht mehr. Daher holte sich die Wehr Leiheinsatzkleidung aus Bremen. Im kommenden Jahr soll zusätzliche eigene Kleidung beschafft werden, so Scharringhausen. Zum neuen Jahr soll auch ein hauptamtlicher Gerätewart mit einer Halbtagsstelle anfangen.
Scharringhausen freute sich besonders über die große Zahl an neuen Feuerwehrmitgliedern, die jetzt bei Einsätzen helfen können. Insgesamt wurden laut Angaben der Gemeinde 29 neue Mitglieder in den vergangenen Monaten aufgenommen. "Diese Zahl ist gigantisch", sagte Scharringhausen. Aktuell haben die Weyher Wehren 354 Mitglieder. In der Jugendfeuerwehr sind 138 Jugendliche, in der Kinderfeuerwehr sind aktuell 79 Kinder aktiv. "Wir haben da wirklich einen Run", freute sich Scharringhausen. In den Altersabteilungen sind aktuell 61 Mitglieder. "Die Feuerwehr Weyhe steht im Großen und Ganzen sehr gut da", so der Gemeindebrandmeister. Sein Dank gelte auch allen Funktionsträgerinnen und Funktionsträgern.
Auch der Diepholzer Kreisbrandmeister Michael Wessels erinnerte an die Einsätze während des Hochwassers – nicht nur in Weyhe, sondern auch im südlichen Landkreis, wie in Barnstorf oder rund um den Dümmer. Derzeit haben die Feuerwehren im Kreis Diepholz insgesamt 5137 Mitglieder in den Einsatzabteilungen. Gerade in der Nachwuchsarbeit laufe einiges richtig. "Von Lemförde bis nach Stuhr", so Wessels mit Blick auf die Zahlen auch in Weyhe.
"Die Lage hat sich geändert. Wir leben in einer anderen Zeit als vor Jahren. Wir haben in Europa einen Krieg, wir haben Wetterextreme. Wir wissen jetzt auch, was Starkregen ist in unserer Region. Diese Wetterextreme werden zunehmen", sagte Wessels weiter. Daher lobte er das schnelle Beschaffen von neuen Einsatzmitteln durch Land und Bund. Als Beispiel nannte er ein Hochleistungsförderpumpensystem, das die Kreisfeuerwehr bald bekommen soll, im Wert von "deutlich über einer Million Euro". Außerdem nannte Wessels den Bau der Atemschutzzentren in Barrien und Wehrbleck. Auch stelle sich die Kreisfeuerwehr vermehrt auf Stromausfälle ein. "Es macht mir Spaß, euer Kreisbrandmeister zu sein", sagte Wessels abschließend.