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Fußball-Regionalliga Der SV Atlas Delmenhorst und die fehlenden Führungsspieler

Bei der Niederlage gegen Lohne wurde es zum wiederholten Male deutlich: Dem SV Atlas Delmenhorst fehlt auf dem Platz ein echter Anführer. Das wirkt sich in vielerlei Hinsicht aus.
11.04.2023, 18:30 Uhr
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Der SV Atlas Delmenhorst und die fehlenden Führungsspieler
Von Christoph Bähr

Es war vor ein paar Wochen nach der extrem enttäuschenden 1:2-Heimniederlage gegen den BSV Rehden, als Sportchef Bastian Fuhrken die sportliche Krise des SV Atlas Delmenhorst analysierte und dabei an Kilian Senkbeil denken musste. Der Innenverteidiger und ehemalige Junioren-Nationalspieler trainierte in der Winterpause beim Fußball-Regionalligisten mit. Damals fiel die Entscheidung, Senkbeil nicht zu verpflichten. „Zu dem Zeitpunkt sind wir davon ausgegangen, dass wir dann im März zu viele fitte Innenverteidiger im Kader haben würden“, sagte Fuhrken. Und im Januar musste in der Tat damit gerechnet werden. Schließlich war Winterzugang Dominic Volkmer schon wieder voll im Training, und auch Kristian Taag sollte bald wieder einsteigen. Dazu stand mit Philipp Eggersglüß ein Defensivallrounder vor dem Comeback. Etwa drei Monate später lässt sich allerdings festhalten: Es kam doch ganz anders.

Der SV Atlas hat seit der Winterpause viele Probleme, und das defensive Zentrum ist eines der größten. Mit 67 Gegentoren hat der Tabellenvorletzte die zweitschlechteste Defensivbilanz der Regionalliga Nord. In den acht Partien dieses Jahres kassierte Atlas im Schnitt mehr als drei Gegentreffer pro Begegnung. Ein Spieler wie Senkbeil, der beim großen FC Bayern ausgebildet wurde, hätte möglicherweise Abhilfe schaffen können. Inzwischen ist er Stammspieler beim SGV Freiberg in der Regionalliga Südwest. Im Nachhinein sei es wohl ein Fehler gewesen, Senkbeil nicht zu verpflichten, überlegte Fuhrken. Hinterher ist man eben immer schlauer. Als der Atlas-Sportchef die Entscheidung Anfang des Jahres traf, stellte sich die Situation aber eben völlig anders dar als jetzt. Zu dem Zeitpunkt stand auch noch nicht endgültig fest, dass Nico Matern gehen würde. Der Vize-Kapitän wollte kurz vor dem Ende der Winterpause zum Oberligisten Heeslinger SC wechseln und Atlas ließ ihn ziehen. Damit verloren die Delmenhorster einen Führungsspieler und einen Abräumer vor der Abwehr.

Viel Verletzungspech

Beim jüngsten 1:2 gegen Blau-Weiß Lohne, der achten Atlas-Niederlage in Folge, mangelte es wie so oft an der Stabilität in der Defensivzentrale. Raoul Cissé war einmal mehr der einzige gelernte Innenverteidiger im Kader. Mit Kristian Taag, der erneut am Knie operiert werden musste, und Leo Weichert, dessen Knieverletzung eine längere Pause erfordert als gedacht, ist in dieser Saison nicht mehr zu rechnen. Eggersglüß war nach seiner langen Verletzungspause kurzzeitig dabei, fällt nun aber mit Adduktorenproblemen aus.

Am bittersten ist für den SVA jedoch, dass Winterzugang Dominic Volkmer erst wegen einer Oberschenkelverletzung ausfiel und nun rotgesperrt ist. Der neue Atlas-Kapitän ist nicht nur der körperlich präsente Innenverteidiger, den die Delmenhorster so dringend benötigen, sondern auch ein echter Führungsspieler. Dass auf dem Platz jemand fehlt, an dem sich die anderen aufrichten können, lässt sich Woche für Woche beobachten. Schon der inzwischen freigestellte Trainer Key Riebau hatte mehrfach bemängelt, dass sich das Team von einem Gegentor viel zu schnell den Mut rauben lasse.

Auch gegen Lohne ergab sich eine völlig verunsicherte Atlas-Mannschaft während der ersten Halbzeit in ihr Schicksal. Dass sie nur einen Gegentreffer bis zur Pause kassierte, war reines Glück. Marco Stefandl trug die Kapitänsbinde und der Flügelspieler versuchte, seine Teamkollegen mitzureißen, doch der klassische Anführer in der Spielfeldmitte fehlte einfach. Es war niemand da, der die anderen mitzog. Der klare Ansagen machte. Der in Zweikämpfen körperliche Präsenz zeigte. Der den Gegner einschüchterte.

Kritik an der Trainingsbereitschaft

Wer Schmidts Ausführungen nach dem Lohne-Spiel hörte, musste außerdem zu dem Schluss kommen, dass der Mannschaft nicht nur auf dem Platz die Führung fehlt, sondern auch in der alltäglichen Arbeit. "Es wirkt so, als wenn bei uns hinten heraus die Fitness nicht da ist", sagte der Interimscoach und legte nach: "Einige Spieler haben die nötige Fitness nicht. Das liegt an der Trainingsbereitschaft."

Schmidt war ein Führungsspieler, der seine Teamkollegen immer wieder antrieb, doch der Ex-Kapitän machte in der aktuellen Saison nur ein Spiel. Inzwischen hat er wegen einer Knieverletzung seine aktive Laufbahn beendet und ist der Kopf des Interims-Trainerteams. Die leblose Vorstellung seiner Mannschaft in der ersten Hälfte gegen Lohne nagte an Schmidt. In der Halbzeit fand der Ex-Profi sehr deutliche Worte. "Wenn die Pausenansprache nicht gesessen hat, dann weiß ich auch nicht", sagte Schmidt später. Tatsächlich präsentierte sich Atlas nach der Standpauke in der Kabine verbessert, aber Schmidt steht mittlerweile nun einmal nur noch an der Seitenlinie. Da sind die Einflussmöglichkeiten während des Spiels begrenzt.

"Es ist ja bekannt, dass wir uns von Dominic Volkmer einiges erhofft haben, doch er ist momentan nicht dabei", sagte Schmidt. Der zweitligaerfahrene Volkmer sollte Schmidts Rolle als Kapitän und Abwehrchef einnehmen, doch eine Oberschenkelverletzung bremste ihn aus. Als er dann gegen Lübeck endlich spielen konnte, sah er in der 45. Minute die Rote Karte. Volkmer fehlte daher gegen Lohne und muss auch beim TSV Havelse am Sonntag (14 Uhr) noch zuschauen. Wenn er am 21. April gegen den SSV Jeddeloh wieder auf dem Platz stehen darf, könnte schon alles zu spät und der Abstieg kaum noch zu verhindern sein.

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